Der Aufenthalt in den Bergen ist für mich weit mehr als nur ein Urlaub. In den Alpen zu wandern und ihre Schönheit, aber auch Gefährlichkeit hautnah zu erleben, ist einfach fantastisch. In dieser grandiosen Landschaft und weit weg von zu Hause, ist es leicht, loszulassen und zu entspannen.
Sommerfrische im Ötztal
Das Innsbrucker Tagblatt vom 18. Juli 1874 berichtet:
Tourismusinfo anno 1874! Unzweifelhaft bezahlt vom Wirt Grüner!
Schon 1874 wusste man, dass das Ötztal – der „go to Place“ für den Sommer ist – und ich stimme dem 100% zu.
Das Ötztal mit seinen Talstufen bietet fantastische Naturerlebnisse und grandiose Aussichten für alle.
Die Wanderwege können auch von Frauenspersonen ganz leicht und ohne Gefahr begangen werden (siehe Artikel!)
Es gibt ausgezeichnetes Essen und herzliche Gastlichkeit.
Und besonders wichtig: Es gibt – für eine ländliche Gegend – hervorragende öffentliche Verkehrsmittel, sodass einem entspannten Urlaub ohne Auto nichts im Wege steht.
Ich möchte die Tradition der „Sommerfrische“ in mein Leben bringen und in den nächsten Jahren mehr Zeit – idealerweise den ganzen Sommer – im Ötztal verbringen.
„Der gemeine Tourist ist fortwährend in Bewegung, frisst alles was ihm unterkommt und hält sich am liebsten in Höhen von 1000 – 3000 Meter auf“, berichtet die Zeitschrift Wiener Caricaturen bereits am 7.8.1887.
Das kann ich (mit Ausnahme des Essens – da bin ich heikel!) bestätigen. Wenn ich nicht gerade in den Bergen unterwegs bin, dann doch vom Zimmer in den Speisesaal oder zum Pool.
Umhausen ist für mich wie ein zweites Zuhause. Nach der 5stündigen Zugfahrt von Wien nach Ötztal sind wir wieder angekommen. Der erste Weg nach der Ankunft führt immer am Steppsteig entlang zur Aussichtsplattform.Ein weiterer Fixpunkt ist die Hängebrücke in Längenfeld. Sie verbindet die beiden malerischen Weiler Brand und Burgstein. Wieder in Längenfeld angekommen, ist der Besuch der Konditorei Pflicht, denn das Eis dort ist phänomenal.Bequem mit der Acherkogelbahn auf den Hochötz – oder so wie hier, zu Fuß zur Teufelskanzel. Hoch hinaus und den Blick über das Tal und die Ötztaler Ache schweifen lassen, gehört zu den schönsten Erlebnissen. Beim Ötztal wird vom Tal der Bergstürze gesprochen. Vor rund 3.000 bis 9.000 Jahren kam es im Ötztal zu den im Ostalpenraum gewaltigsten Bergstürzen. Der riesige Köfler Bergsturz verschüttete das gesamte mittlere Ötztal. Dadurch staute sich ein ausgedehnter See auf, bis sich die Ötztaler Ache tausende Jahre später durch das Ablagerungsmaterial des Bergsturzes „durchfressen“ konnte. Zurück blieb das heutige Längenfelder Becken als fruchtbarer, ehemaliger Seeboden.Die gemütliche Wanderung von Niederthai entlang des Horalachbachs zur Schweinfurter Hütte gehört ebenfalls zu den lieb gewordenen Traditionen. Nach Niederthai kommt man mit dem Wandertaxi, das diesmal das „Urlaubslied 2021“ beigesteuert und so für einen (noch immer) andauernden Ohrwurm gesorgt hat: „Summer Wine“ von Nancy Sinatra & Lee Hazelwood. Manchmal denke ich mir: Wenn ich doch nur aufhören könnte, mir Lee Hazelwood mit den jingelnden Silver Spurs vorzustellen …Diesmal wollten wir besonders hoch hinaus und so sind wir von Sölden mit dem Gletscherbus zum Rettenbachferner gefahren. Leider ist vom Gletscher nicht mehr sehr viel übrig. Mit der Schwarze Schneidbahn ging es dann weiter zum höchsten Punkt im Ötztal, der mit einer Seilbahn erreicht werden kann. Die Bergstation befindet sich auf ca. 3.200 Meter.Am Gaislachkogel auf 3.000 Meter Höhe ist Ms. Jane Bond siegreich im Kampf gegen das Böse. Puh, das war anstrengend! Nun ist der Besuch im IceQ und ein Glas Wodka Martini angesagt.Ein Erlebnis der Sonderklasse ist die Wanderung von Vent zu den Rofenhöfen, die als höchstgelegene (auf 2.014 Meter) Dauersiedlung der Ostalpen gelten. Eine kleine Hängebrücke führt über die eindrucksvolle Rofner Schlucht. Ich habe hier manchmal das Gefühl, im Schottischen Hochland zu sein.Eine meiner Lieblingstouren ist die Wanderung von Gries durchs Sulztal zur Amberger Hütte.Von Kühtai aus geht eine wunderschöne Wanderung zur 3-Seen-Hütte. Am Bild sieht man den ersten der drei Seen, den Hirschebensee. Am Rückweg kommt man beim beeindruckenden Finstertaler Stausee vorbei.Unterwegs am Arzwinkler Waalweg, einem alten Bewässerungssystem, das in früheren Zeiten die Flachsfelder bei Umhausen mit Wasser versorgt hat.Ein Wasserbecken des Stuibenfalls, des höchsten Wasserfalls in Tirol. Für mich ist und bleibt es dennoch Reichenbach Falls – und wie jedes Jahr habe ich hier mein Rendezvous mit Sherlock Holmes und Professor James Moriarty. Siehe FunFact #67.
Blogdekade
Die Blogdekade – d.h. 10 Artikel in 10 Tagen zu schreiben, so die Challenge – ist genau in meine Urlaubszeit gefallen. Dennoch war es mein Ziel, 10 „unperfekte“ Artikel zu schreiben – und 10 sind es auch geworden. „Glücklicherweise“ hatten wir ein paar Regentage und ich habe in der Hotellobby mein Büro aufgebaut.
Hier lässt es sich gut schreiben. Innen- sowie beheizter Außenpool sind jederzeit verfügbar. Außerdem: Herrlich, an so einem trüben Tag in die Sauna oder das Dampfbad zu gehen.
Hier geht’s zu den 10 Artikeln, wo ich das Thema Entrümpeln und Minimalismus aus verschiedenen Blickwinkeln betrachte und meine besten Tipps gebe.
Leben im Hotel
Das Leben in einem guten Hotel hat viele Vorteile. Unter anderem muss man sich nicht um so profane Dinge, wie Lebensmitteleinkauf, Kochen, Putzen, Waschen oder Reparaturen kümmern, sondern kann sich voll und ganz auf die eigenen Aktivitäten konzentrieren.
Das Leben im Hotel zeigt mir auch immer wieder, wie wichtig es ist, sich bei Dingen und Verpflichtungen zu beschränken. Je weniger Sachen man hat, um die man sich kümmern muss, desto mehr Zeit hat man für sich selbst und die eigenen Projekte.
Ein trüber Tag mit Nebelschwaden – und dann noch nach dem Abendessen im Relaxraum einen spannenden Krimi lesen – das ist (Ent)spannung pur!
Für mich war es einfacher, die 10 Blogartikel im Hotel zu schreiben – und das, obwohl jeden Tag (außer den beiden Regentagen) eine Wanderung am Programm gestanden hat.
Der Urlaub im Ötztal und der Aufenthalt im (immer selben) Hotel haben für mich etwas Beruhigendes. Hier komme ich zur Ruhe und der Stress fällt von mir ab. Nach 3 Tagen im Ötztal habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt kein Bedürfnis danach habe, je wieder nach Wien zurückzukehren. Die Vorstellung, dass meine Wohnung und alle Gegenstände in ihr abgebrannt wären, lässt mich völlig kalt. Alles, was ich brauche, ist in meinem Hotelzimmer. Wohlgemerkt: Ich LIEBE Wien und bin eine überzeugte Städterin und Wienerin.
