Unser Traumhaus im Kleinwalsertal
Verliebt, gezögert und dann die bittere Enttäuschung eines zerplatzten Traums. Doch das Schicksal gibt uns eine zweite Chance: Das Haus kommt zurück auf den Markt. Diesmal zögern wir nicht und kaufen es sofort. Jetzt leben wir dort, wo andere Urlaub machen.
Wie alles beginnt
Im Frühjahr 2010 leben wir im Oberallgäu in einem schönen Einfamilienhaus mit Garten. Unser Dorf ist winzig; keine 200 Einwohner. Weder Kneipe noch Laden, aber ein Golfplatz und ein 4-Sterne-Hotel mit schönem Restaurant. Wir genießen den herrlichen Blick auf die Allgäuer Alpen.
Aber irgendwie wächst in meinem Mann die Sehnsucht, so richtig in den Bergen zu leben, nicht nur knapp unter der 1.000-Meter-Grenze. Er sucht gezielt in Immobilienportalen und immer wieder landen Angebote für Häuser in den Bergen in unserer Mailbox.
Im April besichtigen wir ein Einfamilienhaus im Kleinwalsertal. Man nennt es die schönste Sackgasse der Welt. Es liegt in einem Nebental von Oberstdorf, gehört zu Österreich, ist aber nur über Deutschland erreichbar – eine Exklave. Ein richtiger Urlaubsort, sommers wie winters, mit guter Infrastruktur und echtem Alpenfeeling.
Das Haus ist sehr schön, aber noch nicht ganz fertig und wird aus einem traurigen Anlass verkauft: Scheidung.
Mehr Klischee geht nicht, manchmal übertrifft die Wirklichkeit die Fiktion
Diese Trennungsgeschichte klingt wie aus einem Drehbuch für eine Soap.
Die beiden Rheinländer verbringen die Ferien immer wieder im Kleinwalsertal. Weil es der Frau so gut gefällt, beschließen sie, sich dort niederzulassen. Während der Mann weiter im Rheinland arbeitet, kümmert sie sich vor Ort um den Bau – und um ihren Liebhaber, einen Skilehrer.
Der gehörnte Ehemann bekommt Wind davon und es folgt die Trennung. Daraufhin stoppt die Bank die Kreditlinie und so bleibt das Haus unvollendet. Sie hofft, das liebevoll eingerichtete Haus im Zuge der Trennung zu bekommen. Doch der Rosenkrieg ist bereits im Gange und das Haus kommt zum Verkauf.
Unser Drama nimmt seinen Lauf
Mein Mann verliebt sich sofort in das Haus und sitzt auf dem Hosenboden in der geschützten Sitzecke der Terrasse. Er kann gar nicht genug bekommen vom Blick auf Elfer-Zwölfer.
Der Makler ist professionell, aber auch ein typischer Drücker. Er will sofort Nägel mit Köpfen machen und drängt uns zu einer kostenpflichtigen Reservierung.
Aber so eine Entscheidung will gut überlegt sein; Umzug in ein anderes Land.
Das Haus ist ein Traum – keine Frage, aber es bedeutet eine Verdoppelung meines Arbeitsweges von einer ¾ Stunde auf 1 ½ Stunden. Ich brauche eine Wohnung am Bodensee, weil ich diese Strecke nicht jeden Tag pendeln will.
Fragen über Fragen – viele Gedanken schwirren in unseren Köpfen.
Es ist Wochenende und mein Mann fährt schon am Sonntag auf Geschäftsreise nach Indien. Während er im Ausland ist, recherchiere ich gründlich im Kleinwalsertal. Ich schaue mir ein anderes – vielversprechend klingendes – Grundstück an. Dem Makler sage ich, dass wir weiter Interesse am Haus haben, wir für die Reservierung aber noch etwas Zeit benötigen.
Boom – am Mittwoch der Anruf vom Makler: Das Haus ist weg! Ein Zahnarzt aus NRW hat zugeschlagen.
Mein Mann kommt aus Indien zurück und ist völlig entsetzt. Jetzt, da das Haus weg ist, merkt er, dass er es unbedingt haben will. Ich habe den Schwarzen Peter, weil ich dem Makler nicht zugesagt habe.
Wir schauen uns das Grundstück an und stellen fest, dass die Bebauungsgrenzen sehr ungünstig liegen – es kommt also nicht in Frage.
So stehen wir mit leeren Händen da. Wieder sitzen wir auf dieser wunderbaren Terrasse mit dem Traumblick – das Haus steht leer – und mein Mann sagt mit Tränen in den Augen: Mein Lebenstraum ist geplatzt! Ich fühle mich elend.
Happy End
Unser Alltag kehrt zurück. Das Haus ist eine verpasste Chance, aber das Leben geht normal weiter, bis mein Mann im Mai erneut einen Anruf vom Makler bekommt.
Das Haus sei wieder auf dem Markt, weil der Zahnarzt es als Zweitwohnsitz nutzen wollte, was nicht erlaubt sei.
Jetzt gibt es kein Zögern mehr! Wir kaufen das Haus und bekommen sogar einen guten Rabatt.
Am 10. August 2010 ist es so weit. Unser altes Haus ist verkauft, wir ziehen um nach Österreich.
Die nächsten zwei Jahre verbringen wir damit, das Haus fertigzustellen, nach unseren Bedürfnissen umzubauen und den Garten anzulegen. Alles ist nun so, wie wir es möchten.
Rundgang
Hier stelle ich einige meiner Lieblingsplätze vor und wie der Garten vorher und nachher aussieht. Für mich ist der Garten ein wichtiger Wohnraum, deshalb möchte ich ihn in einem Wohngespräch nicht missen.
Von der Bergwiese zum Weinberg
Wir haben beide grüne Daumen und hier im Kleinwalsertal erfüllen wir uns einen Traum. Besonders beeindruckend ist steile Lage unseres Gartens. Als wir im Herbst nach dem Einzug ist der Hang ein einziger steiler Matschberg. Nach der Terrassierung gestalten wir ihn zu einem Weinberg um.
Eine richtige Weinernte gibt es zwar nicht, aber der beste Jahrgang 2018 bringt uns 4,5 Liter. Das besondere Mikroklima verdanken wir den Terrassen und den schönen Steinen. Unser Garten hat einen Hauch von Mittelmeer, dank vieler Kräuter und Wildstauden. Außerdem sind wir ein großes Insektenhotel.
Vom Rumpelrasen zum Schwimmteich
Mein Mann erfüllt sich einen verrückten Traum: einen Teich, der tief genug ist, dass er vom Balkon hineinspringen kann. Dadurch wird der Teichbau im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Tiefbau, als hätten wir im Garten eine Garage gebaut.
Unser Garten ist naturnah, wir verzichten komplett auf Chemie und Technik. Pflanzen klären den Teich. Ein Skimmer mit Pumpe wälzt das Wasser um, sodass es schön gluckert. Dieser Garten ist ein echtes Insektenparadies – Wildbienen, Libellen, Molche, Kröten und Fledermäuse fühlen sich hier wohl.
Unser Haus steht an einem Steilhang, deshalb ist unsere ebenerdige Terrasse eigentlich ein Balkon – mit Blick in die Berge und einer Rosenhecke aus englischen Ramblerrosen in Rosa und Weiß.
Im Winter
Wer in den Bergen lebt, muss auch mit Winter und viel Schnee rechnen. Ohne eine Schneefräse ist man hier aufgeschmissen. Wir leben mitten im Skigebiet und können mit den Skiern direkt ans Haus fahren.
Küche
Die Küche haben wir mitgekauft und ich hätte sie selbst nicht besser planen können. Am meisten freue ich mich über den Dampfgarer – eine echte Bereicherung. Vor ein paar Jahren tauschten wir die Kunststoffarbeitsplatte gegen Naturstein aus. Der Aufwand hat sich gelohnt. Unsere Küche ist der zentrale Treffpunkt, wo wir fast jeden Abend gemeinsam kochen und uns mit Freunden treffen.
Kleiderschrank
Ich bin, was Kleidung angeht, eher minimalistisch. Im Laufe der Zeit habe ich meinen Kleiderschrank immer wieder ausgedünnt. Am hilfreichsten war das Konzept der Capsule Wardrobe. In dieser Phase habe ich meine Garderobe in vier Saisonen unterteilt und pro Saison nur 30 Kleidungsstücke (einschließlich Handtaschen und Schuhe) verwendet.
Inzwischen bin ich etwas lockerer geworden. Meine Kleidung lässt sich gut kombinieren und ich besitze aktuell 145 Kleidungsstücke (ohne Sportsachen, Wäsche und Strümpfe). Jedes Jahr im Winter mache ich das Experiment mit den Kleiderbügeln: Ich hänge alle Bügel verkehrt herum auf. Am Ende des Jahres schaue ich, welche Teile ich im vergangenen Jahr gar nicht getragen habe.
Aktuell sind es 21 Stücke, die ich nicht getragen habe. Das ist eine recht gute Ausnutzung meiner Garderobe. Die meisten Frauen tragen im Schnitt nur 20 % ihrer Kleidung.
Ich hasse visuellen Clutter, deshalb wird einfach alles nach Farben sortiert.
Schlafzimmer
Hier sieht man meinen Blick vom Bett aus. Unser Schlafzimmer ist sehr puristisch eingerichtet, es gibt nur wenig Deko und keinen Fernseher oder WLAN. Das Bild hat mir mein Mann vor vielen Jahren geschenkt.
Jeden Morgen beim Aufstehen schaue ich drauf und es ist wie ein Start in den Urlaub. Die Euphorie sorgt für einen Hauch von Tropenflair. Das ist besonders gut, wenn das Wetter mal wieder nicht mitspielt – was ja leider auch öfter vorkommt.
Das Sideboard mit Licht ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig die richtige Beleuchtung ist. Manchmal haben wir erst die Lampe ausgesucht und dann den Rest eingerichtet. Diese Lampe ist einem Designerstück nachempfunden, ein Baumarktfund und schafft eine großartige Atmosphäre.
Ladestation
Das ist meine Ladestation fürs Handy. Es liegt nie im Schlafzimmer und wird hier über Nacht geparkt. Die Figur ist eine Art ironischer Reminder für mich, wie ungesund die Haltung beim Daddeln ist.
Schiebetüren
Hier noch ein Detail, das ich in unserem Haus besonders schätze: Schiebetüren. Die haben wir in allen Räumen. So lässt sich Platz sparen.
Arbeitsplatz
Hier ist mein Arbeitsplatz. Der Schreibtisch ist schön groß. Aber irgendwie ist unser Arbeitszimmer, das im Gartengeschoss liegt, noch immer ein Kompromiss. Ich habe noch ein Projekt im Kopf: Ich würde den Fliesenboden gern gegen einen warmen Holzboden tauschen. Eigentlich kein Problem, aber dann muss man alles ausräumen, die Fliesen herausreißen, dann eine Woche Baustelle, bis das Parkett drin ist und dann das Ganze wieder retour.
Fazit
Dieses Zuhause vereint praktische Lösungen, naturnahes Design und persönliches Flair. Wir leben dort, wo andere Urlaub machen, und genießen täglich die kleinen und großen Freuden.
Mein Garten ist Quelle der Freude und manchmal der Mühe, wenn die Arbeit überhandnimmt, ein Sturm einen Baum umwirft oder Spätfröste die Obsternte vernichten.
2020 inspirierte er mich zu meinem Gartenblog und beeinflusst mich seither bei meinen Natur-Coachings und meinen Texten über Selbstführung und Leadership. Er bietet wunderbare Analogien für das Leben und lässt mich auch in Zukunft viele Blogartikel schreiben.
Dagmar Wienböker
Dagmar ist Diplom-Volkswirtin mit 35 Jahren internationaler Management-Erfahrung in der Industrie, ausgebildete Yogalehrerin und zertifizierte Natur-Resilienz-Trainerin. Sie spricht sechs Sprachen.
Seit 2024 arbeitet sie selbstständig als Mentorin für junge Führungskräfte und bietet 1:1 Trainings offline im Coachingraum: Natur an.
Ihr Newsletter NatUrKraft liefert Inspiration und Informationen zu Selbstmanagement und Führungsimpulsen.
Neben dem Mentoring verbringt sie ihre Zeit gerne in ihrem Garten, in den Bergen oder auf Reisen. Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich als Mentorin und Vorständin im Gartenverein und kümmert sich um ihre 95-jährige Mutter.
Dagmar legt Wert auf neugierige Offenheit, realistischen Optimismus, die Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, und die Bereitschaft, sich im Spiegel der anderen zu sehen.
Mehr über Dagmar findest du auf ihrer Website:
https://www.zeitinsel-coaching.com
Ihrem Gartenblog:
https://www.rezerette.com
Und auf LinkedIn:
https://www.linkedin.com/in/dagmarwienboeker/
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