In Schulzeiten fühlte ich mich – was das Werken und Basteln betraf – komplett unbegabt, um es milde auszudrücken. Sämtliche Werkstücke waren unbrauchbar und alle Handarbeitslehrerinnen (wie sie damals genannt wurden) meine Feindinnen.
Ich erinnere mich an ein gehäkeltes Babyjäckchen. Es war so hart, dass es einem undurchdringlichen Brustpanzer glich. Ein Baby hätte das nie und nimmer tragen können, ohne bleibende Schäden davonzutragen.
Ein von mir genähter Rock war vorne kürzer und hinten länger; falsch zugeschnitten. Meine Mutter hatte in weiser Voraussicht einen billigen Stoff gekauft. Er war hässlich grau-braun (ich sehe ihn jetzt noch vor mir), außerdem kratzte er und kam mir wie eine muffige alte Pferdedecke vor.
Die ausgeblasenen Eier (damals durfte man noch rohe Eier verwenden) zum Bemalen für den Osterstrauch gingen alle kaputt. Und auf den selbstgebastelten Muttertagskarten war immer irgendein Fleck.
So fing ich schon früh an, meine Geschenke zu kaufen. Ein Malzbier für Mama. Da war ich gerade einmal 6 Jahre alt und im örtlichen Wirtshaus gab man mir bedenkenlos den Alkohol. Auch die Zigaretten für Papa händigte mir die Trafikantin ohne weitere Einwände aus.
In meiner Kindheit hatten Mama und Oma die Küche fest unter ihrem Kommando. Es schien ihnen auch nicht wichtig zu sein, mich in die höheren (oder auch nur niedrigeren) Kochkünste einzuweihen. Meine Rolle war es, die Speisen zu essen und beim Abwasch zu helfen.
Als in der Schule Kochen angesagt war, wusste und konnte ich natürlich nichts; absolut gar nichts. Nicht einmal Wasser kochen.
Wenn du so miserabel kochst, wirst du keinen Mann bekommen, säuselte meine Kochlehrerin und gab mir eine schlechte Note. Es war mir egal, denn ich wollte sowieso Feministin werden und Männer-Bekochen stand ganz weit unten auf meiner Prioritätenliste.
Dennoch bin ich im Nachhinein froh, dass sich die düstere Prophezeiung der Pädagogin nicht bewahrheitet hat. Es ist sogar das Gegenteil eingetreten. Meine Kreationen sind besser und vor allem gesünder, als die immergleichen Gerichte, die man in 95 % der Restaurants und Wirtshäusern bekommt.
Warum mir Kochen und Backen so wichtig ist
1. Gesunde und selbstbestimmte Ernährung
Selbst zu kochen und zu backen bedeutet für mich, dass ich weiß, was in meinem Essen steckt. Ich verwende frische und hochwertige Zutaten; zum allergrößten Teil regional, saisonal, in Bioqualität, pflanzlich und so unverarbeitet, wie nur möglich. Ich verzichte auf unnötige Zusatzstoffe und hoch verarbeitete Fertiggerichte.
Als erfahrene Köchin wandle ich Rezepte so ab, wie ich das möchte und bestimme, was in ein Gericht hineinkommt und was nicht. Was vor allem nicht hineinkommt: Zucker und ein Übermaß an Fetten.
2. Nachhaltigkeit und bewusster Konsum
Indem ich meine Zutaten selbst auswähle, achte ich auf die Produktherkunft und Verpackung. Das reduziert Müll und somit den ökologischen Fußabdruck und ich unterstütze lokale Betriebe und Produzenten.
3. Geldersparnis: Bewusst haushalten
Selbst zu kochen wirkt sich positiv auf die Finanzen aus, auch wenn ich immer wieder lese, dass Fertiggerichte angeblich billiger seien. Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält, aber falsch ist. Frische und unverarbeitete Zutaten sparen bares Geld und sind fast immer günstiger als verarbeitete Lebensmittel.
4. Zeitersparnis: Effizient, schnell und minimalistisch
Im Alltag ist es wichtig, schnelle und dennoch gesunde Mahlzeiten zubereiten zu können. Hier kommt mein neuer Küchenassistent Irv (aka Thermomix) ins Spiel. Er übernimmt viele zeitaufwändige Aufgaben. Während Irv zerkleinert, kocht, gart, Teige macht, püriert und mixt, kann ich mich schon wieder anderen Dingen widmen.