So bin ich auch wieder nach Wien und in mein Wiener Leben zurückgekehrt. Aber vielleicht werde ich eines Tages das alles hinter mir lassen – zumindest in der heißen Jahreszeit – und die Sommerfrische in den Tiroler Bergen genießen.
Was steht an im September
September-Challenge in der FB-Gruppe „Entrümpeln mit System & Power“
Wir entrümpeln gemeinsam, mit dem Ziel jeden Tag zumindest ein ungeliebtes oder nicht mehr benötigtes Ding zu entsorgen (zu verschenken, wegzuwerfen oder zu verkaufen). Am Ende hat jede Teilnehmerin zumindest 30 Dinge weniger – und vielleicht dürfen sogar noch mehr Dinge den Haushalt verlassen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Endzahl, die wir als Gruppe erreichen werden.
Übrigens, auch Quereinsteigerinnen sind jederzeit herzlich willkommen! Klicke auf das Bild – da geht’s zur Gruppe:
Anleitung zum Entrümpeln
Ich arbeite an einem neuen PDF zum downloaden.
Viele neue Blogartikel
Die Blogdekade hat mich motiviert, mehr und regelmäßig zu bloggen und so meine beiden Leidenschaften – das Schreiben und den Minimalismus – zu verknüpfen.
Schnell, leicht – ja am besten im Schlaf und über Nacht! Du leidest an Blockaden, Depressionen oder willst „nur“ abnehmen? Du hast unerfüllten Kinderwunsch oder du kommst mit deinen Kinder nicht mehr zurecht? Du willst ein Online-Business gründen und du hast keine Ahnung, wie? Du willst aufräumen und zwar gründlich? Alles kein Problem. Es gibt nichts, absolut NICHTS, das nicht ganz EASY gelöst werden kann. Trommelwirbel: Hier kommt der magische Erfolg, DER Erfolgsmagnet! So die Versprechen.
Drei Zutaten für den „magischen“ Erfolg
1. Geheimnisse
Wenn man im Netz nach Onlinekursen oder Coaching sucht, dann findet man ganz viel „Geheimniskrämerei“.
Geheimnis Traumfigur
Geheimnis erfolgreiche Kommunikation
Geheimnis Unternehmenserfolg
Geheimnis Kunden gewinnen
Geheimnis Bestseller schreiben
Geheimnis glückliche Kinder
Ich könnte hier endlos weiterschreiben. Sicher gibt es auch ein Geheimnis vom regelmäßigen Stuhlgang und vom perfekten Sex.
Alternativ zu den „Geheimnissen“ wird manchmal auch diese Phrase verwendet:
Was dir xxx nicht sagt
Was dir bisher noch niemand gesagt hat
Warum, oh warum, kennt das Gesundheitsministerium dieses Geheimnis nicht?
Nun ist der Begriff „Geheimnis“ nicht per se schlecht und es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn er im Sinne von „Tipps“, „Tricks“ oder „Hacks“ benutzt wird.
Wird er allerdings inflationär verwendet und aus allem und jedem ein riesiges Geheimnis gemacht, zu dem nur ganz wenige Erleuchte Zugang haben, dann ist Vorsicht geboten. Selbsternannte Gurus, die sich mit einer mysteriösen Aura und mit wallenden Gewändern umgeben und gegen Cash ihre Geheimergüsse verkaufen wollen – NEIN, DANKE!
2. Schnell
Skepsis ist auch angebracht, wenn versprochen wird, dass der erwünschte Zustand „schnell“ eintritt. Du kannst dich schnell einmal besser fühlen, aber wirst du dich auch dauerhaft besser fühlen? Du kannst schnell einmal aufräumen, aber wird diese Ordnung nachhaltig sein?
Besonders schlimm sind Heilversprechen. Wenn jemand verspricht, dich in nur 20 Minuten von Ängsten, Depressionen, Panik und Burnout zu befreien, dann ist das moralisch einfach inakzeptabel.
Wut und Hass machen sich in mir breit, ich habe 1000 Gedanken und gleichzeitig keine. Manchmal spüre ich gar nicht, dass ich noch lebe. Dort, in Wien, habe ich gedacht, ich muss jetzt sterben.
Das sagt eine Austauschstudentin bei der Hauptverhandlung aus. Sie wurde in Wien in einer Toilette am Praterstern Opfer einer Gruppenvergewaltigung. Nun, sie konnte nicht persönlich aussagen, es ging ihr zu schlecht.
ALLE, wirklich ALLE, KÖNNEN geheilt werden?
Kann auch das Vergewaltigungsopfer in 20 Minuten geheilt werden, frage ich mich?
Kann sie sich in nur 20 Minuten von ihren Schmerzen, Ängsten und Blockaden befreien?
Wie beim Begriff „Geheimnis“ ist auch gegen „schnell“ an sich nichts einzuwenden. Ein guter Coach kennt Abkürzungen und kann definitiv unterstützen, schneller zu einem Ziel zu gelangen.
ABER: Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Da hilft ein wenig Schnipp und Schnapp, gewürzt mit einer Prise Hokuspokus nicht. Bei diesen schnellen Heilversprechungen (die im Kleingedruckten dann meist ausgeschlossen werden) ist absolute Vorsicht geboten! Hier besteht Lebensgefahr!
Ich frage mich auch immer, was Psychiaterinnen oder Therapeutinnen dazu sagen würden. Sind sie bestürzt, dass sie das 20-Minuten-Geheimnis nicht kennen? Dass es offenbar nicht Teil ihrer Aus- und Weiterbildung ist? Dass sie Patientinnen jahrelang behandeln, wo es doch auch in 20 Minuten gehen könnte?
3. Einfach
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; denn der Herr gibt es den Seinen im Schlaf. Psalm 127
Eines Tages in der Früh wachst du auf. Du bist jung und schön und fühlst dich fantastisch. Alle deine Krankheiten sind wie weggeblasen. Dein Traumpartner lächelt dich zärtlich an und du erfreust dich an deinen wohlgeratenen Kindern. Auch deine überflüssigen Kilos sind weg und du fühlst deine neu erstarkten Muskeln. Ein Blick auf dein Konto zeigt dir gigantische Zuwächse. 6stellig? Nein, sogar 7stellig! Auch dein Heim ist über Nacht wunderschön geworden. Das Chaos ist wie von Zauberhand verschwunden und du lebst nun in deinem neuen Traumhaus im Grünen mitten in der Stadt. Der Tesla steht vor der Tür. Alles glitzert und funkelt im Sonnenschein.
Was ist geschehen? Bist du in einem Traum? Wahrscheinlich – oder du schaust gerade die neue Serie Simpleville.
Einfach, was für ein magisches Wort! Wir alle lieben diese Geschichten, wo sich einfach alles in Wohlgefallen auflöst.
Einfach ein neues Leben beginnen
Einfach viel Geld verdienen
Einfach ein erfülltes Leben führen
Einfach die richtigen Menschen anziehen
Einfach einen Bestseller schreiben
Verdiene dich dumm und dämlich!
Der eigentliche Text lautet in etwa so: Bezahle mich dafür, und ich verrate dir x urgeheime Geheimnisse, damit ICH schnell und einfach reich werden kann.
Auch das Wort „einfach“ ist nicht per se schlecht. Es gibt Menschen, die es sich unnötig kompliziert oder schwer machen und es gibt oft einfachere Wege, die ein guter Coach kennt.
ABER: Einfach im Sinne von „da wedle ich mal kurz mit dem Zauberstab“ funktioniert in den wenigsten Fällen und schon gar nicht, wenn es um schwerwiegende Krankheiten oder komplexe Sachverhalte geht.
Da kommt die Zauberfee!
Aus der Traum
Der versprochene Traum ist nicht wahr geworden? Der VIP-Kurs hat dein Leben nicht auf magische Weise transformiert? Nur dein Konto ist jetzt etwas leerer?
Die Versprechungen waren nicht mehr als ein wenig heiße Luft?
