Die gute Botschaft zum Beginn: Die Ausmist-Apokalypse bleibt fast immer aus.
Eine der größten Befürchtungen beim Ausmisten ist die Angst vor der ungewissen Zukunft. Du hast einen Gegenstand in der Hand, den du eigentlich nicht brauchst und auch nicht magst; den du in der letzten Dekade nicht verwendet hast – und dennoch zögerst du, ihn wegzugeben. Du denkst dir:
Was, wenn ich das Ding doch irgendwann wieder einmal brauchen könnte?
Diese Frage treibt vielen Ausmist-Willigen den Angstschweiß auf die Stirn. Und lässt den Prozess des Ausmusterns stocken. Manchmal für sehr lange Zeit. Denn, eines ist richtig:
Niemand kann die Zukunft gewiss voraussagen. Schon gar nicht, ob du die alte Regenjacke oder den fünften Topf irgendwann einmal brauchen wirst. Oder die zweite Auflaufform.
Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.
Victor Hugo
Ich bin – was das Ausmisten betrifft – nicht besonders furchtsam. Beim letzten gründlichen Küche-Ausmisten habe ich meine zweite (nicht mehr sehr ansehnliche) Auflaufform entsorgt. Mehr als eine auf einmal werde ich nicht brauchen. Dachte ich.
Dann kam es aber ganz anders. Der kulinarische Super-Gau trat ein. Der schwarze apokalyptische Reiter – der für den Hunger steht – klopfte an meine Tür.
Was war geschehen?
Ich hatte Gäste zum Abendessen eingeladen. Die Hauptspeise marinierte gemütlich in der Auflaufform vor sich hin.
Ich ging dazu über, die Zutaten für meinen berühmten Ribiselkuchen vorzubereiten, da fiel mir plötzlich ein: Ich habe keine zweite Auflaufform! Natürlich könnte ich den Kuchen am Blech machen – aber in der Auflaufform gelingen sie am allerbesten.
Was also tun?
- Plan B: Bei der Nachbarin klingeln und fragen, ob sie mir ihre Auflaufform leiht.
- Plan C: Die Hauptspeise in mehrere kleine Behältnisse umfüllen.
- Plan D: Einknicken und die Ribiselschnitten am Blech backen.
- Plan E: Ins Einkaufszentrum radeln und eine neue Auflaufform kaufen (wenig Lust, denn es schüttet in Strömen).
- Plan F: Einen anderen Kuchen backen oder eine alternative Nachspeise servieren.
- Plan G: Über einen Lieferservice einen Kuchen bestellen oder in einem nahegelegenen Restaurant die Nachspeise kaufen.
- Plan H: Auf die Nachspeise verzichten.
Was will ich damit sagen?
Die Post-Ausmist-Apokalypse ist wesentlich weniger schlimm, als du es dir vielleicht in Gedanken vorstellst.
Selbst wenn du einen „Fehler“ beim Ausmisten machen solltest – solange du nicht irrtümlich deinen Ehemann oder deine Ehefrau ausgemistet hast, ist das in 99,9 % der Fälle nicht so schlimm. Du wirst du eine Alternative finden.
Fehler um jeden Preis verhindern zu wollen, kann dich im schlimmsten Fall komplett blockieren.
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
Dietrich Bonhoeffer, deutscher Theologe
Wichtig: Die Vorteile eines locker-luftigen und aufgeräumten Zuhauses überwiegen bei weitem die gravierenden Nachteile, die ein für alle Eventualitäten vollgestopfter Wohnraum mit sich bringt.
Plan B hat übrigens funktioniert! Meine Nachbarin war gerne bereit, mir ihre Auflaufform zu leihen und wir hatten ein nettes Gespräch.
Ich hoffe, diese Geschichte inspiriert dich, die „könnte-ich-vielleicht-irgendwann-brauchen“-Gedanken hintanzustellen. Oft sind die Lösungen viel einfacher, als du denkst. Und es lohnt sich allemal, beim Ausmisten etwas mutiger zu sein.
Für welchen Kuchen habe ich die zweite Auflaufform gebraucht? Für meinen Sommer-Lieblingskuchen.
Da trifft es sich gut, dass Ingrid Holscher in ihrer Blogparade fragt: Was ist dein liebster Nachtisch im Sommer?
