Mittwoch, der 12. Oktober 2022 ist der 285. Tag des gregorianischen Kalenders, somit verbleiben 80 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter ist mild für den Monat Oktober. Sowohl für Wien als auch für Steyr gibt es die Prognose: „Wolken, Sonne und maximal 17 Grad“.
Nach dem Emmersdorf-Debakel sind wir (d.h. mein Mann und ich – er ist nun fix mit dabei bei „12von12“ – skeptisch, was den öffentlichen Verkehr außerhalb Wiens betrifft. Aber obwohl wir in St. Valentin nur sechs Minuten zum Umsteigen haben, erreichen wir den Anschlusszug ohne Probleme.
Wir sind in der oberösterreichischen Stadt Steyr, die nach Linz und Wels die drittgrößte Stadt dieses Bundeslandes ist. Die über 1000 Jahre alte Stadt ist malerisch am Zusammenfluss der Flüsse Enns und Steyr gelegen und ein wahres architektonisches Juwel. Am historischen Stadtplatz, aber auch in den Seitenstraßen reiht sich ein wunderschönes Bürgerhaus ans Nächste. Hier ist auch das Stadthotel Styria, wo wir übernachten werden.
Die Gassen sind mit Durchgängen verbunden, die manchmal so dunkel, eng und niedrig sind, dass ich mir vorstellen kann, Menschen aus ganz anderen Zeitepochen zu begegnen. Durch Steyr zu spazieren, ist wie sich auf eine Zeitreise zu begeben.
Ich bin begeistert von dieser Stadt, schockverliebt, und frage mich, warum es 59 Jahre gedauert hat, bis ich hier hergekommen bin.
Um uns zu orientieren, fahren wir mit dem Panoramalift hoch hinauf, zum Taborturm, wo es eine Aussichtsplattform gibt. Hier haben wir einen großartigen Ausblick über die Stadt.
Vom Tabor folgen wir einem idyllischen Weg entlang der alten Friedhofsmauer zum Schnallentor. „Schnalle“ ist die Bezeichnung für eine alte Münze und verweist auf den ursprünglichen Zweck des Tors als Mautstelle. Wer mit dem Fuhrwerk in die Stadt wollte, musste Pflastermaut bezahlen. Das Schnallentor wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet. Der Sgraffitoschmuck am Tor stammt aus dem Jahr 1613; darauf verweist eine am Tor sichtbare Jahreszahl.
Weiter geht’s zum Dunklhof. Das Wohnhaus aus dem 15. Jahrhundert war Sitz der niederen Gerichtsbarkeit.
Der Arkadengang stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er hat reich verzierte Säulen und mit Ornamenten geschmückte Eckpfeiler.
Hier hat die Lyrikerin und Romanschriftstellerin Dora Dunkl gelebt. In ihrem Gedichtzyklus „Ein Haus aus Stein“ schreibt sie:
Die Worte / gespenstern / und / heulen / ums Haus / wie Wölfe / der Steppe / um / das einzige Haus / in dem / ich wohne / und / den großen Sandregen / höre: / aus / meinem Haus / rieseln / die Steine / zurück / in / das Meer
Steyrdorf ist einer der ältesten Stadtteile von Steyr. Hier gab es einmal viele Handwerksbetriebe und Ladengeschäfte. Heute ist es eine beliebte Wohngegend.
Wir schlendern weiter in Richtung Wehrgraben, wo wir an der Skulptur Big Mama vorbeikommen, die von der Bildhauerin Ulrike Schörkl gestaltet wurde – und für globale Heimat, Liebe und Toleranz steht.
Pünktlich zur goldenen Stunde machen wir uns auf den Weg zum Abendessen und auch die Sonne lässt sich nun blicken. Sie lässt die Michaelerkirche wunderschön in Rot und Gold erstrahlen.
Unsere freundliche Rezeptionistin hat das Lokal „Knapp am Eck“ empfohlen. Von außen schaut es so unscheinbar aus, dass man wahrscheinlich einfach vorbeigehen würde. Innen präsentiert es sich als ein gemütliches und uriges Wirtshaus. Glücklicherweise haben wir eine Reservierung, denn kurz nach der Öffnung ist das Lokal komplett voll.
Das Essen ist vom Allerfeinsten. Ein Restaurant mit einer Qualität, wie man es nicht alle Tage findet. Das Wirtshaus-Hendl ist außen knusprig und innen zart und wird mit einer köstlichen Sauce mit Herbstgemüse serviert. Als Nachspeise gibt es Crème brûlée für meinen Mann und Schoko-Brownie mit Vanilleeis und Holler-Sauce für mich. Einfach fantastisch! Gestärkt und zufrieden spazieren wir zurück zu unserem Hotel am Stadtplatz. Es ist 20:00 Uhr und (für uns) schon fast gespenstisch ruhig auf den Straßen. Das sind wir aus Wien nicht gewöhnt.
Wir lassen diesen wunderschönen Tag in unserem gemütlichen Hotelzimmer ausklingen.
Meine Empfehlung: Wartet nicht 59 Jahre, bis ihr nach Steyr kommt! Diese Stadt ist definitiv eine Reise wert.
Uli, was für eine schöne Stadt, großartig von dir fotografisch präsentiert! Ich möchte jetzt bitte ein Wirtshaushendl essen und vorher auf die spiegelnden Wasser gucken.
Danke fürs Mitnehmen, das war ein feiner Ausflug!
Liebe Grüße
Silke
Vielen Dank, liebe Silke! Ich war auch total begeistert von Steyr!
Als ich gestern mal wieder über die Verbindung Steyr – Steiermark las, dachte ich noch, ich will da jetzt endlich mal hin. Und heute untermauerst du das noch durch deine anziehenden Fotos. Wird wohl bald mal ein Ausflug fällig werden. Der Mann kennt Steyr nämlich auch nur beruflich, also gar nicht.
LG heike
Absolut – den Ausflug solltet ihr wirklich machen! Ich war ganz hin und weg von Steyr!
Liebe Uli, Dankeschön für diese tollen Bilder und die vielen Infos. Das ist so spannend und macht Spaß, Dich durch die Stadt zu begleiten. Das Künstlerviertel spricht mich so an, das Gedicht gefällt mir sehr. Steyr ist jetzt auf meiner Liste😘❤️. Liebe Grüße, Susanne
Danke, liebe Susanne! Gut, dass es 12von12 gibt, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht nach Steyr gefahren. 😉 Die Stadt selbst ist großartig und man könnte von Steyr aus auch viele schöne Ausflüge machen. Wir werden sicher wieder hinfahren.
Wow, das musz wirklicheine tolle Stadt sein – würde ich gerne besuchen!
Danke fürs Zeigen 🙂
Oktobersonnengrüsze aus dem fernen Harz
Mascha
Vielen Dank, liebe Mascha! Ja, Steyr ist wunderbar und absolut empfehlenswert.
LG – Uli