Wer trägt nun die Verantwortung dafür, dass es nicht so funktioniert hat wie versprochen? Richtig geraten! Das bist DU! Die Erklärungen bekommst du natürlich als Draufgabe dazu:
Du hast nicht genug daran geglaubt
Du hattest das falsche Mindset
Du hast deinen Wunsch nicht intensiv genug manifestiert oder gechannelt
Du warst innerlich nicht bereit für die Änderung
Du hast nicht BIG genug gedacht
Du hast den tieferen Sinn nicht verstanden
Du warst zu verbissen
Du warst zu wenig fokussiert
und so weiter und so fort …
Welche Seminare, Ausbildungen und Kurse du buchst und in welcher Form du daran teilnimmst – da bist du selbst dafür verantwortlich.
Für die Inhalte und Versprechungen sind allerdings IMMERdie Anbieterinnen verantwortlich und vor dieser Verantwortung drücken sich manche sehr gerne.
Die (Miss)erfolgsgeschichten
In den diversen Testimonials werden die Erfolgsgeschichten ausgebreitet und zelebriert.
Es spricht natürlich absolut nichts dagegen, zufriedene Kundinnen zu Wort kommen zu lassen und so einen Anreiz für potentielle neue Kundinnen zu schaffen.
ABER: Wie wird mit den unzufriedenen Kundinnen verfahren? Wird das Programm angepasst, wenn die Erfolgsrate gerade einmal magere 2% ist?
Man stelle sich vor, eine Lehrerin spricht enthusiastisch über ihre Superschülerin, die in allen Fächern brilliert. In ihrer Klasse sind aber insgesamt 20 Kinder und die anderen 19 Schülerinnen und Schüler sind weit davon entfernt, ihre Ziele zu erreichen. Die 19 werden nicht mehr weiter erwähnt, sie sind so etwas wie Kollateralschaden. Leider, leider hat es bei ihnen nicht gereicht, aber Schwamm drüber, reden wir nicht mehr davon. Schließlich wollen wir die Feierlichkeiten zur „Pädagogin des Jahres“ nicht stören.
Man stelle sich weiter vor, dass besagte Lehrerin viel Geld nimmt, um Schülerinnen zu unterrichten, von denen sie schon zuvor genau weiß, dass sie absolut nicht die Voraussetzungen für einen Erfolg mitbringen. Grundschülerinnen im Universitätslehrgang, zum Beispiel. Nun, mit ganz viel Glück, einmal in 100 Jahren vielleicht, kommt ein Wunderkind, das alle Klassen überspringt und mit summa cum laude abschließt. Aber die anderen 99,999% haben keine Chance. Was ist das? Ich sage, das sind betrügerische Absichten.
Taubstumme, die hören, Blinde, die sehen, Lahme die gehen … und ein Online-Business von Null auf eine Million. Es gibt sie wahrscheinlich, diese Fälle, aber der Prozentsatz ist verschwindend gering.
Namenlose Experten und „A lot of people“
Manchmal werden auch „führende“ Experten bemüht, die anonym eine Empfehlung abgeben. Von „Führenden Experten empfohlen“ heißt es lapidar – nur wer diese Experten sind, steht nirgends. Oder es handelt sich um Pseudo-Experten, die nicht einmal einer simplen Internet Recherche standhalten.
Genauso ist es bei den angeblich vielen Menschen, die ein Programm erfolgreich durchlaufen haben sollen. Was sind viele? 10, 100, 1000, eine Million? Auch sie bleiben eine anonyme Masse. Und sie eignen sich zudem ganz hervorragend dazu, um Kritik abzuschmettern und Kritikerinnen als Einzelfälle oder Querulantinnen darzustellen. Was, du bist unzufrieden? A lot of people are saying this program is HUGE and FANTASTIC and BIG. Wie seltsam, dass es gerade bei dir nicht gewirkt hat. Hmm, das muss an DIR liegen!
Welche Experten sind das wohl?
Künstlich verknappt und das Super-Mega-Sonderangebot
Der Wert des Kurses ist 19.997 € oder gleich unbezahlbar – aber weil heute Vollmond ist und auch noch der Geburtstag von Dschingis Khan – gibt es das Programm um nur 479 €. Die 19.997 € sind dann doppelt durchgestrichen und das Angebot gibt es selbstverständlich nur heute bis 15:15. Ab 15:16 dann eventuell um 481 €?
Würdest du etwas, das fast 20.000 € wert ist, um knapp 500 € verkaufen (wenn nicht gerade deine echte Identität im Zeugenschutzprogramm aufgedeckt wurde und du dringend die Stadt verlassen musst)? Ich sage NEIN.
Es ist völlig in Ordnung, Rabatte und Boni zu gewähren und auch ein Enddatum zu setzen. Vorsicht ist jedoch bei den marktschreierischen Pseudo-Deals geboten, die einen riesigen Druck auf die potentiellen Kundinnen aufbauen wollen, um sie zu einem Kauf zu überrumpeln. Die ehemaligen Matratzenverkäufer der Kaffeefahrten lassen grüßen!
The Magician
Illusions – Deception – Charme
„New and improved! Hassle free! Money-back guarantee! These are the promises of The Magician, a charismatic salesperson with all the answers to life’s little problems. Unfortunately, these sales pitches are only half-truths. After all, a roast is only as good as the cook who prepares it. So don’t be fooled by smooth talkers and sycophants. If something sounds too good to be true, it probably is.“ The Housewives Tarot – Instruction Book
Meine Empfehlung
Lass dich nicht für blöd verkaufen! Überprüfe gründlich, ob es sich nur um einen Verkaufstrick oder um einen seriösen Coach oder eine kompetente Therapeutin handelt.
Vertraue keinem Coach und keiner Therapeutin, die dir das Blaue vom Himmel verspricht
Nimm dir Zeit; nicht alles kann in ein paar Minuten gelöst werden, auch wenn es traumhaft wäre
Schnell reich werden? Das funktioniert meist nicht
Einfach ist gut, aber manchmal braucht es auch Tiefe und komplexe Lösungen
Dieses Angebot gibt es nur noch heute und dann nie wieder? Entscheide dich im Zweifelsfall für „nie wieder“
Anonyme Experten werden bemüht – Finger weg davon
Phantasiepreise in astronomischer Höhe für eine schwammige Leistung – nein, danke!
Wie von Zauberhand – schau dich um nach einer bodenständigen und kompetenten Unterstützung
Ich freue mich sehr , wenn du mir deine Erfahrungen mit den „Schlangenölverkäufern“, die sich online so herumtummeln, mitteilst. Schicke mir bitte eine Mail oder hinterlasse einen Kommentar.
Bei dieser Blog-Tradition mache ich nun das dritte Mal mit. Heute ist Donnerstag, der 12. August 2021 und ich dokumentiere diesen Tag mit 12 Bildern. Es ist der 224. Tag des gregorianischen Kalenders, somit verbleiben 141 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Wien ist heiß – Sonnenschein den ganzen Tag und bis 30 Grad – so die Prognose.
#1: Ich fahre bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel mit dem Rad in mein Büro in den 19. Bezirk. Das sind 7,2 km und bis auf die letzten paar Meter bin ich nur auf der Donauinsel unterwegs. Rechter Hand sieht man die Donaucity mit ihren Türmen. Ganz rechts sind die Uno City und das Austria Center auszumachen. In der Ferne sieht man den Kahlenberg und den Leopoldsberg.
#2: Auf der Donauinsel lässt es sich gut Rad fahren. Am liebsten fürs Radfahren sind mir allerdings nicht die heißen Sommertage, sondern die wolkenverhangenen düsteren und nebeligen Tage. Da habe ich die Insel für mich allein – zumindest fast. Gebaut wurde die Insel als Hochwasserschutz und sie ist gleichzeitig ein tolles Naherholungsgebiet für uns Wienerinnen. Badeplätze, Grillplätze, Spielplätze, Sportplätze, Sitzplätze, Knutschplätze, Badezonen, FKK-Bereiche, Kopa Kagrana & Sunken City und sogar Schafe, die hier als tierische Rasenmäher fungieren – kurz: es gibt auf der Insel alles, was das Herz begehrt.
Schafe, Nackte auf Fahrrädern (nicht ich!), Tattoo Models, Liebespaare, Spanferkel am Spieß, Sonnenbrandopfer – das und vieles mehr kann man auf der Insel erleben.