Ich bin ein großer Fan des minimalistischen Kochens. Wenige, aber qualitativ hochwertige Zutaten reichen oft aus, um ein fantastisches Gericht zu zaubern.
Meistens koche ich mehr, als ich für eine Mahlzeit benötige. Den Rest portioniere und friere ich ein. An Tagen, an denen ich keine Zeit oder keine Lust zum Kochen habe, kann ich dennoch in Windeseile ein köstliches und gesundes Gericht auf den Tisch bringen.
5. Kochen ist meditativ und macht gute Laune
Ich liebe es, einen Teig zu machen, der dann zu einem köstlichen Kuchen oder einem Striezel wird. Während ich an meinen Kreationen arbeite, höre ich Musik, ein Hörbuch oder einen spannenden True-Crime-Podcast.
Wie Kochen und Backen noch mehr Spaß macht
Die Küche ist DER Raum, in dem die lebensnotwendigen Produkte für dich und deine Liebsten hergestellt werden. Besonders hier gilt:
Weniger ist Mehr!
Das brauchst du:
- Freie Oberflächen und Platz zum Arbeiten
- Freier Boden
- Ordnung und Überblick in den Küchen-Kästen und Schubladen
- Alle Utensilien auf einen Griff verfügbar
- Gut sortierte Gewürze
- Einen smarten Vorrat an haltbaren Lebensmitteln
- Einen gut strukturierten (und überraschungsfreien!) Kühl- und Tiefkühlschrank, bei dem du die Kontrolle und den Überblick hast
- Einen kreativen Speiseplan (so vermeidest du, dass Lebensmittel verderben und entsorgt werden müssen)
Wie siehst du das? Liebst du es, selbst zu kochen und zu backen oder überlässt du das gerne einem anderen Familienmitglied? Lass es mich in den Kommentaren wissen! Jeder Kommentar hilft, dass mein Blog von noch mehr Menschen entdeckt wird und dass sie Artikel vorgeschlagen bekommen.
Dieser Text ist im Rahmen der Blogparade von Jessica Maas entstanden.
Sie fragt: Macht Selbermachen glücklich?
Ich hatte einen holprigen Start in die Welt des Selbermachens und bin auch heutzutage keine talentierte Heim- und Handwerkerin. Wie gut, dass ich die Welt des Kochens und Backens für mich gefunden habe.
Wenn du noch mehr Geschichten lesen möchtest, dann lade ich dich ganz herzlich ein, meinen Newsletter zu abonnieren, in dem es um die Themen Ausmustern, Minimalismus und Ordnung schaffen geht.
Hier erfährst du Dinge, wie:
- Was man einem Papst nicht schenken soll
- Welche Ausmist-Lehren du aus der Verhaftung des Würgers von Aachen ziehen kannst
- Was die von mir erfundene Beethoven-Skala aussagt
- Warum manche Schreibtische an Kryokonservierung erinnern
- Was die giftgrüne Kaffeemaschine in ihrem Kellerverlies plant
- Warum mein Mann es aufgegeben hat, auf Moorhuhnjagd zu gehen
- Was die lindgrüne Seidenunterhose zu erzählen hat
- uvm.
Im Newsletter gibt es immer wieder ganz besondere Storys, Wendungen und Twists – die ein Ziel haben: Dir mit Humor und einem frischen Wind das Ausmustern von Altlasten zu erleichtern.
Wer schreibt hier?
Ich bin Uli Pauer und ich unterstütze dich, Dinge auszumustern, die für dich nur noch Ballast sind. Sachen, die dir schon lange im Weg und ein Dorn im Auge sind.
Willst du gleich loszulegen? Hol dir die geniale Checkliste „121-Dinge-sofort-ausmisten„. In diesem PDF ist alles (nach Wohnräumen bzw. Kategorien) aufgelistet, das du ohne Wenn und Aber hinauskatapultieren kannst. Von Elektroschrott bis zu alten Gebrauchsanweisungen und kratzigen Pullovern ist alles dabei. Zum Abhaken!
