Susanne Patzt: Gewürzschlacht im Küchenreich

Meine Blogger-Kollegin und Ayurveda-Expertin Susanne Patzt wohnt in der Nähe von Ulm. Ihr Motto ist „Hier. Jetzt. Leben!“ So richtig aufmerksam geworden bin ich auf Susanne durch den Blogartikel:

InstAyurveda – Ayurveda auf Instagram, nichts für mich
Hier beschreibt sie mit feiner Ironie, wie Ayurveda auf Instagram oft zum Instant-Heilmittel verkommt:

Auf „InstAyurveda“ wird bei manchen der Anschein erweckt, dass du morgens nur warmes Wasser trinken brauchst und schon ist wieder alles in Butter – sorry – in Ghee natürlich.

Es ist geradezu paradox, wie diese jahrtausendealte, komplexe und individualisierte Erfahrungswissenschaft auf Instagram sehr vereinfacht dargestellt wird. 

Ich liebe Texte, die ein wenig ausscheren und wo auf humorvolle Art auch die eigene Branche kritisch betrachtet wird.

Daher freue ich mich ganz besonders, dass Susanne uns ihr magisches Reich, die Küche, für die Wohngespräche-Serie öffnet. Für mich ist alles in Ghee und ich übergebe das Wort und den Kochlöffel an Susanne.

Kleine Küche – große Träume

Ich lebe – mit Mann und Hund – in einer schönen, geräumigen Wohnung im idyllischen Städtchen Langenau bei Ulm. Viele Quadratmeter, die aufgeräumt und geputzt werden wollen. Beides mag ich nicht, mache ich aber.

Der kleinste Raum ist die Küche. Ungefähr 15 Quadratmeter kreatives Kochreich. Eine Küchenzeile links, eine rechts, dazwischen zwei Fenster mit Ausblick auf das unbebaute Nachbargrundstück.

Der rote Stuhl gehört den Menschen in der Küche, die allein der Unterhaltung dienen sollen

Das Innenleben des Kühlschranks gleicht oft einem Gemüse-Jenga, vor allem wenn unser Garten richtig schön beerntet werden kann. Und der Gewürzschrank könnte problemlos als modernes Kunstwerk durchgehen.

Manche nennen es Chaos, ich liebe es genauso wie es ist. Im Ayurveda sprechen wir hier von „etwas zu viel Vata im System“. Vata ist meine Grundkonstitution. Meine Natur.

Vata steht für Bewegung und Leichtigkeit, aber eben auch für ein bisschen kreatives Chaos. Das bin ich. Das ist meine Küche.

Ja, ich finde jedes Gewürz sehr schnell!

Hier bringe ich aber auch mein Vata zur Ruhe.

Entspanne beim Kochen.
Beim Kreieren.
Beim Duft der Gewürze, die im Ghee anrösten.

Hier kommen mir die besten Ideen. Hier wird groß geträumt und gedacht. Hier habe ich beim Kochen erst kürzlich die Entscheidung gefällt, die Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie anzugehen. Aber in der Küche wurden noch viele andere Entscheidungen getroffen …

Die besten Partys finden in der Küche statt

… oder die besondere Bedeutung meines Kühlschranks

Ich stand vor unserem Kühlschrank. Es war ein warmer Sommertag im Juni 2016. Ganz fröhlich zeigte ich sie ihm: Unsere neuen Freundschaftsringe, die meine Freundin Pam für uns geschmiedet hatte. Aus Weißgold. Ein paar Wochen vorher hatte sie von ihm den Auftrag dazu bekommen.

Ihre erste Frage war:
Bist du sicher, dass das nur Freundschaftsringe werden sollen?

Ich dachte nach. Er will doch nicht etwa …nee, sicher nicht! Er weiß genau, dass ich nicht heirate. Das hatte ich ihm sehr deutlich gemacht und außerdem war er auch schon mal verheiratet gewesen und nee, völlig ausgeschlossen!

Sicherheitshalber fragte ich nochmal nach. Die Antwort war eindeutig. Freundschaftsringe. Kein Verlobungsgedöns! Gut so!

Zurück zum Kühlschrank im Juni 2016. Wir standen also da. Ich betrachtete die Magnete von den Orten, die ich allein oder die wir gemeinsam bereist hatten.

