Wie verbringst du Raunächte, fragt meine Bloggerkollegin Umani. Mit Räuchern oder ohne? Mit Kerzenlicht? Meditierend?
Zum Räuchern, Kerzen anzünden und Meditieren habe ich dieses Jahr keine Nerven (diese liegen blank), denn seit einigen Tagen ist mein Mann verschwunden. Er ist in einem Parelleluniversum gefangen (denke ich zumindest) und ich habe keine Ahnung, wie und wann ich ihn jemals zurückbekommen werde. Aber alles der Reihe nach …
Die wilde Jagd
In meiner Kindheit erzählte mir meine Mutter oft von der wilden Jagd, die in den Raunächten durch die Lüfte zog. Furchterregende Gestalten, die alles mitnahmen, was nicht niet- und nagelfest war; vor allem Kleidung und Laken, die unachtsam auf Wäscheleinen vergessen wurden. Manchmal auch schwarze Hunde und Katzen. Selbst Menschen, die sich in diesen unheimlichen Nächten nach draußen trauten, waren nicht davor gefeit, mitgenommen zu werden.
Diese düsteren Geschichten haben sich tief in mich eingeprägt und auch heute – so viele Jahre später – berücksichtige ich noch immer die Warnung meiner Mutter, dem wilden Heer, das über den nächtlichen Raunachtshimmel fegt, möglichst aus dem Weg zu gehen. Einserseits.
Andererseits bin ich als Ausmist-Expertin oft mit dem Chaos von überfüllten und zugestopften Häusern konfrontiert. Und dem Wunsch von vielen Klientinnen, dieses Chaos möge doch einfach von selbst verschwinden.
Und so kam mir auch schon mal der Gedanke, dass es gar nicht so schlecht wäre, wenn wir uns das Prinzip der wilden Jagd zunutze machen könnten – im positiven Sinn selbstverständlich. Es sollten nur die Dinge verschwinden – oder mitgenommen werden – die wir ohnehin nicht mehr brauchen.
Schnell.
Leicht.
Mühelos.
Das moderne Chaos
Denn sicher kennst du das. Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, die Abstellkammer gleicht einem chaotischen Wimmelbild, und im Keller lauern seit Jahren mysteriöse Kartons mit der Aufschrift: vielleicht später.
Doch der Gedanke, all diese Dinge nachhaltig loszuwerden, indem du sie verschenkst oder verkaufst, fühlt sich an wie eine Mission auf den Mars zu organisieren – nur mit mehr E-Mails, Preisverhandlungen und knausrigen oder unzuverlässigen Interessenten, die nach stundenlanger Warterei dann doch nicht auftauchen. Und deine Zeit vergeuden.
QuantumPurge
Mein Mann und ich saßen gerade gemütlich beim Nachmittagskaffee, als ich das vertraute Plingen einer eingehenden Nachricht vernahm. QuantumPurge Technologies, eine Teleporter-Firma, von der ich bisher nie etwas gehört hatte, bot mir an, ihr neuestes Gerät QuantumPurge Relocator to Outer Space – kurz QPR2OS – zu testen. Als kleine Vergütung für diese Aufgabe stellten sie mir einen äußerst lukrativen Werbevertrag in Aussicht; auch das Gerät sollte ich selbstverständlich behalten dürfen.
Zuerst war ich skeptisch, doch schließlich hat mich die geniale Einfachheit der Idee überzeugt. Und als Ausmist-Expertin bin ich sowieso immer bestrebt, meinen Kundinnen neue und ungewöhnliche Ausmistmethoden vorzustellen.
Funktionsweise
QuantumPurge wandelt Gegenstände in reine Energie um. Eine diskrete und leise pling machende Solarwolke saugt die Sachen auf und schickt sie mit Lichtgeschwindigkeit durch Raum und Zeit.
Am Zielort, in einer unterstützungswürdigen Parallelwelt, werden sie wieder zusammengesetzt und stehen dort zur Verfügung, wo sie dringend gebraucht werden.
Endlich nur das Richtige loswerden
Der wahre Clou, das Herzstück der neuen Technologie: Der Teleporter erkennt automatisch, was du brauchst und was nicht; was dir dient und was nicht. Er scannt dank eines hoch entwickelten Algorithmus präzise deinen Haushalt und dein Leben. Und das so schnell, dass sentimentale Zweifel ausgeschlossen sind.