#3: Der MA48 (Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark) begegnet man in Wien auf Schritt und Tritt. Und fast jeden Tag sind die Herren der Müllabfuhr so nett, mich um ca. 6:30 zu wecken. Bei der Floridsdorfer Brücke sind sie auch gleich mit mehreren Angeboten zu finden – und ich stimme ihnen zu: Ein piss-chen Spaß muss sein. Wiens Beitrag zum Denglisch –dabei ist heute gar nicht Dienstag, sondern Donnerstag – aber Wien ist gerüstet für jeden Shitstorm! Oder hat gar Judith Sympatexter einen Vertrag mit der MA48? Hasta la Mista, Baby!
#4: Im Büro angekommen, bemerke ich, dass ich 2 verschiedene Socken anhabe. Als eingeschworene Minimalistin kann mich das jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Ich sortiere Socken nicht mehr und nehme einfach zwei Stück einer Sockenart.
#5: Mein kombiniertes Frühstück & Mittagessen besteht aus einem Dinkelweckerl mit Käse, Radieschen, Paprika und einer Banane. Seit ca. 1 1/2 Jahren praktiziere ich Intervallfasten.
#6: Nach dem Mittagessen beschließe ich, einen kurzen Spaziergang zu machen. Ich durchquere den Bahnhof Heiligenstadt, der ein denkmalgeschütztes Jugendstilgebäude ist. Er wurde vor einigen Jahren generalsaniert und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz.
#7: Auf der anderen Seite kommt man zum 12. Februar Platz hinaus, wo man sofort den beeindruckenden und historisch bedeutsamen Karl Marx Hofsieht, einen der bekanntesten Wiener Gemeindebauten – DAS Symbol des Roten Wien. Er wurde 1930 eröffnet und ist mit ungefähr 1050 Metern Länge der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt.
Nicht zu verwechseln mit St. Marx, das Touristen immer sehr verblüfft. Wer jetzt denkt, Karl Marx wurde in Wien heilig gesprochen, irrt. St. Marx ist eine Abkürzung für den Heiligen Markus – und St. Marx ist Teil des 3. Wiener Gemeindebezirks, wo früher die Schlachthöfe Wiens waren.
Ich habe mich auch schlau gemacht, wie Heiligenstadt zu seinem Namen gekommen ist. Hier soll angeblich in heidnischen Zeiten ein heiliger Ort gewesen sein. Es ist bislang aber ungeklärt, wo die heilige Stätte war.
#8: Ich mache mich bereit, wieder nach Hause zu fahren. Die Arbeit ist erledigt und der Schreibtisch ist leer. Ich liebe die „Clean Desk Policy“ und kann Aktenstapel absolut nicht leiden. Auch Desktops, die mit Icons übersäht sind, sind mir ein Gräuel.
#9: Da ich in der Früh so abrupt aufgebrochen bin, ziehe ich meine Tarot Karte erst jetzt. Wie immer am 12. kommt natürlich die XII – Der Gehängte. Diese wunderschöne Karte stammt aus dem Visconti Tarot. Das Visconti Tarot ist eines der ältesten Decks und die Motive für die Karten sind ursprünglich Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden. Im Visconti Tarot ist die Deutung dieser Karte nicht so „soft“ wie bei anderen Decks. Es handelt sich hier um die Bestrafung eines Menschen, der seinen Glauben verleugnet hat.
Ich stelle dem Gehängten ein paar Tschatschkes (= Stehrühmchen auf Jiddisch) zur Seite. Diese zwei Minikakteen (sie waren ein Geschenk) sind mir ans Herz gewachsen und haben einen fixen Platz im Wohnzimmer.
S’gewen a schwere togedike nacht Ich hob gearbet wi a hund Du wejst ich arbet ale tog Zu machn gelt zu kojfn tschatschkes Gerry Tenney – aus Album: Heart will carry on
Ein paar Tschatschkes gehen ja, aber dafür „arbeiten wie ein Hund“ – nein, danke! Da empfehle ich, gleich meinen Artikel „Die Konsumfalle“ zu lesen und zu beherzigen!
#10: Bei meinem Abendspaziergang komme ich bei diesem Baum – oder ist es ein Strauch? – vorbei. Ich finde, er braucht ganz dringend einen Friseurtermin!
#11: Abendstimmung an der Alten Donau – Blick auf das Restaurant des Wiener Polizeisportvereins
#12: Zusätzlich zur „Clean Desk Policy“ gibt es bei mir auch die „Clean Sink Policy“. Ich schaffe es zwar nicht immer, aber mein Ziel ist es, am Morgen eine Küche zu betreten, die aufgeräumt und sauber ist.
Perfektionismus ist einer der Hauptgründe, warum das Entrümpeln und Loslassen so schwer fällt. Wir fangen mit dem Entrümpeln oder Ordnung machen erst gar nicht an, sondern wir wollen zuerst die perfekten Bedingungen schaffen. Wir geben uns nicht mit kleinen unperfekten Lösungsschritten in die richtige Richtung zufrieden, sondern wir warten. Und das kann mitunter sehr lange dauern. Manchmal ewig. Nichts zu tun und in einer Art Lähmung festzustecken, macht die Situation aber nur noch schlimmer. Zusätzlich sind wir in einem Gedankenkarussell gefangen.
Kennst du das auch?
Welcher Zeitpunkt ist am besten?
Der nächste Urlaub?
Im Winter oder doch lieber im Sommer?
Dann, wenn einmal VIEL Zeit ist.
Jetzt passt es gerade nicht.
Welche Dinge genau sollen ausgemustert werden und welche bleiben?
Wo am besten anfangen?
Was, wenn genau dieses Ding später einmal gebraucht wird?
Werden mit dem Ding auch unwiederbringliche Erinnerungen weggeworfen?
Was, wenn Familienmitglieder dem Entrümpeln kritisch gegenüber stehen?
Was, wenn die Mutter beleidigt ist, weil du ihr Geschenk weitergegeben hast?
Wohin mit den ausgemusterten Sachen?
Verschenken, Verkaufen oder Wegwerfen?
Welche Organisationen sind würdig, die ausrangierten Dinge zu erhalten?
Wer könnte diese Dinge am besten brauchen?
Müssen die guten Dinge verkauft werden, damit der Verlust nicht so hoch ist?
Um welchen Preis sollen die ausrangierten Dinge verkauft werden?
Ist wegwerfen eine Umweltsünde?
Und so ziehen die Jahre ins Land, und die Wohnungen bleiben so verstopft und unordentlich wie immer, ja schlimmer noch: Es kommen konstant neue Sachen hinzu.
Hier ein paar schnelle Ideen, um die Lähmung – ganz unperfekt – aufzulösen:
Überlege dir zuerst, welche Zimmer bzw. Kategorien (Kleidung, Bücher, Papier, Bastelsachen, usw.) du generell in Angriff nehmen willst.
Schaffe in kleinen 15 Minuten Einheiten Ordnung in einer Lade oder einem Regal(teil). Erlaube dir ganz bewusst, nicht perfekt zu sein.
Bevor du die Dinge wieder einräumst, reinige die Fläche gründlich. Es fällt viel schwerer, in eine gereinigte Lade (z.B.) die Dinge einfach wieder hineinzuwerfen als in eine nicht gereinigte. Diesen psychologischen Trick können wir hier anwenden.
Nimm dir nicht vor, alle Bücher oder die ganze Kleidung auf einmal auszumustern, sondern starte klein. Du kannst dir z.B. nur die Socken vornehmen oder nur die Schals.
Alternativ kannst du beginnen, von jeder Kategorie 1 Stück (bzw. x Stück) auszumustern. Du schaffst es, dich von einem Buch zu trennen und es z.B. in eine Zu-Verschenken-Box zu legen. Bravo, dann schaffst du am nächsten Tag 2. Der Beginn ist gemacht. Du schaffst es, ein Regal aufzuräumen – dann schaffst du es auch, ein weiteres Regal aufzuräumen.
Wichtig ist, dass der Stillstand durchbrochen wird und Dynamik in die Sache kommt – d.h. dass der erste Schritt gemacht und als Erfolg verbucht wird! Der Wunsch, mehr zu machen kommt dann quasi von selbst, ohne dass du dich quälen musst.
