Vanessa hat einen ganz besonderen Blog. Die bekennende „Leseratte“ bloggt über „ehrliche Geschichten aus ihrem Leben, über umgesetzte, aber auch über fehlgeschlagene Projekte.“ Sie gibt „Einblicke in Themen, die sie begeistern und/oder bewegen“ und teilt ihre Erfahrungen in Form von Blogartikeln.
Ihre Wohngeschichte teilt sie hier mit uns: Die Abenteuer und Erkenntnisse bei der Suche nach einem neuen Zuhause:
Das Vorhaben
Ein neues Zuhause zu finden, ist gar nicht so leicht. Das war uns schon zu Beginn unseres Vorhabens klar und wir hatten uns dementsprechend auf einen längeren Prozess eingestellt. Glücklicherweise hatten wir keinen Zeitdruck, da wir bereits in einer Eigentumswohnung wohnten.
Wir waren uns jedoch einig, dass wir langfristig nicht in diesem Haus bleiben wollten. Mein Onkel bewohnte das Erdgeschoss, wir die obere Etage. Ein gewachsener Zustand, in dem wir immer die Neuen waren und er quasi Gewohnheitsrecht hatte.
Die Vorgeschichte
Zwar kamen wir gut miteinander zurecht aber Veränderungen waren nicht drin. Vieles, was gemeinschaftlich genutzt wurde, war noch von meinen Großeltern geprägt.
Sie hatten das Reihenmittelhaus in den fünfziger Jahren gebaut und dort vier Kinder groß gezogen. Als kleines Mädchen gab es kaum etwas Schöneres, als durch den Gemüsegarten von Opa zu streifen und nach Essbarem zu suchen.
Was es da alles gab: Äpfel und Birnen, Karotten, Kohlrabi, Erdbeeren, Kräuter, Johannisbeeren, Kartoffeln, Rhabarber und Sauerkirschen. Wobei letztere jedesmal enttäuschend für den kindlichen Gaumen waren, die konnte man nur als Kompott oder Saft genießen.
Nach dem Tod der Großeltern wurde aus dem Nutzgarten ein reiner Ziergarten mit den immer gleichen Pflanzen und ohne Obstbäume. Umgestaltungsideen unsererseits wurden stoisch ausgesessen. Wir haben uns auf den klassischen Vorgarten konzentriert, in dem dann ein bombastischer Lavendelbusch jeden Sommer gefühlt sämtliche Hummeln und Bienen aus der ganzen Nachbarschaft angezogen hat.
Mein Onkel spielte irgendwann mit dem Gedanken, sich eine etwas altersgerechtere Wohnsituation zu suchen. Für jemanden, der bis dahin sein gesamtes Leben in diesem Haus verbracht hatte, kein leichter Schritt.
Für uns war klar, dass auch wir uns darauf einstellen mussten, dass er seine Wohnung irgendwann verkaufen wird. Zwar ohne zeitlichen Horizont, trotzdem mussten wir uns überlegen, was das für uns bedeutet.
Bleiben oder gehen
Mit Fremden die schwer zu teilenden Bereiche wie gemeinschaftliche Kellerräume und Garten aufzuteilen und all die „Altlasten“ womöglich als „Kümmerer“ aufs Auge gedrückt zu bekommen, wäre ein Alptraum für uns gewesen.
Wir befürchteten, uns ständig anhören zu müssen, warum dieses oder jenes nicht renoviert war. Oder dass „die Neuen“ alles herunterkommen lassen. Oder dass wir einander nicht ausstehen könnten und wir so richtig Pech mit den neuen Mitbewohnern hätten. Gelegenheiten für Konflikte gibt es in einer Hausgemeinschaft ja genug … vor allem, wenn ein Haus so hellhörig ist.
Die Alternative wäre gewesen, die Erdgeschosswohnung irgendwann selbst zu erwerben. Wann? Das stand in den Sternen. Und was sollen wir zwei mit so viel Platz?! Ein Vermieterdasein kam für uns nicht in Frage. Das wäre zwar finanziell interessant gewesen, aber hätte für uns die gleichen Nachteile wie der Verkauf der Wohnung an jemand Fremden.
Die Neuorientierung
Da ich emotional nicht an dem Zuhause hing, war für uns sehr schnell klar, dass wir uns ganz neu orientieren wollten. Ein neuer Ort und ein gemeinsamer Neuanfang. Ich bin nach meinem ersten Studium ins Haus meiner Großeltern gezogen; mein Mann war quasi der Zugezogene.
Uns etwas Neues zusammen aufzubauen, hatte für uns daher einen zusätzlichen Charme.