Die Kinderzeichnung von 1998, bei der du nicht mehr erkennst, ob es eine Katze oder ein UFO ist? Auf Wiedersehen!
Die Jeans, die du mal geliebt hast, aber in die du seit drei Sommern nicht mehr hineinpasst? Verschwunden – und gleichzeitig ein paar Kilo Selbstkritik weniger!
Nachhaltigkeit de luxe: Andere Dimensionen profitieren
Das Beste: Die Dinge landen nicht einfach nur im digitalen Nirwana, sondern materialisieren sich in einer Parallelwelt, wo sie dringend gebraucht werden.
Stell dir vor, dein altes Dampfbügelbügeleisen wird das fehlende Puzzlestück im Kampf gegen nicht vorhandene Knitterfalten in einer alternativen Realität, in der Menschen ausschließlich Polyester tragen.
Deine zehnte Motivtasse, die du sowieso nie benutzt und die dir im Küchenschrank Platz wegnimmt? Sie wird der Star in einer Welt, in der noch niemand jemals rotnasige Rentierbecher gesehen hat, die vom Christkindlmarktbesuch von vor sieben Jahren übrig geblieben sind.
Die alte Yogamatte, die seit fünf Jahren im Keller vergammelt? Weg, und ein bislang mattenloser Hobby-Yogi freut sich in einer anderen Dimension.
Der Stabmixer, der nicht richtig püriert und deine Küche stets in einen mit Tomatensauce gesprenkelten Tatort verwandelt? Puff, ab in die Küche eines Alien-Chefkochs, der exakt diese Einstellung braucht.
Und all das ohne endlose Diskussionen darüber, ob der Artikel noch originalverpackt ist und mit Garantie daherkommt. Und ohne dass du stundenlang in der Kälte auf einem Flohmarkt stehen musst.
Das Allerbeste: Du bekommst zusätzlich zum minimalistischen Zuhause das fantastische Gefühl, das Universum ein wenig besser gemacht zu haben. Nachhaltigkeit auf kosmischem Niveau!
Zwei Modi
Für alle, die dem Algorithmus nicht blind vertrauen wollen, gibt es eine manuelle Einstellung. Dabei kannst du selbst entscheiden, was weg geplingt werden soll und was nicht.
Willst du die hässliche Vase loswerden, die du nie mochtest, aber den alten Discman behalten? Kein Problem! Einfach markieren, Solarwolke an, Pling und schon ist die Vase mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs in eine andere Dimension.
Schreck: Mein Ehemann wurde weggepingt!
Alles lief perfekt. Der Teleporter arbeitete zuverlässig, und meine ungenutzten Gegenstände verschwanden mit präzisem Pling, um anderswo neue Bestimmungen zu finden.
Doch dann kam der Moment, der mich eiskalt erwischte: Gerade als ich die alte Golf-Ausrüstung in die Solarwolke schicken wollte, hörte ich die vertraute Frage: Was gibt es heute zum Abendessen?
Und danach: Nur mehr undurchdringliche Stille! Mein Ehemann war weg!
Offenbar hatte ein fehlerhafter Algorithmus ihn als selten gebraucht oder wenig hilfreich eingestuft und ihn kurzerhand in eine andere Dimension teleportiert.
Seither quäle ich mich mit dem Gedanken, was er dort wohl macht. Ob er mit einer attraktiven Alien-Frau flirtet oder als Koch in einer galaktischen Großküche schuften muss? Oder ob er mit widerspenstigen Klingonen-Teenagern die Parallel-Museen abklappert, um ihnen Kunst und Kultur nahezubringen?
Hotline-Horror: Die Rückholung des Gatten
Natürlich wollte ich meinen Mann nicht dauerhaft in einer Parallelwelt wissen, also nahm ich Kontakt mit QuantumPurge auf. Nach einer halben Ewigkeit in der Warteschleife – begleitet von schrecklich psychedelischer Fahrstuhlmusik (die von Dikaturen als Folter eingesetzt wird) und der monotonen Versicherung, dass mein Anliegen sehr ernst genommen werde, aber derzeit alle Mitarbeiterinnen mit Kundenanfragen beschäftigt seien, meldete sich endlich eine Stimme. Sie klang, als ob sie von einem Callcenter mitten im Indischen Ozean oder aus den dichten Nadelwäldern der Taiga kommen würde.
Ich schilderte nachdrücklich mein Anliegen. ICH.WILL.MEINEN.MANN.ZURÜCK. JETZT! SOFORT!