Ein wenig Platz für Magnete ist noch

Plötzlich nahm er meine Hand und steckte mir den Ring an den Ringfinger der linken Hand. Ich lachte und sagte:

Als mir das letzte Mal jemand einen Ring an diesen Finger steckte, lief ich kurz danach ganz weit weg. Er lachte auch. Und sagte dann: Vielleicht läufst du diesmal ja mal nicht davon? Ich lachte wieder. Haha, lustig. Ja genau. Diesmal mal nicht.

Es dauerte einige Sekunden, bis ich es begriff. Er hatte mich reingelegt. Das war ein Antrag! Verdammt, Pam hatte doch recht.

Inzwischen sind wir seit über sieben Jahren glücklich verheiratet und auch das verflixte siebte Jahr konnte daran nichts ändern. Unsere Verlobung feierten wir mit dem kalt gestellten Sekt, den er am Abend vorher mitgebracht hatte – an Ort und Stelle vorm Kühlschrank.

Kochen ist Meditation – der Duft des Glücks

In der Charaka Samhita, eine der wichtigsten und ältesten Schriften des Ayurveda steht geschrieben:

Die Energie des Kochs überträgt sich auf das Essen und den Esser. Und auch die Energie der Nahrung übertragen ihre Eigenschaften auf den Esser.

An diesen Satz versuche ich beim Kochen stets zu denken. Sicher, es gelingt mir nicht immer. Es gibt solche Tage, da habe ich einfach keine Lust zum Kochen.

Das Büro hat mich zu lange festgehalten, der Tag war lang, irgendein Kollege hat genervt oder ich habe Rückenschmerzen. Dann klappt das entspannte Kochen nur „semi-gut“.

Aber meistens ist Kochen für mich wie Meditation. Wenn sich der Raum mit den Düften der exotischen Gewürze und der frischen Kräuter füllt, bin ich im Glück.

Am liebsten verarbeite ich das Gemüse aus unserem Garten. Ich bin sehr dankbar für diesen Luxus und das eigene Gemüse schmeckt allemal besser als das Gekaufte.

Der Eichelhäher hat es dieses Jahr gut gemeint und unseren Mais wachsen lassen

Oft weiß ich noch nicht, was es gibt, wenn ich anfange zu schnippeln. Einfach mal treiben lassen.

Heute werden zum Beispiel der frisch geerntete Mangold und die zwei Paprika verarbeitet, die die Schnecken uns gelassen haben. Dazu noch ein paar Stängel Winterheckenzwiebel. Allein diese Farben!

Ich liebe den Regenbogenmangold, die Farben machen beim Kochen einfach gute Laune.

Und dann geht es auf einmal ganz schnell. Ghee in den Wok, ein paar Gewürze dazu, brutzel, brutzel. Fertig ist das Mangold-Curry. Und falls du jetzt Appetit bekommen hast, schenke ich dir hier das Rezept:

Frohes Mangold-Curry

Zutaten für 1 Person:

  • Ca. 5 bis 6 Blätter Mangold
  • 1 kleine rote Paprika
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 dünne Scheibe Ingwer
  • 1 EL Walnusskerne
  • 1 EL Ghee (wie du Ghee ganz leicht selbst herstellen kannst und warum ich das empfehle, erfährst du hier:
    https://sp-ayurcoaching.de/ghee-selber-machen/
  • Je 1/4 TL gem. Koriander, gem. Kurkuma, gem. Kreuzkümmel, Currypulver
  • Ca. 150 ml Kokosmilch
  • Steinsalz, frischer Pfeffer

Zubereitung:

  1. Den Mangold waschen. Die Stiele in Stücke schneiden, die Blätter in Streifen (je ca. 1-2 cm breit)
  2. Die Paprika vom Kerngehäuse befreien und – dein Lieblingslied summend – in Würfel schneiden
  3. Die Zwiebel in kleine Würfel schneiden (vorher schälen nicht vergessen)
  4. Den Ingwer ebenfalls klein würfeln
  5. Das Ghee in einer Pfanne oder einem Wok erhitzen
  6. Die Zwiebel und den Ingwer kurz anbraten
  7. Die Gewürze mit guter Laune dazu werfen, nur kurz mit anrösten – wir sprechen hier von wenigen Sekunden
  8. Die Mangoldstiele und Paprikastückchen freuen sich jetzt auf den Gewürzsud und baden fröhlich darin – aber nur 3 Minütchen
  9. Dann folgen schon die Blätter und werden unter gelegentlichem Rühren 4 bis 5 Minuten mit angebraten
  10. Die Kokosmilch verschafft eine kurze Abkühlung, bevor das ganze weitere 5 Minuten vor sich hinköchelt
  11. Mit Salz abschmecken, ein paar Prisen Pfeffer dazu.
  12. Wenn du dich jetzt fragst, was du mit den Walnusskernen machen sollst: flüster ihnen deine geheimsten Wünsche zu und rühre sie dann in das Curry.
  13. Zusammen mit Reis und guter Laune servieren und schmecken lassen!
Niemals vergessen: Das Leben wartet nicht!
Susanne Patzt

