Wann ist Ausmisten für dich geeignet?

Wann ausmisten

Stellst du dir diese Frage: Soll ich überhaupt ausmisten und entrümpeln? Ich habe ein großes Haus oder eine große Wohnung und genug Stauraum. Die Dinge (auch wenn ich sie nicht brauche) haben gut Platz im Keller, am Dachboden oder in den Einbauschränken. Sie stören doch niemanden und IRGENDWANN werde ich sie VIELLEICHT brauchen. Oder vielleicht werden meine Kinder oder Enkel sie einmal verwenden. 

Das stimmt nur bedingt, denn auch wenn dir diese Dinge nicht unmittelbar im Weg sind, so sind sie doch immer in deinem Kopf als „unerledigt“ präsent:

  • Da ist noch etwas, das du erledigen musst
  • Da gibt es Dinge, um die du dich kümmern musst
  • Was, wenn du jemals in eine andere – kleinere – Wohnung ziehen willst?

Die Sachen haben viel Geld gekostet, magst du denken. Viele Dinge sind Erinnerungen – und wenn du dich von diesen sentimentalen Gegenständen trennst, dann verlierst du auch diese Erinnerungen. Vielleicht meinst du, wenn du entrümpelst wird deine Wohnung kahl und unpersönlich sein.

Ich kann dich beruhigen. All das wird aller Voraussicht nach nicht eintreten. Nach diversen Ausmiste-Wellen ist meine Wohnung nach wie vor ganz bunt. Ich bin auch nicht in Trauer über entsorgte Dinge verfallen. Ganz im Gegenteil: An die allermeisten Sachen, d. h. 99,99 %, habe ich nie wieder gedacht und wenn, dann mit Erleichterung, dass sie weg waren. Auch meine Erinnerungen sind nicht verschwunden. Ich kann mich auch ohne physische Dinge gut erinnern.

Diese Gedanken halten dich nur ab, den Prozess des Ausmusterns zu beginnen. Sie sind Ausreden, die du dir vorsagst, selbst wenn du weißt, dass es so nicht ist. Wäre ich abergläubisch, würde ich sagen, den Dingen wohnt ein magischer Kleber inne, der je nach Person stärker oder schwächer ausgeprägt ist. Aber es ist ganz einfach die Angst vor der Entscheidung.

Zu viele Dinge, aber auch ein Übermaß an Tätigkeiten oder Verpflichtungen, oft bedingt durch FOMO (fear of missing out), beeinflussen dich sowohl physisch als auch mental.

Sie vermindern deine Flexibilität.
Sie halten dich zurück.
Sie verlangsamen dich.

Daher ist es so wichtig, den unnötigen Ballast loszuwerden, selbst wenn du noch so viel Stauraum zur Verfügung hast.

Ausmisten und Entrümpeln ist für dich geeignet, wenn dir einige der folgenden Punkten bekannt vorkommen:

  • Du hast Ziele, die du erreichen möchtest – hast aber immer das Gefühl, etwas hält dich zurück
  • Du möchtest mehr Freiheit in deinem Leben und deine Zeit nicht mit dem Organisieren von Kleinkram verbringen
  • Du möchtest Zeit für dich, deine Familie und deine Freundinnen haben und für die Tätigkeiten, die dir Freude bereiten
  • Du möchtest mehr Klarheit und Übersicht
  • Du möchtest mehr Geld zur Verfügung haben
  • Du möchtest in deiner Freizeit viel erleben
  • Du möchtest deine Dinge auf einen Griff finden und nicht frustriert in den Laden wühlen
  • Du möchtest durch dein Haus oder deine Wohnung gehen und nicht über Gerümpel stolpern
  • Du möchtest keine Streitigkeiten mehr in der Familie über herumliegende Sachen
  • Du möchtest jederzeit entspannt Besuch empfangen können
  • Du möchtest vor deinem Kleiderschrank stehen und sofort die Kleidung finden, die du anziehen möchtest
  • Du möchtest nur Kleidung vorfinden, in der du dich wohl fühlst, die dir steht und passt und die dich glücklich macht
  • Du willst „lebende“ Dinge, d.h. Dinge, die dich in deinem Leben unterstützen und die im Gebrauch sind, anstelle nur Staub anzusetzen
  • Du möchtest deinen Haushalt (und Homeoffice) so effizient wie möglich führen
  • Du möchtest deine digitalen Files jederzeit finden können

Das Entrümpeln ist ein Prozess, der zuerst einmal im Kopf beginnt. 

Das Ziel des Entrümpeln ist nicht nur, weniger Zeugs zu haben, sondern die für DICH richtigen Dinge im Leben zu haben. Die Dinge, die dich unterstützen und die du gern um dich hast. Oft stehen die vielen (überflüssigen) Gegenstände physisch und psychisch im Weg. Sie kosten nicht nur bei der Anschaffung Geld und damit Lebenszeit, sondern auch über den ganzen Zyklus hinweg.

Mit dem Ausmisten beginnst du einen individuellen Prozess. Du beschäftigst dich mit der Essenz. Du findest heraus, was dich blockiert und abhält, deine Ziele und Wünsche zu erreichen.