Schon Mama hat ihn gebacken. Das Rezept stammt aus ihrem altbewährten Kochbuch. Ich kenne niemanden, der ihn nicht geliebt hat oder liebt. Die Rede ist vom einzigartig fruchtigen und auf der Zunge zergehenden Ribiselkuchen. Das Originalrezept wurde von mir adaptiert.
Ribiselkuchen
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Hier erfährst du Dinge, wie:
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- uvm.
Wer schreibt hier?
Ich bin Uli Pauer und ich unterstütze und ermutige dich, Dinge auszumustern, die für dich nur noch Ballast sind. Sachen, die dir schon lange im Weg und ein Dorn im Auge sind.
Willst du gleich loszulegen? Hol dir die geniale Checkliste „121-Dinge-sofort-ausmisten„. In diesem PDF ist alles (nach Wohnräumen bzw. Kategorien) aufgelistet, das du ohne Wenn und Aber hinauskatapultieren kannst. Von Elektroschrott bis zu alten Gebrauchsanweisungen und kratzigen Pullovern ist alles dabei. Zum Abhaken!
Zusätzlich bekommst du eine kleine Anleitung, wie du am besten und effizientesten mit dem Ausmustern beginnst.
Guten Morgen Uli,
Ribisel sind also Johannisbeeren – wieder etwas dazugelernt!
Ist auch alles ganz richtig, das mit dem Ausmisten…nur: was, wenn man keinerlei Kontakt zu Nachbarn hat? Irgendwo klingeln und fragen, das könnte ich niemals! Hab es seinerzeit *ein*mal versucht, als meine schwerverletzte Katze verschwunden war (Ausnahmesituation, da habe ich mich ganz ganz sehr überwinden müssen!)…aber niemand hat mir geöffnet – – – – ich hörte sehr wohl, dasz sie da waren.
Naja, Kreativität brauche ich hier ja sowieso, in fast allen Lebenslagen.
Sonntagsgrüsze aus dem Harz
Mascha
Liebe Uli,
Vielen Dank, dass du bei meiner Blogparade mitgemacht hast!
Dein Kuchenrezept liest sich wirklich lecker. Ich finde es gut, dass du Zucker-reduziert backst. Meist nehme ich auch nur die Hälfte oder ein Drittel des in Rezepten angegebenen Zuckers. Rote Johannisbeeren esse ich am liebsten pur, aber im Kuchen sind sie ebenfalls schmackhaft.
Was die Ausmist-Apokalypse angeht, da kann ich noch an mir arbeiten. Deine Alternativen von Plan B bis Plan H (wow!) sind inspirierend.
Ich habe mal eine nicht mehr so ansehnliche Auflaufform als Pflanzschale umfunktioniert, bevor sie dann irgendwann im Müll gelandet ist.
LG Ingrid
Es war mir eine Freude, bei deiner Blogparade mitzumachen. Es ist mir ein Anliegen zu zeigen, dass wir uns nicht aus Angst vor dem „was-wäre-wenn“ blockieren lassen sollten und viel unnötiges Zeug endlos für den Tag X aufheben. Mein Tag X ist gekommen und wieder gegangen und die Katastrophe ist nicht eingetreten.
LG – Uli
❤️
Thank you! 🙂
Mit Kreativität kann man ganz viele Herauforderungen lösen. Wir besitzen nur eine Kastenform zum Backen aber die Auflaufform (der Kasten wäre viel, viel zu klein für Lasagne 😉) für Kuchen umzunutzen, ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Definitiv wird keine runde Kuchenform einziehen, da ich nur alle Jubeljahre mal einen runden Kuchen backen würde. Und wenn Mann die Wahl hat, entscheidet er sich eh immer für den Schokorührkuchen – mit Guss, selbst bei 40° im Schatten…
Stimmt genau – selbst wenn man nicht das „perfekte“ Teil zur Verfügung hat, kann man dennoch fast immer einen Ersatz finden.
LG – Uli
Danke für dieses Rezept, liebe Uli! Ich wollte dich schon danach fragen😻 Wird unbedingt ausprobiert, die Ribisel sind schon gekauft
Ich hoffe, der Ribiselkuchen schmeckt dir! Ich liebe ihn als Sommerdessert.
LG – Uli