Ich hasse packen. Das Packen hat mir schon oft die Vorfreude auf eine Reise vergällt. Reisen ja, wenn da nur nicht das ätzende Packen wäre. Außerdem hasse ich schwere Gepäckstücke. Wie kann man also minimalistisch packen?
In Büchern und Filmen ist das immer so einfach mit dem Verreisen, aber wie machen die Heldinnen und Helden das? Ich habe also nach Antworten in der Literatur gesucht.
Als Teenager und Agatha Christie Fan habe ich die vornehmen Ladies beneidet, die ein Stubenmädchen für diese Tätigkeit hatten. In „Murder is Easy“ verlässt die smarte Miss Conway den dicklichen und etwas beschränkten, dafür aber umso aufgeblaseneren Lord Whitfield, um mit dem viel attraktiveren Luke, der gerade aus den Kolonien zurückgekehrt ist, glücklich zu werden. Wer packt ihr Zeug zusammen? Das Stubenmädchen! Miss Conway „überwacht“ lediglich die Aktion und ich stelle mir vor, wie die Bedienstete die Kleider von Miss Conway sorgsam in Seidenpapier einhüllt. Auch mit Kofferschleppen muss sich die junge Dame nicht beschäftigen, der neue Verlobte holt die Koffer selbstverständlich nach dem Lunch mit dem Automobil ab.
Nehmen wir James Bond. In „Spectre“ ist er ständig auf Achse – Mexiko, London, Rom, Ötztal, Marokko, um nur einige Orte zu nennen. Gepäck? Höchstens ein Täschchen, wenn überhaupt. Dennoch ist der Mann stets tadellos gekleidet, selbst wenn er von einem Panzer überfahren wird. Auch Schmutz scheint von ihm in jeder Lebenslage abzuprallen. Rätselhaft, aber absolut beneidenswert. Mit Packen hält sich der Geheimagent jedenfalls nicht auf.
Jack Reacher hat seine Karriere bei der US Army schon hinter sich und Lee Child lässt ihn die ländlichen Gebiete der USA bereisen. Entweder mit dem Bus, zu fuß oder per Autostopp. Gepäck hat der ehemalige Militärpolizist keines – gar keines. Die einzige Ausnahme ist eine zusammenklappbare Zahnbürste. Reacher hält sich auch nicht mit Wäsche waschen auf, denn seine Kleidung schmeisst er nach Gebrauch weg und kauft einfach wieder neue Sachen. Ein Haus braucht der Ex-Polizist natürlich nicht, er hat ja nichts, was er aufbewahren müsste. Minimalisten mit 100 Dingen? Da kann Reacher wohl nur darüber lachen; außer den Kleidern am Leib hat er genau ein Ding: Die funktionelle Zahnbürste.
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Frederick J. Frenger Jr. ist am Weg nach Miami, dort wo sein genialer Erschaffer Charles Willeford schon ist. Junior, wie ihn seine wenigen Freunde nennen, reist mit dem Flugzeug, first class, ein wenig Luxus muss schon sein. Gepäck hat er keines, wurde er doch gerade aus der berüchtigten Haftanstalt San Quentin entlassen. Er hat allerdings ein paar gestohlene Kreditkarten dabei, deren Unterschrift er eifrig übt, während er genußvoll an seinem Champagner nippt.
Wiewohl die Beispiele aus Literatur und Film aufregend sind, auf mich treffen sie nicht zu.
- Ich habe (leider?) keinen Lord kennengelernt und kein Stubenmädchen angestellt, auch keinen Butler.
- Ich arbeite nicht für den MI5 und auch Q, der mich mit Geheimwaffen (wie die automatische Kofferpackmaschine) ausstatten könnte, steht mir leider nicht zur Verfügung.
- Ich liebe meine elektrische Zahnbürste und habe eine Aversion neue Kleidung zu tragen, ohne sie vorher gründlich zu waschen.
- First Class fliegen und jemand anderer zahlt? Ich gestehe, das ist sehr verführerisch, aber ich weiß ja, dass es mit Junior kein gutes Ende genommen hat.
Was also tun, wenn man vereist und das Gepäck so leicht wie möglich sein soll?
Zuallererst ist es wichtig, sich davon zu verabschieden, dass man immer und überall und für jeden erdenklichen Fall alles mithaben muss. Nein! Muss man nicht!
Wenn du nicht gerade eine Expedition in die Antarktis oder die Wüste Gobi planst, dann kannst du in 99% der Fälle davon ausgehen, dass du auch am Urlaubsort benötigte Dinge besorgen kannst.
Hier kommen einige praktische und erprobte Tipps
Ich habe die Tipps so einfach und allgemein wie möglich gehalten. Natürlich kommt es immer darauf an, welche Art von Reise man unternimmt, welche Unterkunft man hat und ob man alleine reist oder mit Partner oder Kindern.
Packliste schreiben
So ist es weniger wahrscheinlich, dass du wichtige Dinge vergisst.
Alle Dinge aufs Bett oder Sofa legen
Hier siehst du alles auf einen Blick und kannst sofort wieder Dinge zurück in den Schrank befördern.