Susanne Patzt

Susanne wurde 1975 in Schleiz in Thüringen geboren; sie wohnt aber seit über 30 Jahren in der Nähe von Ulm in Baden-Württemberg. Nach dem Abitur studierte Susanne Betriebswirtschaft und arbeitet seit 2000 im Gesundheitswesen.

Nach einer längeren Auszeit machte sie ihre Leidenschaft – den Ayurveda – zu ihrem Zweitberuf und arbeitet seit Anfang 2022 neben ihrem Hauptjob als Ayurveda Ernährungs- und Mentalcoachin. 2023 hat sie die Ausbildung zur Fachkraft für Stressmanagement bei der IHK absolviert und die Heilpraktikerausbildung für Psychotherapie begonnen.
 
In ihren Coachings begleitet sie berufstätige Frauen, die einen Hang zum Ausbrennen haben. Durch die richtigen Fragen und mittels verschiedener Coachingtools finden ihre Klientinnen zurück zu einem zufriedenen und ausgeglichenen Leben.

Dabei bedient sie sich in großen Teilen dem ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda, der stets Körper, Geist und Seele als Einheit betrachtet.

Mehr über Susanne Patzt erfährst du auf ihrem Blog:
https://sp-ayurcoaching.de/blog
Und hier findest du Susanne auf Instagram:
https://www.instagram.com/sp_ayurcoaching/

Lust auf noch mehr Wohngespräche? Hier entlang, bitte!

5 Gedanken zu „Susanne Patzt: Gewürzschlacht im Küchenreich

  1. Hallo Susanne, na da ist ja mal wohl Leichtigkeit und gaaanz viel Liebe drin! Wie wundervoll! Deine Küche ist tatsächlich das Herz des Heimes und Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.Ich bilde mir in der Tat ein, zu schmecken, ob ein Essen mal eben irgendwie zusammegeklatscht oder liebevoll zusammen komponiert wurde.
    Sich treiben lassen beim kochen: Das finde ich genial. Habe ich noch nicht ausprobiert. Bin Kochbuch- und Anleitungs-Kocherin. Verselbständige das Rezept erst dann, wenn das Grundrezept funktioniert…. Beim SChreiben mache ich es wie du. Ich lasse mich inspirieren und dahin treiben, wohin es mich führt. Das klappt auch dort erstaunlich gut. Vielleicht brauche ich einfachmal eine Portion Mut, um das beim Essen auch auszuprobiern?

    1. Liebe Evelyn-Susanne, vielen Dank für deine Zeilen. Ich war früher auch eine absolute Kochbuch-Köchin. Erst mit der ayurvedischen Küche habe ich angefangen, mich von Rezepten losgelöst einfach treiben zu lassen. Mittlerweile klappt das auch außerhalb der ayurvedischen Rezepte ganz gut. Ich wünsche dir die Portion Mut, es einfach mal auszuprobieren. Die Übung machts auch in diesem Fall.
      Alles Liebe – Susanne

  2. Liebe Susanne,

    ich habe es ja so überhaupt nicht mit Essen als Gesprächs-, Foto- oder Blogthema – ich esse einfach. Aber Deine Beschreibung der Küche und der darumgerankten Geschichten hat soviel Spaß gemacht, dass mich die Nahrungsmittel überhaupt nicht gestört haben. 😉

    Was für schöne Geschichten! Und wie schön, dass Du dem Ayurveda den Raum zu geben versuchst, den es verdient hat und damit gegen den Snackable-Trend anschreibst und -arbeitest.

    Liebe Uli, mit jedem weiteren Wohngespräch freue ich mich mehr über Deine schöne Idee. Denn die meisten der bisherigen Autorinnen und ihr Wirken wären mir ohne diese Rubrik verborgen geblieben.

    Danke Euch beiden!!!

    Sabine

    1. Ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat – und ich bin auch jedes Mal aufs Neue begeistert von den Geschichten, die sich um die unterschiedlichen Wohnungen und Häuser ranken.
      LG – Uli

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