Mittwoch, der 12. März 2025 ist der 71. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 294 Tage bis zum Jahresende.
Es ist sehr warm in Wien und mit Temperaturen bis zu 20 Grad. Am Vormittag ist es noch recht sonnig, ab Mittag bewölkt sich der Himmel und es weht ein heftiger Südwind mit 40 bis 60 km/h.
Heute vor 87 Jahren:
Am 12. März 1938 um 4:30 Uhr landen zwei Flugzeuge am Flugplatz Aspern bei Wien, eine Maschine mit schwerbewaffneten SS-Männern, die zweite mit hochrangigen nationalsozialistischen Funktionären, darunter Heinrich Himmler. Eine Stunde später um 5:30 Uhr überschreitet die deutsche Armee die Grenze zu Österreich. Auf militärischen Widerstand stoßen sie nicht.
Noch am Vormittag erfolgt eine gewaltige Verhaftungswelle, gleichzeitig werden Jüdinnen und Juden und politische GegnerInnen in sogenannten „Reibpartien“ gezwungen, die Straßen von Parolen für die zuvor abgesagte Volksabstimmung zu säubern.
Vor 1938 leben ca. 60.000 Jüdinnen und Juden im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt. Dieses Grätzel wurde daher auch „Mazzesinsel“ genannt. Zu dieser Zeit gibt es ein florierendes jüdisches Leben mit vielen Bethäusern, Synagogen und Gemeindezentren.
Mein heutiger Spaziergang führt mich in die Leopoldstadt. Ich starte an der Marienbrücke; eine der Brücken, die die Innere Stadt mit der Leopoldsstadt verbindet.

Die Querung der Marienbrücke gehörte zu meinem früheren Arbeitsweg, um mein Büro in der Hollandstraße und später in der Lilienbrunngasse zu erreichen. Auch Papst Johannes Paul II. fuhr 1983 über diese Brücke.


In der Lilienbrunngasse mache ich eine kurze Pause und genehmige mir in der koscheren Bäckerei ein Rugelach, ein kleines, mit Schokolade gefülltes Croissant. Danach geht’s weiter in die Große Pfarrgasse.


An der Adresse Malzgasse 16 erinnert der Davidsstern an die Vereinssynagoge des 1850 gegründeten Vereins „Beth Hamidrasch Talmud Thora“. Heute müssen alle jüdischen Einrichtungen bewacht werden! Traurig, dass auch 2025 die Dummheit und der Hass noch nicht ausgestorben sind.


Das Wetter schlägt um. Ein heftiger Wind kommt auf und die Sonne verzieht sich hinter den Wolken. Ich beschließe, eine Pause beim Karmelitermarkt zu machen und in mein Lieblingslokal TEWA zu gehen und ein Falafel-Sandwich zu essen.


Es wird Zeit, nach Hause zu fahren. Mein Weg führt mich ein Stück Taborstraße entlang. Die Taborstraße ist eine der ältesten Straßen Wiens und auch heute neben der Praterstraße eine der wichtigsten Geschäftsstraßen des 2. Bezirks.
Auf der Taborstraße 12 steht das elegante Hotel Stefanie, benannt nach der ehemaligen Kronprinzessin Stefanie; Gattin des Mörders und Selbstmörders Kronprinz Rudolf. Wenn du mehr über diese tragische Geschichte wissen möchtest, hier geht’s zum 12-von-12 Heiligenkreuz und Mayerling.
Schon am 8. Juli 1600 wurde an der Taborstraße 12 erstmals ein „Gastgeb“ (=Herbergswirt) urkundlich erwähnt.

Auf der Taborstraße 10 steht die ehemalige Börse für landwirtschaftliche Produkte. Das Gebäude ist im Stil der französischen Renaissance errichtet und wurde am 23. August 1890 eröffnet. Seit 1988 gibt es im großen Börsensaal das Theater Odeon, das vom Ensemble des Serapionstheaters gegründet wurde.
Meinem Mann und mir ist das Theater von fragwürdigen Tanzaufführungen bekannt; allerdings liegen diese ungefähr 30 Jahre in der Vergangenheit. Ich erinnere mich vage an eine Performance, bei der viel Wasser und Klopapier eingesetzt wurde. Aber allein der großartige Saal ist einen Besuch wert!