Alle „just-in-case“ Dinge sofort wieder entfernen
Just in case zieht man die Unterhose eben ein zweites Mal an oder kauft sich ein T-Shirt.
Wichtig sind die funktionellen Sachen. Da kommt es darauf an, welche Aktivitäten geplant sind. Oft kann man im Notfall auch diese Gegenstände vor Ort besorgen.
Gut kombinierbare Teile einpacken
Im Idealfall passt alles zu allem.
Knitterfreie Kleidung bevorzugen
Mein Rat: Kleidung, die gebügelt werden muss, erst gar nicht kaufen bzw. eine rasche Trennung in die Wege leiten! Ich bügle seit 20 Jahren nicht mehr.
Auf bequeme Schuhe achten
Wenn es eng wird im Koffer, gewinnen immer die bequemen Schuhe, denn sie sind universell einsetzbar.
Dinge einpacken, die du im Laufe der Reise entsorgen kannst
Du kannst (sofern du solche Dinge noch hast), alte T-Shirts, Unterwäsche, Socken, etc. noch 1x tragen und dann direkt vor Ort wegwerfen. Zusätzlicher Vorteil: Du hast wieder mehr Platz im Koffer und musst zuhause weniger waschen.
Was gibt es im Hotel oder der Unterkunft?
Alles was es dort gibt, musst du nicht unbedingt mitnehmen
- Fön
- Shampoo
- Duschgel
- Bodylotion
- Pool-Handtücher
- Bademantel
- Badeschlappen
- Regenschirm
- …
Wenn es Wäscheservice gibt, dann kannst du dort auch deine Wäsche waschen lassen. Das ist immer noch billiger als z.B. für ein (zusätzliches) eingechecktes Gepäckstück zu zahlen.
Was nimmt der Reisepartner mit?
Wenn du zu zweit oder als Familie verreist, dann spricht man sich am besten ab. Bei manchen Dingen ist ein Stück ausreichend, z.B. Ladegerät für Elektrozahnbürste oder Zahnpasta.
Kosmetik
Hast du kleine Packungen oder Probepackungen? Dann nimm diese mit, sie verbrauchen weniger Platz und sind leichter.
Medikamente
Nimm nur die Medikamente mit, die du regelmäßig nimmst. Alles andere kannst du bei Bedarf vor Ort besorgen – es sei denn, du reist in ein Gebiet, wo du nur schwer Zugang zu Ärzten und Apotheken hast.
Rollen
Der Platz wird wesentlich effizienter ausgenutzt, wenn du die Kleidungsstücke zusammen rollst und zusammen gehörige Dinge auch gemeinsam verpackst. So findest du auch alles viel einfacher, wenn du aus dem Koffer leben musst, z.B. bei einer Rundreise.
Platz ausnutzen
In die Schuhe passen z.B. auch gerollte Socken hinein.
Kofferservice
Wenn man mit der Bahn verreist, kann man ein Haus-zu-Haus Service buchen. Aus eigener Erfahrung kann ich das aus vollstem Herzen empfehlen. Es ist so viel entspannter, wenn man den Koffer schon voraus schickt und nur mit leichtem Handgepäck reist.
Der Reisetag sollte nicht mit schweren Gepäckstücken beginnen.
Dinge zurücklassen
Wenn die Unterkunft eine Ferienwohnung war (als meine Tochter noch klein war, sind wir hauptsächlich so gereist), dann habe ich Sachen (Lebensmittel, Hygieneartikel, etc.) vor Ort gekauft und diese dann auch wieder zurückgelassen. Die nächsten Gäste oder das Reinigungspersonal haben sich hoffentlich darüber gefreut. Mein Mann sagt manchmal im Scherz, dass er nicht verstehen kann, wozu all das Hanteltraining gut sei, wenn ich doch nichts trage, was schwerer als eine Feder ist.
Souvenirs?
Vorsicht, Falle! Was am Urlaubsort noch toll ausschaut, ist zuhause vielleicht doch nicht so toll. Die schöne Tracht macht sich gut in den Alpen – aber auch zuhause? Wann und wo wirst du sie anziehen? Die handbemalte Vase lacht dich verführerisch an – aber brauchst du noch ein zusätzliches Stück Dekoration und passt sie überhaupt zum Stil deiner Wohnung? Geschenke für andere mitnehmen? Wenn es sich nicht um einen explizit geäußerten Wunsch handelt, dann ist mein Rat, davon abzusehen.
Aus Erfahrung weiß ich, dass diese Dinge oft jahrelang aufbewahrt werden, bevor sie dann mit schlechtem Gewissen entsorgt werden.
Packliste für die nächste Reise schreiben
Oft denkt man sich am Urlaubsort: Hätte ich nur das eingepackt oder daran gedacht. Diese Dinge schreibst du am besten sofort auf, damit du sie dann bei der nächsten Reise parat hast. Wenn du (mehrfach) Sachen eingepackt hast, diese aber dann nie verwendest, dann schreib sie ebenfalls auf. Denn darauf kannst du dann beim nächsten Mal verzichten.