Stell dir vor, du möchtest einen Marathon laufen – du startest auch nicht sofort mit 42 km, sondern vielleicht mit einigen 100 Metern oder du ziehst einmal nur deine Laufschuhe an und gehst raus. Aber du befindest dich am Start und das ist 1000 mal besser, als über die perfekte Vorgangsweise nachzugrübeln und nichts zu machen.
Beim Entrümpeln ist es genauso. Auch hier muss erst einmal die „Aufräum-Muskulatur“ trainiert werden. Je länger du dran bleibst, desto einfacher wird es dir fallen. Gerade am Beginn und wenn das Ausmisten sehr schwer fällt, sind kleine aber konstante Schritte besser als nach einem Tag „Aufräum-Marathon“ entnervt aufzugeben.
Was Laotse gesagt hat, gilt auch für uns. Wenn schnell nicht geht, dann machen wir es eben langsam – und das ist viel besser als gar nicht erst zu beginnen.
Buchempfehlung:
Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema ist „Atomic Habits“ von James Clear. Er beschreibt darin in vielen praktischen Beispielen, wie man die eigenen Verhaltensweisen in „mini“ Schritten in die gewünschte Richtung verändern kann. Sein Motto ist „Get 1% Better Every Day„.
Du willst neu durchstarten? Neuer Job? Neue Beziehung? Gesünderes Leben? Du willst aktiver sein?
Das geht leichter, wenn du die Dinge loslässt, die dich – vielleicht auch unbewusst – zurückhalten. Du solltest Entrümpeln für den Neubeginn.
Zu jedem Neubeginn gehört immer auch ein Abschied. Es muss Platz für das Neue geschaffen werden. Im Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse wird diese Transformation wunderbar ausgedrückt.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen,
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen
Meine Empfehlung: Räume auf und trenne dich von Überkommenem und mache deinen Wohnbereich so einladend wie möglich. Denn dann können neue Chancen und Möglichkeiten leichter zu dir kommen. Je weniger Zeugs du hast, desto flexibler wirst du.
Wichtig: Denke beim Ordnung machen und Platz schaffen, nicht an das, was du verlierst, sondern an das, was du gewinnst:
Mehr Raum
Mehr Zeit
Mehr Flexibilität
Weniger Stress
Mehr Lebensfreude
Mehr Klarheit
Beginne mit folgenden Bereichen:
Eingangsbereich:
Entferne alles Überflüssige! Winterschuhe oder Winterjacken haben im Sommer nichts in der Garderobe verloren und umgekehrt. Kleidung, die gar nicht mehr getragen wird, kannst du spenden. Wenn jemand deinen Wohnbereich betritt, so sollte Platz für Jacke und Schuhe sein. Wenn du zuerst zum Wegräumen anfangen musst, damit dein Gast ankommen kann, dann ist das nicht gerade einladend.
Wohnzimmer:
Es sollte Platz sein, damit sich dein Gast gemütlich setzen kann. Schmutzige Kleidung am Sofa, leere Getränkeflaschen oder Pizzaverpackungen am klebrigen Tisch wirken nicht vertrauenserweckend. Verstaubte Dekorationen und tote Zimmerpflanzen ebenso wenig. Bilder von Expartner*innen gehören auch weg, wenn du vielleicht eine neue Beziehung anpeilst.
Badezimmer:
Dinge, die nicht ins Bad gehören, sollten sich dort auch nicht befinden. Ein Gast sollte nicht über schmutzige Kleidung steigen müssen, um nur ein Beispiel zu nennen.
Auto:
Wenn du ein Auto hast, dann checke dieses doch einmal nach Dingen, die du dort nicht brauchst. Da gehört Müll genauso dazu wie alte Landkarten. Ein sauberes und gut riechendes Auto fühlt sich so viel besser an – für dich und auch für jede Person, die du einlädst mir dir zu fahren.
Oft werde ich gefragt: „Wie kann ich meinen Partner dazu bewegen, mit mir Ordnung zu halten und zu entrümpeln? ICH würde ja so gerne, aber mein Mann zieht nicht mit.“ Oder: „Meine Kinder sind so schlampig. Ich räume auf und bringe die Dinge zurück an ihren Platz, aber nach wenigen Minuten herrscht schon wieder Chaos.“
Zuerst ist immer wichtig, die eigenen Dinge in Ordnung zu bringen und ein gutes Vorbild zu sein. Sachen von Haushaltsmitgliedern wegzuwerfen ohne deren Zustimmung eingeholt zu haben, ist ein absolutes NOGO.
Unordnung und zu viel Zeugs kann ein echter Beziehungskiller sein und Ursache für viele Konflikte und Dauerstreit sein. Hier geht es vor allem um Dinge, die keinen Platz haben oder nicht auf ihren Platz zurückgebracht werden. Es geht um Gegenstände, wo der Partner/die Partnerin schon mit den Augen rollt. Kommen noch angespannte Finanzen hinzu, sind die Probleme und Schuldzuweisungen vorprogrammiert.
Bei Unordnung können schon einige einfache Maßnahmen helfen, die angespannte Situation zu entschärfen.
Wenn du an der Unordnung deiner Familie leidest: Artikuliere deine Gefühle und werde sehr konkret. Weise darauf hin, wie sehr dich die Unordnung und das Zuviel an Sachen stresst und stört. Immer alles in dich hineinzufressen, macht auf lange Sicht krank.
Wenn deine Familienmitglieder ärgerlich über deine Unordnung sind: Nimm die Gefühle deines Partners/deiner Partnerin ernst.
Übernimm die Verantwortung für deine Unordnung, die in deiner Verantwortung liegt. Aussagen wie: „Was du immer hast!“ oder „Ich räume das gleich weg!“ oder „Du bist so pingelig!“ helfen definitiv NICHT! Das Problem zu negieren, macht es nur noch schlimmer und schwelende Wut ist die Folge.
Fange am besten sofort an, dich zu organisieren, überflüssige Dinge zu spenden, zu recyceln, zu verkaufen oder wegzuwerfen! Die Dinge, die bleiben, benötigen ein fixes Zuhause, wohin sie immer sofort zurückgebracht werden können.
Fange in kleinen Schritten an. Es ist besser, sofort Minischritte zu setzen, als immer auf den optimalen Zeitpunkt zu warten, der vielleicht nie kommt oder wo es für die Beziehung dann schon zu spät ist.
Wenn du dich überfordert fühlst (Haushalt, Kinder, Job, Verpflichtungen, …), dann lasse dir helfen und suche Unterstützung, z.B. bei der Hausarbeit, bei der Kinderbetreuung oder auch dabei, zu entrümpeln und eine neue Ordnung zu schaffen. Du musst nicht alles alleine bewältigen und machen.
Schaffe Raum in deinen Schränken, Kommoden und Regalen, damit jeder Gegenstand, den du aufbewahren willst, einen Platz hat. Mach es dir zur Gewohnheit, nach Gebrauch die Dinge sofort an den angestammten Platz zurückzubringen.
Definiere einige Räume (wie das Schlafzimmer oder das Badezimmer) als absolut tabu für Unordnung, ebenso wie Plätze, z.B. den Esstisch.
Du willst dich ins Bett legen? Das sollte sofort möglich sein, ohne zuerst Kleidung wegräumen zu müssen oder über Dinge am Boden zu stolpern. Wenn du im Bett liegst, solltest dein Blick nicht auf einen Lagerraum fallen müssen. Zu viel unnötiges Zeugs im Schlafzimmer ist auch schlecht für deine intimen Beziehungen.
Du willst am Esstisch essen? Auch das sollte sofort möglich sein, ohne zuerst Papierstapel, leere Flaschen oder schmutziges Geschirr wegräumen zu müssen.
Du willst ein Bad nehmen? Das sollte möglich sein, ohne zuerst die Badewanne von Schmutzwäsche befreien zu müssen.
Je mehr du Ordnung schaffst, desto mehr Plätze definierst du, die absolut tabu für Unordnung sind. Das Ziel ist: Der gesamte Wohnbereich ist tabu für Unordnung!
