Alle Jahre wieder habe ich drei Rituale, ja Wundermittel, die ich in der Weihnachtszeit immer einsetze. Sogar an den düstersten Dezembertagen erleuchten sie hell die Stimmung und zaubern ein Lächeln aufs Gesicht. Hier kommen meine persönlichen Rauhnachtsgesellen, die ich gerne mit dir teile:
Onkel Franz, der herzensgute Mensch
Lucie schlug ihrer Freundin die Schüssel aus der Hand, als diese ihr milde lächelnd Spekulatius anbot. Nahte sich dann deren Weihnachtsbaum, riss ihn vom Ständer und trampelte auf Glaskugeln, künstlichen Pilzen, Kerzen und Sternen herum … man ließ sie toben, wartete in der Diele auf den Arzt, gezwungen, zuzuhören, wie drinnen Porzellan zerschlagen wurde … bis sie in einer Zwangsjacke abtransportiert wurde.
Heinrich Bölll: Nicht nur zur Weihnachtszeit
Nicht nur zur Weihnachtszeit erzählt, wie eine Familie der Mutter zuliebe, jeden einzelnen Tag Weihnachten feiert. An heißen Sommertagen genauso wie im Winter. Jahr für Jahr. Denn wenn das Ritual nicht präzise stattfindet, bekommt sie Schreikrämpfe.
Und an der Spitze des Tannenbaums hing ein silbrig gekleideter rotwangiger Engel, der in bestimmten Abständen seine Lippen voneinander hob und Frieden flüsterte, Frieden.
Frieden, Besinnlichkeit, Geborgenheit, Wärme, Liebe und Freude – das wünschen wir uns – wenn schon nicht weltweit, dann zumindest in unseren Familien.
In Bölls satirischer Geschichte des Übermaßes ist der Zerfall der Familie unaufhaltsam. Damit das bei dir nicht so kommt, halte einen Augenblick inne, drossle das Tempo, stell den Perfektionismus mal hintenan und nimm dich selbst nicht so ernst. Lache!
Travnicek, der Zyniker
Freund: Was, Travnicek, denken Sie, wenn Sie Weihnachtseinkäufe machen?
Helmut Qualtinger als Travnicek und Gerhard Bronner als Freund
Travnicek: I denk, was des kost. Wann i des im Frühjahrsabverkauf b‘sorgt hätt, wär’s dasselbe g’wesen, aber um die Hälfte billiger.
Freund: Sie sind prosaisch, Travnicek. Man schenkt doch, um den Leuten Freude zu machen. Macht es Ihnen keine Freude, wenn Sie was g‘schenkt kriagn?
Travnicek: Schaun Sie, schaun Sie! Vorige Weihnachten schenk i mein Onkel a Krawattn, die mir g’fallt. Er schenkt mir eine, die ihm g’fallt. Was soll i mit dera Krawattn?
Wenn sonst nichts hilft: Schwarzer Humor aus Wien hilft zuverlässig!
Vergiss Einkaufen, wende deine Schritte in Richtung Innenstadt-Café. Du bist in Wien? Umso besser! Dann mach einen Abstecher ins Gutruf; es war eines von Qualtingers Lieblingscafés.
Clark Griswold, der gescheiterte Perfektionist
Wenn alles anders und sehr viel schlimmer kommt, als erwartet, dann helfen die Griswolds und dieses Filmzitat. Letzteres beinhaltet eine Menge Begriffe, die du aus dem herkömmlichen Englisch-Unterricht wahrscheinlich nicht kennst und mit denen du bei der nächsten Party punkten kannst.
Clark möchte ein perfektes Weihnachtsfest mit seiner gesamten Familie feiern. Er hat die besten Absichten und Pläne, aber nach und nach gerät das Fest komplett außer Kontrolle. Als der erwartete Weihnachtsbonus ausbleibt, sieht er rot.
I want to look him straight in the eye, and I want to tell him what a cheap, lying, no-good, rotten, four-flushing, low-life, snake-licking, dirt-eating, inbred, overstuffed, ignorant, blood-sucking, dog-kissing, brainless, dickless, hopeless, heartless, fat-assed, bug-eyed, stiff-legged, spotty-lipped, worm-headed, sack of monkey shit he is! Hallelujah!
Clark Griswold in „National Lampoon’s Christmas Vacation“
Das Griswold Christmas Desaster zeigt, dass manchmal auch die beste Vorbereitung nicht hilft. Trenne dich von zu hohen Erwartungen an dich und deine Familie und genieße stattdessen ein unperfektes, aber dafür entspanntes und fröhliches Fest.
Zusammenfassung
Hier geht’s zu deiner Dosis Lachen:
- Heinrich Böll: Nicht nur zur Weihnachtszeit: Jeden Tag Weihnachten
- Travniceks Weihnachtseinkäufe: Wiener Schmäh in Reinform
- National Lampoon’s Chrismas Vacation: An der Pforte zur Hölle
Uli Pauer
Ich unterstütze dich, Dinge loszuwerden, die für dich nur noch Ballast sind. Sachen, die dir schon lange im Weg sind und ein Dorn im Auge.
Hast du Lust, gleich loszulegen?
Hol dir die geniale Checkliste „121-Dinge-sofort-ausmisten„. In diesem PDF ist alles (nach Wohnräumen bzw. Kategorien) aufgelistet, das du ohne Wenn und Aber hinauskatapultieren kannst. Von Elektroschrott bis zu alten Gebrauchsanweisungen und kratzigen Pullovern ist alles dabei. Zum Abhaken!
Zusätzlich bekommst du eine kleine Anleitung, wie du am besten und effizientesten mit dem Ausmustern beginnst.
Liebe Uli, diesen Blogbeitrag nehme ich als persönliches Weihnachtsgeschenk von dir. Danke dir sehr dafür und herzliche Grüße, Korina
Liebe Uli,
das ist ja herrlich quälend, ausgerechnet den Nipply-Spot habe ich mir angesehen und die Qualen gefühlt! Man kann sich WEihnachten shcon recht höllisch machen, manche Menschen sind sehr begabt dafür.
Die Heinrich Böll-Geschichte gehörte auch in der Familie meines Partners dazu, die armen Angehörigen! Ich arbeite gerade an einem Artikel zur Rückkehr der Magie ins erwachsene Leben. Mal sehen, was daraus wird.
Ich danke dir für manchen Lacher.
Hab eine schöne Weihnachtszeit,
liebe Grüße
Silke
Clark Griswold ist mein Held! Weihnachten ohne „Schöne Bescherung“ wäre unerträglich!
Ha, den Film „Schöne Bescherung“ schauen wir jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit mindestens ein Mal. Ich fürchte, ich kenne schon den gesamten Text auswendig. So wunderbar wird hier auf den Punkt gebracht, was wir aus dem Fest gemacht haben und worauf es doch eigentlich wirklich ankommt.
Einfach mal die Erwartungen runter schrauben und alles mit ein bisschen Humor würzen – so sehen frohe Feiertage wirklich aus!
Was für ein herzerfrischender Blogartikel! Einfach köstlich! Lieben Dank dafür! Die Schreckliche Familie darf bei uns übrigens auch nicht fehlen!!
Liebe Uli, wieder ein köstler Beitrag!
Ich glaube, ich bin ganz gut dran, keine Verwandtschaft (mehr) in der Nähe zu haben und Weihnachten ganz nach meinem/unserem Sinn feiern zu können. Wir haben früher immer einen Weg in die Berge gemacht, zu einem bestimmten Ort, wo viele Wesen und Wichtel wohnen und haben dorthin Geschenke gebracht… das war unser Ritual, seit vielen Jahren.
https://maschas-buch.blogspot.com/2017/12/ein-gabentisch-unter-baumen.html
Leider hat die Trockenheit das alles zerstört und der Märchenwald dort oben existiert nicht mehr 🙁
https://maschas-buch.blogspot.com/2019/12/am-wendepunkt-der-dunkelheit.html
https://maschas-buch.blogspot.com/2020/12/noch-ein-abschied.html
Wir haben noch lange nach Ersatz gesucht, aber inzwischen gibt es den Ersatz-Ort auch nicht mehr, es verändert sich halt alles.
https://maschas-buch.blogspot.com/2021/12/julfest-2021.html
Und wenn man immer weniger gut zu Fusz ist…geht irgendwann sowieso nichts von alledem mehr und wir müssen uns mit ganz profaner Weihnacht zuhause zufrieden geben.
Ich bin aber echt froh, dasz Weihnachten nicht jeden Tag ist und werde die Geschichte von Böll einmal lesen, danke für den Tip.
Stresz machen wir uns jedenfalls keinen, wir sehen es ähnlich wie die Tierchen:
https://maschas-buch.blogspot.com/2018/12/lieber-zebedaus_5.html
Liebe Grüsze aus dem Harz
Mascha
Danke, liebe Mascha, für deinen Kommentar! So ein schöner Gabentisch! Wie traurig, dass es diesen Ort nicht mehr gibt.
LG – Uli
Liebe Uli,
was für schöne Rituale Du hast und eines davon ist auch eines von meinen Ritualen zur Weihnachtszeit: „Schöne Bescherung“. Ich liebe diesen Film über die Griswolds. Meine Lieblingsstelle ist der „Weihnachtsbraten“, eigentlich gibt es nur Lieblingsstellen:-). Heinrich Böll, diese Erzählungen zur Weihnachtszeit habe ich mir gerade direkt bestellt, es klingt spannend :-). Ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit, Uli.
Liebe Grüße, Susanne