Die Suche
Häuser
Anfangs haben wir nach einem kleinen Häuschen gesucht. Die scheinen aber nie ein richtiger Trend gewesen zu sein. Wer baut schon klein, wenn er riesig bauen kann? Ebenerdige Bungalows waren meist viel zu groß und dann entsprechend teuer. Häuser in klein gab es fast nicht und die meisten Objekte waren mehr baufällig als renovierungsbedürftig. Es war interessant zu beobachten, welch beeindruckende Fantasie Makler in ihren Anzeigen an den Tag legen.
Fertighäuser
Beim Wälzen der Annoncen sind wir dann auf Fertighausanbieter gestoßen. Die werben gerne damit, dass sie auch bei der Grundstückssuche helfen. Die angebotenen Grundstücke waren jedoch nicht so berauschend. Winzige Parzellen an der Hauptstraße.
Da könnten wir gleich ins nahegelegene Neubaugebiet ziehen. Für ’ne Mille bekommt man da ein Reihenmittelhaus mit einem Teppich, der sich Garten schimpft und kann dem Nachbarn am Fenster die Hand schütteln.
Grundstücke
Also haben wir weiter auf eigene Faust Grundstücke gesucht und besichtigt. Eines war wirklich schön, in einem putzigen Wohnviertel. Aber mit abrissreifer Doppelhaushälfte, gelegen in einer gefühlt stickigen Talsenke nahe der Bundesstraße. Erste Erkenntnis? Wir sind leidenschaftliche Bergbewohner und brauchen Luft um uns herum.
Sehr viel Luft und einen bombastischen Ausblick aufs nahegelegene Klärwerk bot ein weiteres Grundstück, ebenfalls mit Abrissgebäude (wobei ich das sogar noch als renovierungsfähig gesehen hätte). Allerdings weit über dem geplanten Budget und viel zu groß. Vor dem Besichtigungstermin dachte ich noch, wir könnten auf der riesigen Fläche eine Tiny-Haus-Siedlung eröffnen und damit die Kosten wieder reinholen.
Eine Alpaka-Farm wäre auch nett gewesen, aber das war nicht ganz ernst gemeint. Wobei die Viecher ja wirklich zauberhaft sind. Die Realität hat dann sehr schnell und sehr brutal alle Illusionen zerplatzen lassen. Es handelte sich um 1.000 völlig überteuerte Quadratmeter bewaldeten Steilhang. Zur bewohnbaren Fläche musste man eine fast senkrechte Wand über eine endlose Treppe erklimmen. Das hätte uns auf jeden Fall fit gehalten.
Das wiederkehrende Grundstück
Ein bezahlbares Fleckchen Erde tauchte in den Suchanfragen immer wieder auf. Sehr schmal, sehr lang und sehr zugewuchert. Ein ebenerdiger Grundriss würde hier nicht möglich sein, das war von Anfang an klar. Eigentlich wollten wir nicht zweigeschossig wohnen – wir werden ja alle irgendwann älter. Aber wie gesagt, ein bisschen Bewegung hält natürlich auch fit.
Mein Mann ist vorab am Grundstück vorbeigefahren und hat gespickelt, ob sich eine Besichtigung überhaupt lohnt. Er kam enttäuscht zurück. Für ihn war das Grundstück durchgefallen. Viel zu schmal; da ginge nie ein Haus drauf und auch sonst sei es irgendwie nichts.
Aber mir hat es keine Ruhe gelassen und so sind wir an einem sonnigen Tag nochmal hin und haben die Nase durch den Zaun gesteckt. Da wohnten bereits neugierige Hühner (die Nachbarn hatten die Wiese gepachtet), daher konnten wir nicht einfach reingehen. Aber ein bisschen war zu sehen und was ich sah, fand ich gar nicht so übel. Was die Fantasie angeht, kann ich Maklern wohl das Wasser reichen.
Liebe auf den ersten und den zweiten Blick
Beim offiziellen Besichtigungstermin konnten wir dann auch zu den Hühnern aufs Grundstück. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Nicht zu den Hühnern, sondern zur Aussicht. Die war überwältigend! Und mit ein bisschen Erklärungen meinerseits, was wie funktionieren könnte, ist die Begeisterung auch auf meinen Mann übergesprungen. Bei ihm: Liebe auf den zweiten Blick. Dass wir plötzlich ein Fleckchen für uns gefunden hatten, hat sich wie ein kleines Wunder angefühlt.
Die Umsetzung
Bis zum Einzug war es ein steiniger Weg. Erst mal mussten die Hühner umziehen. Die wohnen jetzt direkt neben uns im Nachbarsgarten und sorgen für unsere Unterhaltung. Vielleicht auch wir für ihre, so ganz klar ist das nicht immer. Auf jeden Fall sind sie verdammt neugierig. Wenn man dann im Garten werkelt und sich beobachtet fühlt, liegt das an den zwölf Hühnern, die sich hinter einem am Zaun gesammelt haben und einem über die Schulter schauen.