Vereinbare gemeinsam mit deinen Haushaltsmitgliedern einen Konsumstopp, z.B. innerhalb des nächsten Monats werden nur Anschaffungen getätigt, die unbedingt notwendig sind – alle „nice-to-have“ Sachen werden auf Eis gelegt.
Plane täglich eine kurze fixe Zeit ein, um Unordnung zu beseitigen. Stelle dir dazu einen Timer. Jeden Tag 15 Minuten konzentriert Dinge in ihr Zuhause zu räumen und Müll zu beseitigen, ist einfach möglich. Sind die 15 Minuten um, dann stoppe. Es ist nicht wichtig, perfekt aufzuräumen, sondern die 15 Minuten konsequent zu nutzen. Du wirst staunen, welchen Unterschied das macht.
Entrümpeln wirkt sich positiv auf das Lebensgefühl aus. Es gibt einen Zusammenhang zwischen zu vielen Dinge und Stress. Wer weniger besitzt, muss sich weniger mit seinen Sachen beschäftigen und hat daher auch weniger Stress. Daher ist es so wichtig, genau die Dinge (aber auch Tätigkeiten, Verpflichtungen oder Beziehungen) in dein Leben zu lassen, die dir Freude und Nutzen bringen – und nicht Frust und zusätzlichen Aufwand. Die dich unterstützen und dir nicht Zeit, Geld und Energie stehlen. Wo der Nutzen höher ist als die Kosten. Und alles andere aus deinem Leben zu verabschieden.
Es ist daher vor allem wichtig, NEIN sagen zu lernen.
Wenn du dich also gestresst fühlst, dann überlege doch einmal, welche Dinge dir aktuell welchen Nutzen bringen und was sie dich kosten (an Wartung, Reinigung, Platz, etc.)
Hier einige Beispiele:
Am Beispiel Auto kann man gut erkennen, wie viel Geld, Zeit und auch Nerven so ein Ding benötigen kann.
Wenn es gute öffentliche Verkehrsmittel in deiner Nähe gibt oder du Wege auch mit dem Rad zurücklegen kannst, dann könntest du dich fragen, ob das eigene Auto dich wirklich unterstützt oder du unnötig viel Zeit und Geld investierst.
Anschaffungskosten
Fixkosten
Sprit
Kosten für Service
Strafzettel
Reparaturen
Zeit im Stau
Parkplatzsuche
Parkplatzkosten
…
Es mag zwar sein, dass die Strecke A nach B schneller mit dem Auto zu bewältigen ist, als mit einem öffentlichen Verkehrsmittel, aber der Besitz eines Autos bedeutet ja nicht nur, dass du flott von A nach B fahren kannst, sondern auch, dass du dich ständig um das Auto kümmern musst.
Ein anderes Beispiel ist ein großes Haus. Das eigene Haus ist der Traum von vielen Menschen, der jedoch auch leicht zum Albtraum werden kann. Wenn Haus und Garten bedeuten, dass man ständig nur noch am Arbeiten ist und auch große finanzielle Belastungen zum Tragen hat, dann ist es an der Zeit, diesen „Traum“ in Frage zu stellen.
Vor einigen Jahren habe ich bei Bekannten übernachtet. Sie haben ein großes Haus, das zu ihrer Lebenssituation gepasst hat, als sie ihre vier Kinder aufgezogen haben. Aber nun sind alle Kinder erwachsen und wohnen nicht mehr im Elternhaus. Das Haus wirkt verlassen und überdimensioniert für zwei ältere Personen, die sich darum kümmern müssen.
Aber auch ein übervoller Kleiderschrank kann massiv Stress verursachen. Und auch ein Schlafzimmer, in dem sich Dinge befinden, die dort gar nicht hingehören. Speziell Schlafzimmer verkommen leicht zu Abstellräumen, wo man „schnell“ etwas zwischenlagert. Leider werden diese Zwischenlager dann oft zu permanente Lagerflächen. Das kann den gesunden Schlaf beeinträchtigen.
Mein Tipp für Sofortmaßnahmen ist daher: Nimm einmal dein Schlafzimmer unter die Lupe und mache einen Quick Check:
Welche Dinge gehören nicht in dein Schlafzimmer?
Welche Dinge kannst du sofort dorthin räumen, wo ihr richtiges „Zuhause“ ist?
Welche Dinge kannst du sofort (ohne großes Überlegen) entsorgen?
Wie wohl fühlst du dich in deinem Schlafzimmer?
Frag dich immer, ob ein „Ding“ überhaupt noch zu deinem derzeitigen Lebensstil passt oder es dich nur noch behindert und dir im Weg ist? Nur weil etwas zu deinem Lebensstil vor 10 oder 20 Jahren gepasst hat, bedeutet nicht, dass es auch aktuell noch sinnvoll und hilfreich ist.
Wir alle haben Dinge, die wir einmal besorgt haben, um etwas darzustellen und vielleicht ein bisschen anzugeben. Das kann nun das flotte Auto, das Designerkleid oder die Luxusuhr sein. Solange diese Dinge im Gebrauch sind und Freude bereiten, ist auch gar nichts dagegen einzuwenden. Aber manchmal hören diese Vorstellungen von uns auf zu existieren und damit verlieren auch diese Dinge ihre Bedeutung. Dennoch ist es schwer, sich von diesen Sachen zu trennen, da sie oft teuer waren und hier auch die Kostenfalle zuschlägt.
Wir können uns auch fragen: Wer sind wir ohne diese Sachen?
Ich sage: Auch ohne Dinge sind wir genauso wertvolle Persönlichkeiten wie mit diesen Dingen.
Mein Mann hatte viele Jahre lang eine Tweed Jacke im Schrank hängen. Ein Stück von guter und solider Qualität. Sie war einmal sehr teuer gewesen. Dennoch trug er diese Jacke nie, irgendwie passte sie nicht richtig und es gab auch einfach keine Gelegenheit sie zu auszuführen. Scherzeshalber meinte er, das gute Stück wäre perfekt geeignet für die Moorhuhnjagd im schottischen Hochland. Oder für einen Spaziergang in Cornwall. Nun leben wir allerdings in Wien, er ist kein Jäger und auch ein Schottland Besuch ist nicht geplant.
Diese Geschichte zeigt sehr gut, dass wir manchmal Dinge haben, die einem Fantasie- oder Wunsch-Selbst entsprechen oder aus einem Selbst der Vergangenheit stammen.
Ein weiteres Beispiel für die Schein-statt-sein Falle: Ich hatte schon die ganze Wohnung entrümpelt – mit einer Ausnahme: Meinen Büchern, die ich als begeisterte Leserin über viele Jahre hinweg angeschafft hatte. Klassiker der österreichischen und deutschen Literatur und auch jede Menge Krimis und Thriller. Meist als Taschenbuch und in kleiner Schrift, viele 30 bis 40 Jahre alt. Lange Zeit schwindelte ich mich darüber hinweg, indem ich dachte: Die Bücher haben doch gut Platz im Regal. In Wirklichkeit verstaubten sie und gelegentlich saugte ich darüber. Dann: Ich werde sie zwar nicht mehr lesen, aber sie taugen noch als Dekoration. Und als kleinen Hintergedanken: Besucher*innen werden beeindruckt von meiner Belesenheit sein.
Eines Tages fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Diese Leserin, d.h. diese Rolle von mir, existierte in der Form nicht mehr. Zwar lese ich noch immer leidenschaftlich gern, aber hauptsächlich mit meinem E-Book-Reader, wo ich die Schriftgröße einstellen kann und Hintergrundbeleuchtung habe. Oder ich höre Audiobücher und Podcasts. Und ich interessiere mich für neue Autorinnen und Autoren. Als ich dies begriffen hatte, war es plötzlich ganz leicht, meine alte Büchersammlung loszulassen.
Ich bin sicher, auch du hast Dinge, die ein bestimmtes Bild von dir vermitteln. Überlege, ob es diese Person in der Gegenwart noch gibt und wichtiger noch, ob diese Person und damit diese Dinge für dich jetzt noch hilfreich sind. Wenn wir ehrlich sind, dann sind sie manchmal nur noch eine Last. Du kannst sie leichten Herzens loslassen.
