Welche 10 kleinen Schritte machst du für eine grünere und nachhaltigere Zukunft
fragt Nicole Krüger in ihrer Blogparade
Mir kommt Goethes Zauberlehrling in den Sinn. Erst ist er noch begeistert von seinen Zauberkünsten. Brav bringt der Besen Wassereimer um Wassereimer ins Haus. Doch die Begeisterung schlägt schnell in Verzweiflung um. Am Tiefpunkt seiner Misere schreit er wütend:
Oh, du Ausgeburt der Hölle!
Goethe: Der Zauberlehrling
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh’ ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
…
Die ich rief, die Geister
Werd’ ich nun nicht los.
Als Ausmist-Expertin sehe ich auch manchmal eine ähnliche Verzweiflung. Viele Jahre lang sind Dinge ins Haus gekommen. Und es kommen ständig neue Sachen hinzu. Altes und Unbenutztes wandert in den Keller, auf den Dachboden oder die Garage. Oder ins Sommerhaus.
Mehr Stauraum wird geschaffen, es wird geschlichtet und geordnet. Manchmal sogar ein externes Lager angemietet. Oder eine größere Wohnung bezogen.
Vielleicht wird sogar ausgemistet. Aber der „Besen“ rennt und rennt und schafft ständig neue Sachen herbei.
Ausmisten ist der erste Schritt. Die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist: Weniger und achtsamer konsumieren.
Oft höre ich: Das kann ich nicht wegwerfen. Das ist schlecht für die Umwelt.
Das stimmt. Ich bin auch kein Fan vom Wegwerfen. Aber es ist nur die halbe Wahrheit. Die Umwelt schützt du nicht, indem du neue Boxen kaufst oder einen größeren Schrank, um die Sachen für den ominösen Tag X aufzubewahren.
Die Umwelt schützt du, indem du unnötigen Konsum vermeidest.
Ich glaube, als Gesellschaft sind wir an dem Punkt angekommen, den auch der Zauberlehrling schmerzhaft erfahren musste. Unser Planet leidet. Jedes Jahr gibt es mehr Hitzewellen und mehr Unwetter.
Wir konsumieren weiter. Wir verbrauchen Ressourcen als gäbe es kein Morgen.
Vielleicht denkst du: Was kann ich schon tun? Ist es nicht ohnehin zu spät? Wie soll ich es schaffen, vegan und plastikfrei zu leben? Auf das Auto zu verzichten? Keine Flugreisen mehr zu unternehmen?
Es ist essenziell, nicht sofort zu kapitulieren und gar nicht erst anzufangen!
Geh einen Schritt in die richtige Richtung. Und dann noch einen. Wenn das ganz viele Menschen machen, bewirkt das sehr viel.
Hier sind 10 kleine Schritte (von vielen), die ich für eine grünere und nachhaltigere Zukunft gehe und die ich auch dir ans Herz lege:
1. Wasserflasche
Die Investition in eine gute Wasserflasche, ist eine der besten und einfachsten Möglichkeiten, um die Umwelt zu schützen.
Das alles kannst du dir und der Umwelt ersparen:
- Plastikflaschen
- Aludosen
- Wegwerfbecher
- Zuckerwasser aka Limonaden und sonstigen aromatisierten Unsinn
- Viel Geld (sowohl für süße Plörre als auch für den Zahnarzt)
Tipp: Wenn du unterwegs gern Kaffee trinkst, dann besorge dir auch einen Thermobecher.
2. Mit einer Einkaufstasche einkaufen gehen
Neben der Einkaufsliste gehört auch eine Einkaufstasche zum Repertoire einer umweltbewussten Konsumentin. Wenn in der Einkaufstasche bevorzugt Lebensmittel transportiert werden, die zur Kategorie Obst und Gemüse gehören, regional angebaut sind und nicht in Plastik verpackt sind, dann umso besser.
Weniger Plastikverpackungen – weniger Mikroplastik – weniger Müll.
3. Selbst kochen und backen
Wenn du selbst kochst und backst, sparst du nicht nur sehr viel Geld, sondern investierst auch in deine Gesundheit und du hast viel mehr Kontrolle über die Inhaltsstoffe deiner Speisen.
Kuchen und Torten: Es reicht, wenn du die Hälfte der angegebenen Zuckermenge verwendest. Ich habe das unzählige Male gemacht und nie ist ein Backwerk deswegen misslungen.
Die Umwelt unterstützt du noch mehr, wenn du auf folgendes achtest:
- Passende Töpfe und Pfannen und Deckel drauf
- Restwärme nutzen
- Auf Vorrat kochen und backen und an mehreren Tagen essen
- Speisen abkühlen lassen, bevor sie in den Kühlschrank kommen
- Nur die benötigte Wassermenge im Wasserkochen erhitzen
4. Waschmaschine und Geschirrspüler voll machen
Wasch erst dann ab, wenn die Waschmaschine und der Geschirrspüler voll sind. Meist reicht auch eine niedrigere Temperatur.
5. Natron, Essig und Zitronensaft als Reinigungsmittel einsetzen
Natron, Essig und Zitronensaft sind vielfältig im Haushalt einsetzbar. Sie sind preisgünstig, effektiv und du sparst neben Geld auch noch Verpackungsmaterial.
6. Wandern in der Umgebung
Kennst du schon die Schön- und Besonderheiten in deiner unmittelbaren Umgebung? Mir ist es so gegangen, dass ich ferne Länder bereist habe, aber Orte und Wanderwege in nächster Nachbarschaft nicht kannte.
Wandern (mit Wasserflasche :-)) ist ein sehr umweltschonendes Hobby und gut für Körper und Seele.
7. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Rad fahren
Es gibt sie natürlich: Die abgelegenen Orte, die man sehr schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Aber oft sind es auch eigene Glaubenssätze, die den Umstieg auf die Öffis erschweren.
Tipp: Es einmal ausprobieren!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Orte manchmal ferner und komplizierter zu erreichen scheinen, als sie es in Realität sind. Besonders dann, wenn man mit einem Verkehrsmittel noch wenig Erfahrungen hat.
8. Langlebige und gut kombinierbare Kleidungsstücke kaufen
Verabschiede dich vom überfüllten und unübersichtlichen Kleiderschrank. Setze auf Kleidungsstücke, die zeitlos und gut miteinander kombinierbar sind. Mit ein paar Tüchern, Schals und passenden Accessoires bist du dennoch immer bestens gekleidet.
Such mal einen Secondhand-Laden auf.
Nach der Trennung von etwa 2/3 meiner Kleidung, hatte ich nie mehr das Gefühl, nicht das Passende zum Anziehen zu haben.
9. Informationen zum Thema Nachhaltigkeit
Informiere dich regelmäßig zum Thema „Nachhaltigkeit“ und überlege, was du in dein Leben integrieren kannst.
Wie bei den öffentlichen Verkehrsmitteln stehen auch bei der Nachhaltigkeit oft die eigenen Glaubenssätze im Weg.
10. Freundlich zur Nachbarin sein
Ein Lächeln, ein Gruß oder ein Kompliment kostet nichts, bringt aber viel Freude – und begünstigt allgemein bessere Entscheidungen. Das wiederum kommt auch unserer Umwelt zugute.
Wenn dir der Artikel gefallen hat und du in Nullkommanix Dinge ausmisten möchtest, dann lade dir das geniale „121-Dinge-PDF“ herunter. Diese Liste enthält 121 Dinge (sortiert nach Bereichen bzw. Räumen), die du garantiert nicht mehr brauchst. Inklusive Kurzanleitung, wie du am besten beginnst. Hake Punkt für Punkt ab und befreie deinen Haushalt und dich von unnötigen Sachen, die dir im Weg sind.
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Hallo Uli,
danke für deinen schönen Artikel. Vieles von dem was du beschrieben hast, ist bei mir normal. Ich habe schon immer alles gekocht und gebacken, Wasser und Essen für unterwegs von zu Hause mitgenommen, bin mit dem Korb beim Einkaufen usw. Es ist gar nicht so schwer, nachhaltig(er) zu wirtschaften.
Liebe Grüße, Sibylle
Ein schöner Artikel, liebe Uli! Ich finde mich im meisten davon wieder. Wasserflasche, Einkaufstasche, Zuckriges selten im Restaurant. Und mein neues Hobby: Upcycling von Klamotten, die eigentlich schön sind, die ich aber dennoch nicht trage! Ich glaube, ich schreibe auch noch einen ARtikel zur Parade, auch wenn sie schon um ist.
Punkt 10 ist wunderbar, das praktiziere ich besonders gern!
Liebe Grüße
Silke
Vielen Dank, liebe Silke. Oft sind es die ganz einfachen Sachen, die viel bringen.
LG – Uli
Liebe Uli, das alles ist richtig und wichtig und ganz vieles davon ist mir sowieso Gewohnheit, von früher her noch. In der DDR war der ÖV spottbillig und man kam fast überall hin. Es gab an den Wochenenden sogar im Fahrplan extra Ausflugsbusse, Linien direkt nach Stolberg oder zur Roseburg. Leider hat man das alles abgeschafft und die meisten Orte in unserer Region sind für mich seither unereichbar 🙁
Und gerade am WE oder abends fährt eben gar kein Bus – dann ist Konzertbesuch oder Ausflug Fehlanzeige!
Auch unser SERO-System: da wurde alles gesammelt und gegen geringes Entgelt aufgekauft: Plaste, Lumpen,Papier und alle Gläser – die wurden nicht in Containern zerdeppert, sondern sortiert und als Ganze wiederverwendet. Getränkedosen gab es gar nicht…
Viele Schüler verdienten sich mit dem Sammeln das Geld für die Klassenfahrt.
Wir kauften Kleidung und vieles in Seconsdhandshops – heut gibt es nur noch einen einzigen solchen hier und der vertickert nur immer noch viel zu teures Markenzeug… da kaufe ich nicht.
Langes Tragen und evtl. Umarbeiten von Kleidung praktiziere ich aber auch noch.
Zum Einkauf hab ich einen stabilen Korb, der paszt perfekt aufs Fahrrad und erspart mir diesen unförmigen Einkaufswagen im Markt, womit ich immer anecke… Tüten hab ich noch nie genommen.
Allerdings finde ich die heutigen dicken festen Kunststofftaschen noch viel schlimmer: fast bei jedem Einkauf wird dann so eine genommen und wie viele stehen dann in Ecken herum voller Müll – – – Das ist noch weit mehr Kunststoffverschwendung als früher die Tüten. Verbesserung ist das nicht!
Wovon niemand spricht: die massive Internetznutzung, jegliches Streamen und selbst das googeln nach einem Begriff fressen Unmengen an Energie. Umweltfreundlich ist das nicht.
Das ist jetzt kein Vorwurf, Internet klug eingesetzt kann schon ein Segen sein…aber manche Leute hängen ja den ganzen Tag in Netzwerken herum, zur Unterhaltung, statt sich mal auf der Parkbank oder im Cafè zu treffen wie früher. Und PC-Spiele auf CD-Rom kennt wohl auch keiner mehr, das wird alles online gespielt und verbraucht gigantische Stromkosten. Die man nicht auf der eigenen Stromrechnung sieht. Ich glaub, das will niemand hören…
Ich hab übrigens noch alle Lexika, Wörterbücher etc. und schaue oft erstmal da rein… aber naja, ich bin halt ein hoffnungslos altmodisches Wesen 😉
Gute Sachbücher miste ich jedenfalls nicht aus, nur weil heut alles im Internet steht –
Das sind so meine Zusatztips.
LG Mascha
Internet, streamen, die gigantischen Cloud-Speicher, KI, all das braucht extrem viel Energie – da hast du völlig recht. Und das wird fast nie thematisiert.
Ich habe kein Auto. Das ist in Wien kein Problem, denn wir haben hier wirklich exzellente Öffis. Aber wenn man in kleinere Orte gelangen will, die nicht an eine Stadt angrenzen, wird es schwierig. Glücklicherweise gibt es so viel Schönes und Interessantes in Wien und Umgebung.
LG – Uli
Liebe Uli,
Ich mag das einfache und pragmatische deiner Tipps und stelle fest, dass das Meiste bei mir schon zur Gewohnheit geworden ist. Wasserflasche, Einkaufsbeutel, selber kochen und backen, Ausflüge von zu Hause aus sind für mich schon lange selbstverständlich. Ich bin jedoch immer erstaunt, wie viele Kunden bei mir in der Apotheke eine Tüte verlangen für ein Päckchen Medizin, das locker in die Jackentasche passt. Und hinterher wird die kleine Tasche weggeworfen, da sie keine Verwendung mehr finden. Ebenso lohnt sich die Investition in hochwertige Klamotten. Ich war mal bei einer Farbberatung. Nun kann ich alles kombinieren. Wenn doch nur mehr sich so verhalten würden, würde es unserer Mutter Erde so viel besser gehen. Besonders gut gefällt mir der Punkt: Freundlichkeit gegenüber den Nachbarn. Das bitte auch ausweiten gegenüber Freundlichkeit dem Nachbarland. Dann hätten wir nicht so viel verbrannte Erde.
Alles Gute und liebe Grüße, Birgit
Danke, liebe Birgit. Früher war das bei uns in den Apotheken automatisch, dass alles in diese kleinen Plastiktüten gegeben wurde. Ich hab dann sogar manchmal gesagt: Brauche ich nicht; ich habe meine eigene Tasche dabei. Jetzt hat sich das glücklicherweise geändert – aber du hast recht: Viele verlangen dann eine Tasche …
LG – Uli
Liebe Uli,
zum Kochen ergänzend ist für mich auch immer wichtig, keine Lebensmittel zu verschwenden. Wir kaufen nur das, was wir auch verbrauchen können (und gerne auch Gemüse mit Charakter statt Normgurken). Wenn man sieht, welche Mengen an Lebensmitteln weggeworfen werden, kann man sich nur an den Kopf langen.
Und wir sollten alle ein bisschen uneitler werden – dann muss es auch nicht immer der allerneuste Sch.. sein.
Liebe Grüße
Vanessa
Herzlichen Dank für deinen Kommentar, liebe Vanessa. Ich kaufe auch nur mit Plan und Liste ein. Ich wohne direkt neben einem Diskonter und sehe, was da – trotz „too good to go“ noch alles in den schwarzen Müllsäcken landet.
Es gibt da auch noch viel Aufklärungsarbeit zu tun. Nicht alles, wo das MHD erreicht ist, muss sofort weggeschmissen werden. Dann diese unsäglichen Aktionen, wie z.B. 2 + 1 gratis.
LG – Uli
Wunderbar Uli, vor allem das Lächeln zum Schluss hat mich beglückt
Ich denke, es ist von allen deinen aufgezählten Punkten das Produktivste, Wirkungsvollste …
in Wien habe ich manchmal das Gefühl, dass in gewissen Kreisen das Lächeln verboten ist.
Du wirst dort eine Revolution auslösen …
Vielen Dank, liebe Romy! Ich denke auch, der Punkt mit dem Lächeln und der Freundlichkeit ist wichtiger für die Umwelt, als man vielleicht denkt.
LG – Uli