Hast du auch „Irgendwann“-Gegenstände und bewahrst diese Dinge auf, um sie im Fall der Fälle zur Verfügung zu haben? Dann bist auch du ziemlich sicher schon in die Irgendwann Falle getappt.
- Kleidung, die du schon Jahre lang nicht mehr getragen hast
- Schuhe und Accessoires für besondere Anlässe
- Küchenutensilien, die in Schränken und Laden auf ihren Einsatz warten
- Sportgeräte
- Werkzeuge
- Verpackungen, Boxen
- Gebrauchsanweisungen
- Lexika
Ich hatte alle diese Dinge auch.
- Schiunterwäsche für den Fall, dass ich bei -20 Grad eine Wanderung machen wollte. Der Fall ist nie eingetreten und außerdem habe ich einen warmen Daunenmantel, der bei Winterspaziergängen völlig ausreichend ist.
- Winterstrumpfhosen – ich bin dann zu der Erkenntnis gekommen, dass ich im Winter kaum Röcke trage und wenn, dann nur in warmen Räumen.
- Modeschmuck in allen Farben – ich trage nur einige wenige Lieblingsketten, im Grunde genommen nur zwei.
- Bratpfannen – ich verwende nur eine und wenn ich wirklich einmal so viel auf einmal kochen sollte, dann kann ich auch einen Topf verwenden. Oder ich könnte meine Nachbarin fragen, ob sie mir ihre Pfanne leiht.
- Plastikcontainer – ich verwende nur mehr Behälter aus Glas – die aus Plastik hatte ich trotzdem noch lange im Schrank.
- Nachschlagwerke – ich recherchiere online … aber was ist, wenn das Internet streikt?
Ich bin zum Schluss gelangt, dass es fast immer einen Plan B oder C gibt und diese Worst Case Szenarien ein Relikt aus unserem Steinzeitalter-Gehirn sein müssen.
Die Irgendwann Falle schnappt besonders oft in folgenden Fällen zu:
Fallstrick 1: Neu und Alt
Die „Irgendwann“- und „im-Fall-der-Fälle“-Gegenstände sind oft Dinge, die wir mehrfach besitzen.
Der Klassiker: Du besorgst einen neuen, „besseren“ Gegenstand – der alte bleibt!
- Du kaufst einen neuen Mantel – der alte Mantel hängt nach wie vor im Schrank
- Du besorgst ein neues Handy – die alten (inkl. Kabel!) bleiben – ich sage nur: Kabelladen!
- Du erwirbst die neue beschichtete Bratpfanne – die alte bleibt
- Du bekommst eine neue Brille – die alte bleibt
- …
Wenn du das lange genug machst, ist deine Wohnung irgendwann einmal voll von „Irgendwann“-Dingen, die als Ersatzoption oft jahrzehntelang auf ihren Einsatz warten. Irgendwann wandern sie dann in den Keller, auf den Dachboden, in die Garage oder sie landen ganz hinten in unseren Schränken. Im schlimmsten Fall werden externe Lager angemietet.
Hinter dieser Ansammlung liegt die diffuse Angst, dass du in eine missliche Lage geraten könntest, wo du genau diesen Gegenstand brauchen könntest. Im Extremfall bauen Menschen, die an dieser Angst leiden, Bunker und legen Lager an. Wir haben zu Beginn der Pandemie gesehen, als die Supermärkte gestürmt worden sind und binnen Stunden alles Klopapier ausverkauft war, um ein Beispiel zu nennen.
Eine gute Freundin hatte ein Französisch Wörterbuch auf ihrem Wohnzimmertisch liegen; es schaute schon ziemlich verstaubt aus. Sie hat in ihrer Schulzeit (ist SEHR lang her) Französisch gelernt. Ich wollte wissen, ob sie das Buch denn noch verwendet. Nein, war die Antwort – falls sie überhaupt je ein französisches Wort nachschlagen wollte, würde sie das online machen. Wozu sie das Buch dann behielte? Falls sie keine Internetverbindung hätte und dringend ein französisches Wort nachschlagen wollte, wäre das Buch wohl von Vorteil.
Wir haben dann beide zum Lachen angefangen und uns folgende Situation vorgestellt: Die Welt geht unter (in Wien übrigens 50 Jahre später), wir warten auf das Ende – aber meine Freundin kann dennoch im Fall des Falles ein französische Wort nachschlagen.
Tipp:
Wenn du zögerst, dich von diesen Dingen zu trennen (verkaufen, verschenken, wegwerfen), dann male dir diesen Worst Case doch einmal aus und überlege gleichzeitig, was Plan B, C, D … sein könnte. Du kannst dich zusätzlich fragen, welchen monetären und zeitlichen Aufwand es bedeuten würde, das Ding im Fall der Fälle noch einmal anzuschaffen oder auszuborgen.