Dann mussten wir erst mal freilegen, was über die Jahre völlig verwahrlost war. Im Kampf gegen Brombeeren haben wir so manche Blessuren abbekommen. Teilweise sah ich aus, als hätte ich mich mit einer mies gelaunten Raubkatze angelegt, voller Striemen und Kratzer. Mit jedem freigelegten Quadratmeter wirkte die Fläche größer. Und siehe da, plötzlich kamen Leute und wollten dieses wunderschöne Grundstück kaufen. Aber nix da, das ist jetzt unseres!
Das Ausheben der Baugrube war eine mittelgroße Katastrophe. Der unfähige Tiefbauer hat sämtliche Flächen auf links, dann wieder auf rechts und dann noch einmal auf links gedreht. Ein Hausbau ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven!
Aber am Ende steht jetzt ein Haus drauf und so langsam ist alles wieder grün. Die ersten summenden Besucher konnten wir auch schon bewirten. Im nächsten Jahr werden es sicher noch mehr.
Die Lieblingsplätze
Ich weiß gar nicht, wo ich am liebsten bin. Dadurch, dass das Haus freistehend ist, findet sich immer ein Schattenplatz draußen. Aber auch drinnen ist es überall gemütlich, selbst das „stille Örtchen“ ist ganz schick geworden. Ich bin fast schon froh, dass es jetzt wieder nasskalt und früh dunkel ist und ich guten Gewissens in meiner Leseecke schmökern oder an unserem Schreibtisch tippen kann.
Der Schreibtisch ist der Ort, an dem ich mich am meisten und auch am liebsten aufhalte. Egal ob ich mal einen Tag im Homeoffice verbringe, in der Freizeit an Texten für meinen Blog feile oder einfach nur lese.
Vanessa Strauch
Mit dem Kopf voller Ideen und der strikten Weigerung, sich auf ein einziges Herzensthema festzulegen, ist der Blog queen-all entstanden. Hier landen Beiträge über die unterschiedlichsten Themen, ganz wie es der Name vorgibt.
Ein Ort zum Ausprobieren, Dokumentieren, Scheitern und Experimentieren – und hoffentlich ein wenig Kurzweile und mit einem Augenzwinkern (manchmal zumindest).
Mehr über Vanessa und ihre Herzensthemen findest du auf ihrem Blog:
https://www.queen-all.com
Lust auf noch mehr Wohngespräche? Hier entlang, bitte!
Gut Ding will Weil‘ liebe Vanessa. Und ja, es lohnt sich auch ein zweiter Blick. Schön, dass ihr so euren Seelenort gefunden habt. Alles Liebe
Liebe Vanessa, ich fühle mit dir und kann mich in dich hineinversetzen. Nicht zum ersten Mal bin ich gerade auf der Suche, und die Grundstückssuche bei dir …, puh! Wie wunderschön, dass du DEINE Bleibe gefunden hast. Auch aus einem schmalen Grundstück kann man etwas machen, oder? Ist wie mit den Zitronen und der Limo. 🙂
Liebe Grüße an euch, Vanessa und Uli, und danke!
Ulrike
Wow, was für eine spannende Suche nach einem geeigneten Zuhause! Ich kenne diese Gedankengänge anfangs sehr gut, wir wohnen im Haus meiner Tante. Viel Spass beim erkunden neuer Ecken zum Wohlfühlen, drinnen oder draussen! Liebe Grüsse Jeannine
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Jeannine!
LG – Uli
Klasse Wohngespräch, das zeigt: Auch bei der Haus- oder Grundstückssuche kommt man mit Phantasie und Vorstellungskraft weiter – vor allem zu so einem Traum von Grundstück! Mich hätte gerne einen Blick auf das fertige Haus geworfen. 🙂
LG, Manuela
Vielen Dank, liebe Manuela! Vielleicht stellt uns Vanessa ja noch ein Foto zur Verfügung! 🙂
LG – Uli
Das zeige ich dann mal auf meinem Blog, wenn der Außenputz endlich mal fleckenfrei ist. Aktuell dürfen wir uns noch mit ein paar Reklamationen beschäftigen, damit es uns nicht zu langweilig wird.
Bis dahin gibt´s hier aber zumindest ein paar Eindrücke von dem hübschen Zuhause unserer Gartengeräte: https://www.queen-all.com/2023/10/02/zu-viel-platz/
Wau! Hört sich nach viel Arbeit an, aber scheinbar hat der Weg gelohnt. Gratuliere!
Liebe Grüße,
Sibylle
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Sibylle. 🙂
LG – Uli
Danke 😊