Die „Versunkenen Kosten“ oder „Sunk Cost Fallacy“ ist ein Begriff aus der Ökonomie und aus der Psychologie. Sie beschreibt die Tendenz, an Dingen, aber auch an Investitionen, Verhaltensweisen oder Beziehungen festzuhalten, weil wir viel Geld, Zeit oder Ressourcen investiert haben. Und das, obwohl diese Dinge (materiell oder immateriell) nicht mehr nützlich sind, ja uns oft sogar im Weg stehen, behindern und noch weitere Kosten verursachen.
In der Ökonomie wird ganz ausdrücklich davor gewarnt, vergangene Kosten für Zukunftsentscheidungen zu berücksichtigen. Firmen, die an versunkenen Kosten festhalten, haben demzufolge keine großen Chancen am Markt weiterzubestehen.
Man nehme nur an, ein Unternehmen hat in eine teure Technologie investiert, die sich aber wenige Zeit später als veraltet herausstellt. Die einzige Möglichkeit, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, ist diese Fehlinvestition zu akzeptieren und sie abzuschreiben.
Auch beim Entrümpeln trifft man oft auf die Kosten Falle und man ist m.M. nach gut beraten, die Lehren der Ökonomie zu berücksichtigen.
Besonders bei teuren Fehlkäufen oder kostspieligen Fehlentscheidungen fällt die Trennung sehr schwer.
2. Beispiele für die Kosten Falle
Kostspielige oder auch selbstgemachteKleidungsstücke: Auch wenn der teure Mantel vom Designer XY stammt oder du den Kaschmir Pullover in wochenlanger mühevoller Arbeit gestrickt hast, kann es dennoch sein, dass du diese Sachen nicht anziehen magst. Sie passen einfach nicht. Auch wenn sie noch so „wertvoll“ sind, jetzt
nehmen sie dir nur noch den Platz im Schrank weg
und rauben dir jeden Tag Zeit beim Suchen
und machen dir stumme Vorwürfe
geben dir das Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben
oder zumindest nicht das Richtige
Teure Küchengeräte: Du dachtest, du würdest viel mehr kochen, Brot backen, Gemüse fermentieren, Smoothies machen, grillen, Cocktails zubereiten, aber du kommst einfach nicht dazu.
nun frequentieren sie wertvollen Platz in der Küche
im schlimmsten Fall an der Oberfläche
oder aber sie verstauben im Abstellraum
und wenn du sie verwendest, sind sie vielleicht mühsam in der Anwendung oder spätestens bei der Reinigung
Ich hatte einmal einen Elektrogrill, den ich am Balkon verwenden wollte. Das habe ich genau einmal gemacht. Erstens bin ich erst nach dem Kauf darauf gekommen, dass es am Balkon keine Steckdose gibt und daher der Grill mittels Verlängerungskabel im Wohnzimmer angesteckt werden muss. Und zweitens war die Reinigung in Relation zum Grillgut (2 Würstel) überproportional mühsam. Dennoch ist der Grill mehrere Jahre im Keller gestanden, bis ich ihn schlussendlich verschenkt habe.
Weitere typische Beispiele für Geräte, die oft hoffnungsvoll angeschafft und dann doch nie verwendet werden, sind:
Brotbackmaschinen
Küchenmaschinen
Entsafter
Kostspielige Sportgeräte: Du hattest das Ziel, einen neuen Sport zu lernen oder auszuüben und hast dir eine teure Ausrüstung gekauft. Aber die Sportart hat dich nicht begeistert. Das teure Rennrad oder Mountainbike wartet nun vergeblich, wieder einmal verwendet zu werden.
sie stehen nun als Mahnstücke im Keller
und blicken dich jedes Mal vorwurfsvoll an
Halb fertige Werkstücke: Du wolltest stricken, häkeln, nähen, malen, sägen … und hast auch schon viel Zeit investiert, aber mittendrin hat dich die Energie verlassen
du hattest zu wenig Zeit, zu wenig Lust
oder die Ergebnisse haben dich nicht überzeugt
nun hast du ein Zimmer voller Materialien und Werkzeuge
3. Vermeidung von Verlust
Die Sunk Cost Fallacy ist ein mentales Problem, das umso größer wird, je mehr wir an Zeit und/oder Geld investiert haben.
Z.B. ein Haus, das nicht mehr den Lebensumständen entspricht; ein teures Auto, das man mit großem Verlust verkaufen müsste; eine Ferienwohnung, die nur mehr eine Last ist; eine Beziehung in die wir Jahre oder Jahrzehnte investiert haben, uns aber nicht mehr glücklich macht …
Je teurer/zeitintensiver etwas war, desto schwerer ist es, sich davon zu lösen!
Wir wollen den Verlust vermeiden!
Daher sind wir oft jahrelang oder sogar jahrzehntelang nicht in der Lage, uns zu trennen – sei es von physischen Dingen oder auch Beziehungen oder Verhaltensweisen.
Dabei erkennen wir nicht, dass unser Verhalten aufgrund einer kognitiven Verzerrung basiert und wir uns in einer Falle befinden – in der Sunk Cost Fallacy!
Wir fühlen uns gegenüber einer früher getroffenen Entscheidung verpflichtet und das geht oft so weit, dass wir noch mehr investieren, obwohl sich diese Entscheidung schon bisher als falsch erwiesen hat.
Wir bemerken außerdem nicht, dass wir den Verlust bereits fortwährend erleiden. Indem wir an der alten Investition festhalten, verlieren wir z.B. neue Möglichkeiten oder wir haben weiterhin Aufwand (z.B. in der Wartung, Pflege, Reinigung). Wir bekommen schlechte Gefühle, wenn wir diesen Dingen begegnen, denn wir wissen genau, dass sie uns nicht mehr nützlich sind.
Ich hatte vor einigen Jahren ein Gespräch mit einem älteren Herrn, der an einem Aufräumcoaching interessiert war. Er wollte in ein Seniorenheim übersiedeln, aber es fiel ihm sehr schwer, die vielen Dinge loszulassen. Er erzählte mir von den vielen Kleidungsstücken, die er jahrzehntelang nicht mehr getragen hatte, die er aber feinsäuberlich aufbewahrte. Ich habe ihm verschiedene Möglichkeiten vorgeschlagen – z.B. Packages machen und über Kleinanzeigen günstig verkaufen oder sie einer karitativen Organisation geben, aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen. Schlussendlich sagte er zu mir: „Dann soll sich halt mein Sohn darum kümmern, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Und so ist es dann auch gekommen. Einige Monate nach diesem Gespräch habe ich erfahren, dass es nicht mehr zur Übersiedlung ins Seniorenheim gekommen ist und sich tatsächlich der Sohn um den Nachlass kümmern musste.
4. Die Kostenfalle beim Entrümpeln
Es ist unerheblich, wie viel etwas gekostet hat! Wenn du ein Ding nicht benötigst, es dir im Weg ist, es dir keine Freude macht – dann solltest du dich sofort davon trennen (verkaufen, verschenken, entsorgen). Es macht keinen Sinn, Ungeliebtes weiterhin zu behalten und sogar zusätzliche daraus entstehende Kosten (seien sie nun monetär oder mental) in Kauf zu nehmen.
Diese Kosten sind „versunken“. Den Preis hast du bereits bezahlt. In der Vergangenheit. Die Ressourcen wurden verbraucht. Auch in der Vergangenheit. Die Vergangenheit kannst du nicht ändern und ungeschehen machen. Du kannst nur daraus lernen. Und deine Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen. Du darfst dir Fehlanschaffungen verzeihen. Sieh sie als Lehrgeld.
5. Tipps, um nicht in die Kostenfalle zu geraten
Es gibt glücklicherweise immer mehr Möglichkeiten, sich Dinge auszuborgen. Ich bin ein großer Fan davon, etwas zuerst auszuprobieren und auch etwas wieder einfach zurückgeben zu können. Das ist viel entspannter, als sich die Bürde Besitz aufzuerlegen.
Wichtig ist auch, sich nicht in die Konsumfalle – diese kommt vor der Kostenfalle – zu begeben.
Lies hier weiter, wie du die Konsumfalle vermeidest:
Hast du auch „Irgendwann“-Gegenstände und bewahrst diese Dinge auf, um sie im Fall der Fälle zur Verfügung zu haben? Dann bist auch du ziemlich sicher schon in die Irgendwann Falle getappt.