Es gibt hier die 20/20 Regel (die kannst du beliebig für dich anpassen): Alles, was weniger als 20€ kostet und/oder weniger als 20 Minuten in der Anschaffung benötigt – dieses Irgendwann-Ding kann gehen.
Fallstrick 2: Kreative Projekte
Auch kreative Menschen leiden oft sehr an diesen Irgendwann-Dingen, denn für sie ist jedes noch so kleine Ding etwas, dass sie irgendwann für ihre Projekte benötigen könnten.
Knöpfe, Trockenblumen, Muscheln, Steine, Sand, Papier, Stoffe, alte Strümpfe, Woll- und Kerzenreste, Korken, Flaschen … aus all diesen Materialien könnte man irgendwann eine Bastelei machen oder sie für ein Projekt verwenden.
Fotos, Ansichtskarten, Eintrittstickets … daraus könnte man irgendwann ein tolles Fotobuch machen.
Tipp:
Mustere die Materialien für deine kreativen Projekte regelmäßig aus und setzte dir ein quantitatives, qualitatives und zeitliches Limit.
Wenn sich zu viele Dinge in dieser Kategorie ansammeln, kann es auch leicht zu Schuldgefühlen kommen, denn es gibt so viele (vielleicht auch schon angefangene) Projekte, die um deine Aufmerksamkeit wetteifern.
Fallstrick 3: Unendlich viel Wissen
Menschen, die an vielen Sachen interessiert sind, haben oft ebenfalls viele Irgendwann-Gegenstände, z.B. in Form von ausgeschnittenen oder gespeicherten Zeitungsartikeln, ungelesenen Magazinen, Anleitungen, Stapel an Büchern oder Videos. Der Tag ist nicht lange genug, um alle diese Informationen zu konsumieren und jeden Tag kommen neue Informationen hinzu. Die Tageszeitung kommt schon am nächsten Tag wieder, das Magazin am nächsten Monat und es werden ständig neue wichtige Bücher veröffentlicht.
Tipp:
So traurig es sein mag, aber diesen Kampf kann niemand gewinnen. Es gibt einfach so viele Informationen. Selbst wenn man zu einem einzigen Thema alles lesen, hören oder sehen möchte, es wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht möglich.
Auch bei diesen Dingen ist es am besten, sich selbst ein Limit zu setzen. Viele Büchereien bieten sehr kostengünstig Jahresabos an, wo du nicht nur Bücher ausleihen sondern auch Zeitungen und Magazine online lesen kannst.
Fallstrick 4: Spontankäufe
Eine weitere Art von „Irgendwann“-Dingen, sind Gegenstände, die du einmal spontan und begeistert gekauft hast, aber dann doch (noch) nicht genutzt hast.
Der Klassiker: Du wolltest eine neue Sportart oder Hobby anfangen oder zum Heimwerken beginnen und vielleicht hast du auch damit begonnen, aber es hat nicht wirklich Spaß gemacht oder du hattest einfach nicht genug Zeit dazu. Jetzt warten auch diese Dinge auf ihren Einsatz am Tag „Irgendwann“.
Tipp:
Mustere diese Gegenstände großzügig aus und freue dich, wenn jemand anders (dem du dieses Ding vielleicht schenkst oder günstig verkaufst) daran Freude hat. Diese Dinge haben es an sich, dass sie stumme Vorwürfe aussenden. „Jetzt war ich so teuer und du wolltest mich doch verwenden – und schau, wo ich nun gelandet bin, in einer muffigen Ecke im Keller!“
Wie du zukünftig solche Spontankäufe am besten vermeiden kannst, liest du in diesem Blogartikel:
Liebe Uli,
oh je, mit Kreativ-Kram hast Du mich erwischt… *lach*
Wir verkleinern uns aktuell von 120 auf 80 Quadratmeter und da durfte schon einiges gehen. Bei dem Kreativ-Kram hab ich mir echt schwer getan und trotzdem habe ich viele (wirklich viele) Kisten gepackt und sie dem Kindergarten meiner Enkelin gespendet. Meine Enkelin und die übrigen Kids haben sich sehr darüber gefreut und mir hat somit der Abschied nicht mehr ganz so arg weh getan.
Liebe Grüße, Susana
Das ist dann eine echte win-win-Situation. Bei dir sind die Sachen weg – und jemand anderer freut sich darüber!
OH Gott, Ulli, wie peinlich, du hast mich ertappt. Aber weißt du, wenn ich mich dann endlich durchgerungen habe, die alte Kleidung zu verschenken, schwupps hab ich 15 kg abgenommen und jetzt hätte ich sie so gut gebrauchen können. Kennst du das etwa nicht? 😉
Liebe Hilkea, wenn du 15 kg abnimmst, dann belohnst du dich einfach mit neuer Kleidung. 🙂