Perfektionismus und Entrümpeln

Perfektionismus ist einer der Hauptgründe, warum das Entrümpeln und Loslassen so schwer fällt. Wir fangen mit dem Entrümpeln oder Ordnung machen erst gar nicht an, sondern wir wollen zuerst die perfekten Bedingungen schaffen. Wir geben uns nicht mit kleinen unperfekten Lösungsschritten in die richtige Richtung zufrieden, sondern wir warten. Und das kann mitunter sehr lange dauern. Manchmal ewig. Nichts zu tun und in einer Art Lähmung festzustecken, macht die Situation aber nur noch schlimmer. Zusätzlich sind wir in einem Gedankenkarussell gefangen.

Kennst du das auch?

  • Welcher Zeitpunkt ist am besten?
    • Der nächste Urlaub?
    • Im Winter oder doch lieber im Sommer?
    • Dann, wenn einmal VIEL Zeit ist.
    • Jetzt passt es gerade nicht.
  • Welche Dinge genau sollen ausgemustert werden und welche bleiben?
  • Wo am besten anfangen?
  • Was, wenn genau dieses Ding später einmal gebraucht wird?
  • Werden mit dem Ding auch unwiederbringliche Erinnerungen weggeworfen?
  • Was, wenn Familienmitglieder dem Entrümpeln kritisch gegenüber stehen?
  • Was, wenn die Mutter beleidigt ist, weil du ihr Geschenk weitergegeben hast?
  • Wohin mit den ausgemusterten Sachen?
    • Verschenken, Verkaufen oder Wegwerfen?
  • Welche Organisationen sind würdig, die ausrangierten Dinge zu erhalten?
  • Wer könnte diese Dinge am besten brauchen?
  • Müssen die guten Dinge verkauft werden, damit der Verlust nicht so hoch ist?
  • Um welchen Preis sollen die ausrangierten Dinge verkauft werden?
  • Ist wegwerfen eine Umweltsünde?

Und so ziehen die Jahre ins Land, und die Wohnungen bleiben so verstopft und unordentlich wie immer, ja schlimmer noch: Es kommen konstant neue Sachen hinzu.

Hier ein paar schnelle Ideen, um die Lähmung – ganz unperfekt – aufzulösen:

  1. Überlege dir zuerst, welche Zimmer bzw. Kategorien (Kleidung, Bücher, Papier, Bastelsachen, usw.) du generell in Angriff nehmen willst.
  2. Schaffe in kleinen 15 Minuten Einheiten Ordnung in einer Lade oder einem Regal(teil). Erlaube dir ganz bewusst, nicht perfekt zu sein.
  3. Bevor du die Dinge wieder einräumst, reinige die Fläche gründlich. Es fällt viel schwerer, in eine gereinigte Lade (z.B.) die Dinge einfach wieder hineinzuwerfen als in eine nicht gereinigte. Diesen psychologischen Trick können wir hier anwenden.
  4. Nimm dir nicht vor, alle Bücher oder die ganze Kleidung auf einmal auszumustern, sondern starte klein. Du kannst dir z.B. nur die Socken vornehmen oder nur die Schals.
  5. Alternativ kannst du beginnen, von jeder Kategorie 1 Stück (bzw. x Stück) auszumustern. Du schaffst es, dich von einem Buch zu trennen und es z.B. in eine Zu-Verschenken-Box zu legen. Bravo, dann schaffst du am nächsten Tag 2. Der Beginn ist gemacht. Du schaffst es, ein Regal aufzuräumen – dann schaffst du es auch, ein weiteres Regal aufzuräumen.

Wichtig ist, dass der Stillstand durchbrochen wird und Dynamik in die Sache kommt – d.h. dass der erste Schritt gemacht und als Erfolg verbucht wird! Der Wunsch, mehr zu machen kommt dann quasi von selbst, ohne dass du dich quälen musst.

Stell dir vor, du möchtest einen Marathon laufen – du startest auch nicht sofort mit 42 km, sondern vielleicht mit einigen 100 Metern oder du ziehst einmal nur deine Laufschuhe an und gehst raus. Aber du befindest dich am Start und das ist 1000 mal besser, als über die perfekte Vorgangsweise nachzugrübeln und nichts zu machen.

Beim Entrümpeln ist es genauso. Auch hier muss erst einmal die „Aufräum-Muskulatur“ trainiert werden. Je länger du dran bleibst, desto einfacher wird es dir fallen. Gerade am Beginn und wenn das Ausmisten sehr schwer fällt, sind kleine aber konstante Schritte besser als nach einem Tag „Aufräum-Marathon“ entnervt aufzugeben.

Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt

Was Laotse gesagt hat, gilt auch für uns. Wenn schnell nicht geht, dann machen wir es eben langsam – und das ist viel besser als gar nicht erst zu beginnen.

Buchempfehlung:

Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema ist „Atomic Habits“ von James Clear. Er beschreibt darin in vielen praktischen Beispielen, wie man die eigenen Verhaltensweisen in „mini“ Schritten in die gewünschte Richtung verändern kann. Sein Motto ist „Get 1% Better Every Day„.

Du willst weiterlesen? Hier geht es zu meinem Artikel: 5 Tipps, um mit dem Entrümpeln zu beginnen.

Ein Gedanke zu „Perfektionismus und Entrümpeln

  1. Toller motivierender Artikel. Bei mir ist es eher so, dass mein Perfektionismus mich ewig antreibt zu entrümpeln. Meine Augen schauen ständig, was ich denn noch loslassen könnte 🙂
    Herzliche Grüessli
    Jeannine

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