Kleidung, die du schon Jahre lang nicht mehr getragen hast
Schuhe und Accessoires für besondere Anlässe
Küchenutensilien, die in Schränken und Laden auf ihren Einsatz warten
Sportgeräte
Werkzeuge
Verpackungen, Boxen
Gebrauchsanweisungen
Lexika
Ich hatte alle diese Dinge auch.
Schiunterwäsche für den Fall, dass ich bei -20 Grad eine Wanderung machen wollte. Der Fall ist nie eingetreten und außerdem habe ich einen warmen Daunenmantel, der bei Winterspaziergängen völlig ausreichend ist.
Winterstrumpfhosen – ich bin dann zu der Erkenntnis gekommen, dass ich im Winter kaum Röcke trage und wenn, dann nur in warmen Räumen.
Modeschmuck in allen Farben – ich trage nur einige wenige Lieblingsketten, im Grunde genommen nur zwei.
Bratpfannen – ich verwende nur eine und wenn ich wirklich einmal so viel auf einmal kochen sollte, dann kann ich auch einen Topf verwenden. Oder ich könnte meine Nachbarin fragen, ob sie mir ihre Pfanne leiht.
Plastikcontainer – ich verwende nur mehr Behälter aus Glas – die aus Plastik hatte ich trotzdem noch lange im Schrank.
Nachschlagwerke – ich recherchiere online … aber was ist, wenn das Internet streikt?
Ich bin zum Schluss gelangt, dass es fast immer einen Plan B oder C gibt und diese Worst Case Szenarien ein Relikt aus unserem Steinzeitalter-Gehirn sein müssen.
Die Irgendwann Falle schnappt besonders oft in folgenden Fällen zu:
Fallstrick 1: Neu und Alt
Die „Irgendwann“- und „im-Fall-der-Fälle“-Gegenstände sind oft Dinge, die wir mehrfach besitzen.
Der Klassiker: Du besorgst einen neuen, „besseren“ Gegenstand – der alte bleibt!
Du kaufst einen neuen Mantel – der alte Mantel hängt nach wie vor im Schrank
Du besorgst ein neues Handy – die alten (inkl. Kabel!) bleiben – ich sage nur: Kabelladen!
Du erwirbst die neue beschichtete Bratpfanne – die alte bleibt
Du bekommst eine neue Brille – die alte bleibt
…
Wenn du das lange genug machst, ist deine Wohnung irgendwann einmal voll von „Irgendwann“-Dingen, die als Ersatzoption oft jahrzehntelang auf ihren Einsatz warten. Irgendwann wandern sie dann in den Keller, auf den Dachboden, in die Garage oder sie landen ganz hinten in unseren Schränken. Im schlimmsten Fall werden externe Lager angemietet.
Hinter dieser Ansammlung liegt die diffuse Angst, dass du in eine missliche Lage geraten könntest, wo du genau diesen Gegenstand brauchen könntest. Im Extremfall bauen Menschen, die an dieser Angst leiden, Bunker und legen Lager an. Wir haben zu Beginn der Pandemie gesehen, als die Supermärkte gestürmt worden sind und binnen Stunden alles Klopapier ausverkauft war, um ein Beispiel zu nennen.
Eine gute Freundin hatte ein Französisch Wörterbuch auf ihrem Wohnzimmertisch liegen; es schaute schon ziemlich verstaubt aus. Sie hat in ihrer Schulzeit (ist SEHR lang her) Französisch gelernt. Ich wollte wissen, ob sie das Buch denn noch verwendet. Nein, war die Antwort – falls sie überhaupt je ein französisches Wort nachschlagen wollte, würde sie das online machen. Wozu sie das Buch dann behielte? Falls sie keine Internetverbindung hätte und dringend ein französisches Wort nachschlagen wollte, wäre das Buch wohl von Vorteil.
Wir haben dann beide zum Lachen angefangen und uns folgende Situation vorgestellt: Die Welt geht unter (in Wien übrigens 50 Jahre später), wir warten auf das Ende – aber meine Freundin kann dennoch im Fall des Falles ein französische Wort nachschlagen.
Tipp:
Wenn du zögerst, dich von diesen Dingen zu trennen (verkaufen, verschenken, wegwerfen), dann male dir diesen Worst Case doch einmal aus und überlege gleichzeitig, was Plan B, C, D … sein könnte. Du kannst dich zusätzlich fragen, welchen monetären und zeitlichen Aufwand es bedeuten würde, das Ding im Fall der Fälle noch einmal anzuschaffen oder auszuborgen.
Es gibt hier die 20/20 Regel (die kannst du beliebig für dich anpassen): Alles, was weniger als 20€ kostet und/oder weniger als 20 Minuten in der Anschaffung benötigt – dieses Irgendwann-Ding kann gehen.
Fallstrick 2: Kreative Projekte
Auch kreative Menschen leiden oft sehr an diesen Irgendwann-Dingen, denn für sie ist jedes noch so kleine Ding etwas, dass sie irgendwann für ihre Projekte benötigen könnten.
Knöpfe, Trockenblumen, Muscheln, Steine, Sand, Papier, Stoffe, alte Strümpfe, Woll- und Kerzenreste, Korken, Flaschen … aus all diesen Materialien könnte man irgendwann eine Bastelei machen oder sie für ein Projekt verwenden.
Fotos, Ansichtskarten, Eintrittstickets … daraus könnte man irgendwann ein tolles Fotobuch machen.
Tipp:
Mustere die Materialien für deine kreativen Projekte regelmäßig aus und setzte dir ein quantitatives, qualitatives und zeitliches Limit.
Wenn sich zu viele Dinge in dieser Kategorie ansammeln, kann es auch leicht zu Schuldgefühlen kommen, denn es gibt so viele (vielleicht auch schon angefangene) Projekte, die um deine Aufmerksamkeit wetteifern.
Fallstrick 3: Unendlich viel Wissen
Menschen, die an vielen Sachen interessiert sind, haben oft ebenfalls viele Irgendwann-Gegenstände, z.B. in Form von ausgeschnittenen oder gespeicherten Zeitungsartikeln, ungelesenen Magazinen, Anleitungen, Stapel an Büchern oder Videos. Der Tag ist nicht lange genug, um alle diese Informationen zu konsumieren und jeden Tag kommen neue Informationen hinzu. Die Tageszeitung kommt schon am nächsten Tag wieder, das Magazin am nächsten Monat und es werden ständig neue wichtige Bücher veröffentlicht.
Tipp:
So traurig es sein mag, aber diesen Kampf kann niemand gewinnen. Es gibt einfach so viele Informationen. Selbst wenn man zu einem einzigen Thema alles lesen, hören oder sehen möchte, es wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht möglich.
Auch bei diesen Dingen ist es am besten, sich selbst ein Limit zu setzen. Viele Büchereien bieten sehr kostengünstig Jahresabos an, wo du nicht nur Bücher ausleihen sondern auch Zeitungen und Magazine online lesen kannst.
Fallstrick 4: Spontankäufe
Eine weitere Art von „Irgendwann“-Dingen, sind Gegenstände, die du einmal spontanund begeistert gekauft hast, aber dann doch (noch) nicht genutzt hast.
Der Klassiker: Du wolltest eine neue Sportart oder Hobby anfangen oder zum Heimwerken beginnen und vielleicht hast du auch damit begonnen, aber es hat nicht wirklich Spaß gemacht oder du hattest einfach nicht genug Zeit dazu. Jetzt warten auch diese Dinge auf ihren Einsatz am Tag „Irgendwann“.
Tipp:
Mustere diese Gegenstände großzügig aus und freue dich, wenn jemand anders (dem du dieses Ding vielleicht schenkst oder günstig verkaufst) daran Freude hat. Diese Dinge haben es an sich, dass sie stumme Vorwürfe aussenden. „Jetzt war ich so teuer und du wolltest mich doch verwenden – und schau, wo ich nun gelandet bin, in einer muffigen Ecke im Keller!“
Wie du zukünftig solche Spontankäufe am besten vermeiden kannst, liest du in diesem Blogartikel: