Heute ist Samstag, der 12. März 2022. Das ist der 71. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 294 Tage bis zum Jahresende.
Die Sonne scheint strahlend vom tiefblauen Himmel; es ist keine einzige Wolke zu sehen. Die Temperatur liegt aber bei nur 5 bis 7 Grad. Es ist sehr windig und dadurch fühlt es sich noch kälter an. Zumindest VIEL kälter als noch vor ein paar Tagen in Costa Rica.
Ich möchte betonen: Normalerweise schaue ich nicht Netflix zum Frühstück! Aber heute leide ich an Jetlag! Nachdem ich mich um 8:55 (ich spürte meine rechte Hand nicht mehr!) aus dem Bett gequält habe, entschließe ich mich spontan, dort weiterzumachen, wo ich gestern aufgehört habe – bei Episode 3 von Pieces of Her. Gerade als Andy verzweifelt in den Telefonhörer ruft: „He’s been lying this whole time. I had to leave!“, beschließe ich meine Mails zu checken.
Und ich war schockiert, was ich da las! Klitzekleine Erinnerung … heute ist wieder der 12. des Monats! Wie konnte mir das entgehen??? Kurz überlege ich, den 12.3.2022 einfach ausfallen zu lassen – aber das kommt natürlich absolut nicht in Frage! Am Jahresende will ich auf 12 (zwölf!) 12von12-Artikel zurückblicken. Also Zähne zusammenbeissen, Netflix ausschalten, WordPress öffnen und den Artikel anlegen.
Wie immer am 12. des Monats, ziehe ich auch heute eine Tarot-Karte; diesmal aus dem Druid Craft Tarot-Deck. Und wie immer, handelt es sich auch diesmal um die Nummer XII – den Gehängten.
Ich zerbreche mir den Kopf, wann und vor allem warum ich diese Karten gekauft habe. Im beiliegenden Buch ist für die XII zu lesen: „reversal of values or attitudes“. Wenn ich die Karte betrachte, dann erkenne ich in mir ein „reversal of taste“.
„Go deeper now, and let go of your striving. True freedom and independence is found through surrender“, ruft mir der Gehängte nach. Das macht absolut Sinn für mich. Ich werde später in den Keller gehen, meine „zu-verschenken-Box“ holen und mich von diesem Kartendeck befreien.
Auch das Wort des Tages passt heute ganz genau zu meiner (nicht vorhandenen) mentalen Kapazität. 4 Flüge in 2 Tagen – und vor allem Miami International Airport (dazu wird es einen vernichtenden Grau-Serie-Artikel geben!) – legen eine große Menge an Gehirnzellen lahm. Ich fühle mich umgeben von einer Aura aus Watte-artiger Umnachtung, die beständig um mich herum wabert.
Wer meint, ich trinke Grappa zum Frühstück, der irrt; es handelt sich hier um eine Bildkomposition. Auch vor mir liegt noch ein längerer Weg; so ein Artikel schreibt sich schließlich nicht von selbst und ich bin erst bei Bild 5 von 12 angekommen! Auf der Rückseite des Abreißkalenders lese ich, dass Jack Kerouac 1969 im Alter von nur 47 Jahren in Florida (!) an Alkoholismus gestorben ist. Der arme Kerl hätte in Massachusetts bleiben – oder besser noch, die USA verlassen sollen. Meine Entscheidung, Florida niemals wieder zu betreten, bestätigt sich immer mehr!
Da die Sonne so verführerisch vom tiefblauen Himmel lacht, beschließe ich, einen kleinen Spaziergang zu machen. Das Wetter ist heute trügerisch, denn es weht ein eisiger Wind. Die gefühlte Temperatur kann kaum über dem Gefrierpunkt liegen. Nach 7 Wochen Sommerfeeling in Costa Rica ist das für mich ein Kälteschock.
Beim lila Haus mache ich auch schon wieder kehrt. Auf der Donauinsel ist es mir heute eindeutig zu stürmisch. Ich beschließe zur etwas windstilleren Alten Donau zu gehen.
Aber auch an der Alten Donau ist es nicht viel besser. Ich bin eindeutig „not amused“. Ich finde, es ist zu kalt für die Jahreszeit. So hatte ich mir die Rückkehr nicht vorgestellt.
Wo ist das Grün? Wo ist der Frühling? Ich mache mich auf die Suche nach den Knospen und Blättchen. Es muss sie doch schon irgendwo geben! Aber auch bei der Kaisermühlner Kirche sehe ich nur grau.
Ein paar Schritte weiter finde ich sie dann endlich. Die ersten schüchternen Blättchen und Triebe. Der Frühling hat also doch auch in Wien Einzug gehalten.
Wieder zuhause angekommen, gehe ich in den Keller, um meine „zu-Verschenken“-Box zu holen. Wie die Tarot-Karte vorschlägt, bin ich so „deep“ wie nur möglich gegangen – und das ist nun einmal der Keller. Ich bin zuversichtlich, dass sich bald eine glückliche Nachbesitzerin finden wird und ich freue mich, dass der unliebsame Gegenstand jetzt meine Wohnung verlassen hat.
Ich mache es mir mit meinem E-Book-Reader am Sofa gemütlich. Wer meint, dass Kriminalromane zur Trivialliteratur gehören, ist am Holzweg (oder Holzpferd – siehe Bild). Ich lese „Leiser Tod“ des australischen Autors Garry Disher. Sei vorsichtig, was du dir wünscht … sagt sich eine der Protagonistinnen. Stimmt! Be careful what you wish for, you may just get it!
wunderbarer Artikel! Danke dafür!!
Vielen Dank, liebe Evelyn!
12 von 12 – was für ein Kleinod!
Mir ist dieses Format noch nicht so geläufig und ich bin total angetan von deinen 12 Impressionen, liebe Uli. – Wobei es ja laut Maike offenbar ein Glücksfall ist, das Format bei dir kennenzulernen. 12 x (12 von 12) als Jahresziel – wow. Ich möchte jedenfalls gern mehr davon lesen. Und dabei wollte ich doch eigentlich keine Newsletter mehr sammeln … 😀
Wobei, um das Tarotkartendeck tut es mir leid. – Ausmisten steht bei mir zwar auch auf dem Plan. Aber immer, wenn ich mir meine Bücherregale anschaue, denke ich: Aber die Tarotkartensammlung bleibt. So!
Danke für dein tolles Feedback, liebe Petra! Ich habe ja auch eine Tarotkarten-Sammlung, d.h. auch bei den kommenden 12von12 wird es weiterhin die Nummer XII geben. Wenn ich alle XII durch habe, mache ich mathematisch weiter. 😉
LG – Uli
PS.: Auf der Website gibt es seit Juni 2021 die 12von12.
Seid Juni 2021 😮 – Da gibt es ja Lesestoff genug für mich. Danke❣
😍
einfach herrlich, liebe Uli! Meine Frühlingsstimmung ist mit diesem 12-12 definitiv gerettet.
👏🧡💛💚
….Pardon, die Nr. 73!
👍
Endlich mal ein amüsantes, gut geschriebenes 12 von 12, vielen Dank! Und ohne Kaffeetasse, aber mit Lyrik! Großartig! 🙂
Ich wünsche Dir, dass Du den Jetlag gut überstehst und es endlich wärmer wird. Das wünsche ich mir auch sehnlichst. Berlin ist so fies im März.
Maike vom Feinslieb Waldorfblog, bei „Draußen nur Kännchen“ diesmal die Nr. 71.
Vielen Dank liebe Maike, für dein tolles Feedback. LG – Uli