Ich bin am Ende bzw. am Beginn der Taborstraße angelangt und schlendere über die Schwedenbrücke zurück zum Schwedenplatz. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen im Karmeliterviertel, aber das muss für ein weiteres 12-von-12 warten.



Ist dir der Name „Feige Unschuld“ aufgefallen? Dieser ungewöhnliche Vorname „Feige“ oder „Fejge“ ist aus Fejgel(e) gebildet, jiddisch-deutsch für „(kleiner) Vogel“.
Mehr als sechs Millionen Juden wurden während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes ermordet: in „Todesfabriken“ weit im Osten, in Lagern in Deutschland und von „Einsatzgruppen“ hinter der Front. Die Täter standen ihren Opfern nicht immer von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ein gewaltiger bürokratischer Apparat half ihnen, die systematische Vernichtung zu organisieren.
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Holocaust-Der-Voelkermord-der-Nazis-an-Juden,verbrechen100.html
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Willst du mehr von meinen Abenteuern am 12. lesen? Hier entlang geht’s zum Augenblickstagebuch, das sind die 12-von-12 gesammelten Werke:
Wer schreibt hier?
Ich bin Uli Pauer und ich unterstütze dich, Dinge loszuwerden, die für dich nur noch Ballast sind. Sachen, die dir schon lange im Weg und ein Dorn im Auge sind.
Willst du gleich loszulegen? Hol dir die geniale Checkliste „121-Dinge-sofort-ausmisten„. In diesem PDF ist alles (nach Wohnräumen bzw. Kategorien) aufgelistet, das du ohne Wenn und Aber hinauskatapultieren kannst. Von Elektroschrott bis zu alten Gebrauchsanweisungen und kratzigen Pullovern ist alles dabei. Zum Abhaken!
Zusätzlich bekommst du eine kleine Anleitung, wie du am besten und effizientesten mit dem Ausmustern beginnst.

Ah ja, da fällt mir gleich ein jüdisches Wiegenlied ein. Die Sängerin habe ich schon live gehört und schätze sie sehr (war ganz früher in der DDR, dann später im Westen, aber dort auch nicht ganz glücklich)
https://www.youtube.com/watch?v=RpxfAhL89TQ
Liebe Uli,
dankeschön für diesen interessanten Ausflug und meine Wunscherfüllung der Marienbrücke. So viele Details – da werde ich noch lange gucken! Auf den Gedenktafeln: kann jemand Feige Unschuld heiszen?? Klingt fast nach Künstlernamen…aber natürlich kenne ich mich im Judentum zu wennig aus. Das fiel mir nur sofort auf…
Und: bis 20°?!? – Wir hatten es früh leicht unter 0° und es blieb auch mittags, als dann doch mal die Sonne kam, konsequent im ungemütlichen unteren einstelligen Bereich. Aber ich hatte ja sowieso keinen Ausflug vor.
Falafel finde ich absolut lecker. Falls ich mal nach Braunschweig musz zwecks Arztbesuch… essen wir dort auch welche. Aber hier in WR wird selber gekocht, aus wirtschaftl. Gründen.
Liebe Grüsze aus dem kalten Harz
Mascha
Die Aussicht auf der Marienbrücke (und auch der Schwedenbrücke) ist wirklich sehr schön und beide Brücken führen direkt in den 2. Bezirk. Ich mag diesen Bezirk so gern, weil er nicht so touristisch überlaufen ist, wie die Innere Stadt. Und es gibt so viele schöne und kleine Gassen und Lokale und Cafés.
Der Vorname Feige ist mir auch gleich aufgefallen. Ich habe jetzt noch ein wenig dazu recherchiert: Der Vorname „Feige“ oder „Fejge“ ist aus Fejgel(e) gebildet, jiddisch-deutsch für „(kleiner) Vogel“.
LG – Uli