Zusätzlich bekommst du eine kleine Anleitung, wie du am besten und effizientesten mit dem Ausmustern beginnst.
Liebe Uli, ich habe gerade gesehen, dass ich hier anscheinend noch gar nicht kommentiert habe. Ganz herzlichen Dank für Deinen tollen Beitrag zu meiner Blogparade! Und genau dieses Bewusstsein, wie „günstig“ man ein unglaublich leckeres, hochwertiges Essen zubereiten kann, finde ich auch unglaublich wichtig. Ja, ich gehe auch manchmal mit meinen Ladies in den Mc Doof, aber immer in dem Bewusstsein, dass es im Grunde genommen rausgeworfenes Geld ist.
Mich wundert es immer wieder, wie auch in den „Qualitäts“medien immer gebetsmühlenartig wiederholt wird, wie teuer denn gesundes Essen sei. Wer die Grundrechnungsarten beherrscht, könnte einfach herausfinden, dass dies komplett falsch ist. Es geht auch gar nicht darum, dass man NIE irgendein Fastfood essen sollte und NIE mal eine Fertigpizza kauft – aber zu sagen oder zu denken, dass dies billig sei, ist eine Selbsttäuschung.
LG – Uli
Liebe Uli,
da bin ich ganz bei dir! Handarbeiten habe ich außerhalb der Schule gelernt, als ich es selbst wollte, und die Küche ist auch bei mir einer meiner Lieblings-Meditations-Orte. Düfte, Texturen, Schneiden, Vermatschen, Kneten – ahhh, Hefeteig, hmmm, Kräuter!
Ich mag deinen Sonnentor-Altar mit Papst. Hier steht auch einiges aus dem Haus der erleuchteten Gewürze. Der Laden in Wien ist auch zu einladend!
Ja, und was du zum genüsslich-minimalistischen Kochen sagst: volle Zustimmung! Selbst auf Amrum, wo alles teurer ist als auf dem Festland, habe ich kürzlich mit Kartoffeln, Amrumer Rote Bete, Möhren und Broccoli, einem großen Haufen Petersilie obendrauf, Leib und Seele erfreut – gleich zwei Tage nacheinander. Den Preis und das Vergnügen hätte ich mit Fast Food nicht unter- bzw. übertreffen können.
Außerdem erdet Kochen und verbindet mich erst mit der Natur, die mir ihre Produkte beschert, dann mit mir und meiner Kreativität und meinen Sinnen. Und manchmal mit den Menschen, die mit mir essen.
Dein Artikel macht mir gerade richtig Lust darauf, meine Arbeitsplatte freizuräumen und einen Kuchen zu backen.
Liebe Grüße
Silke
Vielen Dank, liebe Silke, für deinen Kommentar! Ich finde auch, dass Kochen und Backen unglaublich erdet. Es macht mich einfach glücklich, die Speisen selbst herzustellen.
Guten Morgen Uli,
in meinem 1000-Fragen-Projekt tauchte neulich die Frage auf: Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielt?
Meine Antwort war: Einen Koch engagieren! – – –
Ja, die Sprüche kenne ich auch a la „wenn du nicht kochen kannst, kriegst du später keinen Mann“ – aber das hat sich bei mir nie bewahrheitet und früher konnte ich überhaupt nicht kochen – es interessierte mich ganz einfach nicht!
Erst mit den späteren prekären Verhältnissen habe ich es gelernt und zwar ganz ohne Rezepte. Nur aus dem etwas machen, was ich zufällig (bei der Tafel) oder sonstwo bekam. Inzwischen kann ich das sehr gut und ich agiere immer noch mit Zufalls-Lebensmitteln. Insofern würde mir wohl auch ein Thermomix nicht viel bringen – irgendwie musz man da doch immer bestimmte Zutaten haben, die der vorgibt, ja?
Natürlich koche ich frisch und täglich, aber als selbstbestimmt habe ich es noch nie empfunden, eben weil es fast immer nur Zufälle sind, auf die ich reagieren und das Beste draus machen musz. Eine kreative Herausforderung ist zwar durchaus nach meinem Geschmack, aber ich bin nur sehr ungern in der Küche und empfinde es als Stresz und Zeitverschwendung, die ich lieber anders nutzen würde. Dabei noch einen Krimi/Podcast zu hören, würde mich nur noch mehr stressen, denn ich musz mich aufs Kochen konzentrieren, alles andre stört da nur..