Vielen Dank, dass Sie uns kontaktiert haben, war die schlichte (und wohl von einer Checkliste abgelesene) Antwort. Wir bedauern Ihr Problem mit der automatischen Pling-Funktion.
Auf meine Frage, wie und vor allem wann ich meinen Mann zurückbekommen würde, kam die ernüchternde Aussage:
Unser Rückholmodus befindet sich derzeit noch in Entwicklung. Wir versichern Ihnen, dass wir intensiv daran arbeiten – bitte haben Sie noch ein wenig Geduld.
Was sie denn mit ein wenig Geduld konkret meinte, schrie ich ich ungeduldig in den Hörer. Mittlerweile war ich in der Phase 2 des Trauerprozesses – der Wut – angekommen.
Die Sicherheit der Teleportierten hat für uns höchste Priorität. Wir melden uns, sobald es Neuigkeiten gibt.
Damit war das Telefonat vorbei und ich wurde aufgefordert, die Qualität der Interaktion zu bewerten.
Trübe Aussichten
Kaum hatte ich dieses unerquickliche Gespräch beendet, hämmerte es ohrenbetäubend an der Tür. Meine Hoffnung, dass mein Mann – wie durch ein Wunder – draußen stehen würde, zerschlug sich in Sekundenschnelle.
Vor mir standen drei SEK-Beamte mit Sturmhauben; zwei davon mit Maschinengewehren im Anschlag; der dritte mit einem handlichen Rammbock. Dahinter die mir sehr gut bekannte Chefinspektorin Kalaschek.
Bevor ich sie weg plingen konnte, fand ich mich schon am Boden wieder, die Hände am Rücken gefesselt.
Nach vielen ergebnislosen Vorhören, mussten sie mich – glücklicherweise – wieder laufen lassen. Jetzt sitze ich allein zu Hause und wurde gebeten, die Stadt nicht zu verlassen, um für weitere Befragungen zur Verfügung zu stehen.
Mein Gerät ist beschlagnahmt und wird wohl als Beweisstück in einem kommenden Prozess verwendet werden. Wenn es denn einen solchen geben wird, denn ich bestreite natürlich vehement, etwas mit dem Verschwinden meines Mannes zu tun zu haben. Und ihn zu finden, dürfte sogar der umtriebigen Kalaschek schwerfallen.
Was bleibt?
Trotz aller Schwierigkeiten bin ich zuversichtlich: Teleportation wird die Zukunft des Ausmistens revolutionieren. Bis es allerdings so weit ist, empfehle ich dir, mich zu kontaktieren und ohne Teleporter auszumisten.
Gemeinsam erstellen wir einen auf dich zugeschnittenen Plan – und ich versichere dir, deine Familienmitglieder werden nicht irrtümlich in ein Paralleluniversum befördert.
Wer schreibt hier?
Ich bin Uli Pauer und ich unterstütze dich, Dinge loszuwerden, die für dich nur noch Ballast sind. Sachen, die dir schon lange im Weg und ein Dorn im Auge sind.
Ich bezeichne mich scherzhaft als Zerstückelungs-Expertin, weil ich große Ausmist-Projekte (nicht meinen Mann!) in alltagstaugliche Aufgaben zerteile. Und auch deshalb, weil ich ein großer Krimi-Fan bin.
Bei mir ist Tun angesagt.
Und Klartext – No Bullshit 🙂
Und Humor.
Meine Leidenschaft:
Übergewichtige Wohnbereiche einfach, effizient und strategisch zu verschlanken.
Und das nachhaltig!
Willst du gleich loszulegen? Hol dir die geniale Checkliste „121-Dinge-sofort-ausmisten„. In diesem PDF ist alles (nach Wohnräumen bzw. Kategorien) aufgelistet, das du ohne Wenn und Aber hinauskatapultieren kannst. Von Elektroschrott bis zu alten Gebrauchsanweisungen und kratzigen Pullovern ist alles dabei. Zum Abhaken!
PS.: Ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar bei diesem Blogartikel hinterlässt. Das hilft, dass noch mehr Menschen den Blog finden – und damit die Inspiration und Motivation, sich von den Dingen zu trennen, die nicht mehr hilfreich sind.
PPS.: Mein Mann behauptet zwar, sowieso in einem Paralleluniversum zu leben, aber glücklicherweise ist es ganz nah und heißt Wien.