Ich koche, weils zum Alltag dazu gehört, nix weiter. Brot backe ich manchmal auch, wenn ich es brauche, ansonsten drück ich mich vorm Backen…
Als billiger empfinde ich Selbstkochen nur insofern, als ich mir das Gemüse vom Foodsharing organisieren kann – wenn ich das alles kaufen müszte, käme ich nie mit der Rente auch nur über den halben Monat. Pizzen vom Lieferservive gäbe es hier sowieso nie.
Sonntagmorgengrüsze
Mascha
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Mascha. Ich sehe es als großes Privileg an, dass ich alle diese Lebensmittel zur Verfügung habe. Daher ist es mir auch ganz besonders wichtig, sorgsam damit umzugehen. Oft gibt es auch bei mir Resteküche, weil ich z.B. noch ein paar Karotten oder eine halbe Zucchini habe, die ich verarbeiten möchte.
LG – Uli
Sewing and cooking, what could the school’s powers-that-were be thinking? At age 14, we had to take classes in sewing and cooking, the first supplied us with a Singer sewing machine, the second with . . . a toaster. In sewing, we were issued plaid, cotton fabric that we were to fashion into a shirt. A pattern was provided for guidance. I cut all my pieces correctly, lined them up, and started up the sewing machine. Everything was going along swimmingly and, a week later, after putting the finishing touches–cuffs, collar, buttons–on the shirt, I proudly brought it up to the teacher. She kindly pointed out that I’d sewn the collar on backwards! There went my A, down to a B grade.
In cooking, it was already assumed it’d be best if they kept it simple, idiot simple. We were all given two slices of bread and two pats of butter. All we had to do is melt the butter, toast the bread slices in the available toaster, and slather the toasted bread with the melted butter, remembering to sprinkle the buttered toast with cinnamon so-Voila!–we created cinnamon toast! This time, I got an A as did everyone else in class.
Need I say I never became a tailor or a cook?
You became a world-famous sandwich creator – who would’ve thought that!
Liebe Uli,
ein cooler Artikel über das Selbermachen in der Küche, gefällt mir sehr gut! Wie immer hadt du den perfekten Dreh, zu Ordnung, Sauberkeit und Ausmisten gefunden, Chapeau. Und wie gut, dass du auf den Mythos Preis eingegangen bist, denn frisch kochen ist tatsächlich nicht teurer als Fertiggerichte zu kaufen.
Liebe Grüße von
Nicole
Vielen Dank, liebe Nicole!
Ich finde es genauso schön, bekocht zu werden, wie selbst zu kochen. Dabei sind mir einfache und bodenständige Gerichte um Längen lieber als ein aufwendiges Gourmet-Menü. Wenn man es nicht übertreibt, bringt einen ein Fertiggericht oder die Lieferpizza nicht gleich ums Eck. Nur Ausgewogen sollte es am Ende halt sein. Dogmatische Ernährungsregeln mag ich allerdings gar nicht. Das manch einer mit fast schon religiösem Eifer über Lebensmittel doziert, zeigt, in was für einem luxuriösen Überfluss wir leben.
Da hast du recht, liebe Vanessa. Alles, was dogmatisch und quasi wie eine Ersatzreligion gepredigt wird, verfehlt die Wirkung. Es wird und braucht keine 100 % geben. Was mich ärgert, ist das gebetsmühlenartige Wiederholen (z.B. in den Medien), dass gesunde Ernährung ausschließlich für privilegierte Reiche möglich ist. Das stimmt so m.M. nach nicht. Eine einfache Rechnung zeigt: Wenn ich das Geld, das vier Lieferservice-Pizzen kosten, hernehme und z.B. Gemüse kaufe, werde ich meine Familie nicht nur besser, sondern auch billiger ernähren können. Das Problem ist, dass wir als Gesellschaft zwar stundenlang vor dem Fernseher sitzen oder am Handy scrollen – dann aber keine Zeit für Kochen und Backen aufwenden möchten. Ist natürlich die Entscheidung jeder Einzelperson. Aber dann sollte man es auch so benennen.