Beim Entrümpeln ist das mentale Loslassen sehr wichtig. Oft merkst du gar nicht, wie sehr dich gewissen Dinge psychisch belasten, dich traurig machen, in der Vergangenheit festhalten und dadurch Stress erzeugen. 

Systematisch Ausmisten ist eine persönliche und individuelle Reise und der Beginn eines neuen Lebensstils. Was für die eine unnützes Gerümpel ist, ist für jemand anderen ein wertvoller Gegenstand. Es kommt auch nicht darauf an, wie viel ein Ding gekostet hat. Plastikspielzeug aus Überraschungs-Eiern kann sowohl Gerümpel als auch geliebter Sammlergegenstand sein. Ein teures Auto kann unnütz und eine Belastung sein oder ein sinnvolles Beförderungsmittel. 

Auch die Anzahl von gleichartigen Dingen kann stark variieren. Während die eine glücklich mit zwei Bettwäsche-Sets ist brauchen andere vielleicht mehr Sets.

Wichtig ist:

  • Was nie oder nur „irgendwann“ verwendet wird, kann weg
  • Was eine Belastung ist, kann weg
  • Was negative Gefühle oder Erinnerungen erzeugt, kann weg

Du willst den Prozess des Entrümpelns mit mir beginnen, dann freue ich mich auf eine Zusammenarbeit mit dir. Hol dir schon mal das PDF mit den 121 Dingen zum Abhaken, von denen du dich sofort trennen kannst:

Und komm in die Facebook-Gruppe: Entrümpeln mit System und Power. Im August gibt es jeden Tag einen Impuls zum Ausmisten von der one-and-only Zerstückelungsexpertin Uli Pauer. D. h. ich gebe so kleine Häppchen vor, dass jede und jeder fast wie von selbst in den Ausmiste-Flow kommt.

Entrümpeln mit System und Power

Jeden Tag eine Ausmist-Inspiration: Von der Inbox bis zur Sockenschublade – es ist alles dabei!

3 Dinge die mich als Aufräumcoach nerven

3 Dinge die mich als Aufräumcoach nerven

Es gibt 3 Dinge die mich als Aufräumcoach nerven. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich liebe meine Arbeit als Entrümpelungsexpertin, und ich liebe es, dabei zu sein, wenn die Wohnungen spürbar leerer werden, aber die folgenden Punkte bringen mich regelmäßig auf die Palme. 

1. Wegwerfen = Umweltsünde

It's a sin - schwarzer Text auf weißem Hintergrund

Viele Menschen tun sich sehr schwer ungeliebte, unbenutzte und unnötige Dinge zu entsorgen. Neben „das-könnte-ich- noch-irgendwann-einmal-brauchen“ ist einer der Hauptgründe die Entsorgung selbst und die Angst, man könnte zur großen Umweltsünderin mutieren, wenn etwas im Müll oder im Wertstoff Sammelzentrum landet.

Manchmal bemerke ich sogar Empörung: „Ich möchte doch nicht Teil der Wegwerfgesellschaft sein.“ Also belässt man die Dinge lieber in der vollgestopften Wohnung. Verschenken, Verkaufen oder Upcyceln sind natürlich Alternativen – aber dazu braucht es Zeit und es können hartnäckige Zwischenlager entstehen. Das wiederum verzögert den Prozess des Entrümpelns.

Die Devise „das-könnte-ich-irgendwann-noch-einmal-brauchen“ wird umgewandelt in „das-müsste-ich-irgendwann-einmal-verkaufen-oder-verschenken“.

Fakt ist, die Umweltsünde wird nicht begangen, wenn etwas sachgerecht entsorgt wird, sondern VIEL früher, nämlich wenn ein (unnötiges) Ding

  • produziert wird
  • mehrfach um die Welt reist
  • um in einem Einkaufszentrum zu landen
  • wo Menschen mit ihren Autos hinfahren
  • wo wertvolle Grünflächen versiegelt und in Parkplätze umgewandelt werden
  • besagtes Ding gedankenlos mitgenommen wird ohne dass es wirklich gebraucht wird
  • weil die Werbung so geile Versprechungen abgibt
  • und weil es angeblich so günstig ist

Ich bin beileibe kein Fan vom Wegwerfen – und meine erste Wahl ist auch immer das Verschenken. Dazu verwende ich die zeitschonende „zu-verschenken-Box“ Methode.

ABER:

  • manche Dinge will einfach niemand mehr
  • sind nicht mehr gut genug (auch wenn man selbst das vielleicht glaubt)
  • die eigenen zeitlichen Ressourcen sind begrenzt – und Verkaufen, sogar Verschenken, kann sehr zeitaufwändig sein
  • auch Sozialkaufhäuser und Flohmärkte entsorgen Dinge, die sie nicht verkaufen können
  • das Ende aller physischen Dinge ist IMMER der Müll

DAHER:

Anstelle sich ganz viele Sorgen am Ende des Lebenszyklus eines Produkts zu machen, ist es viel besser, sich die Gedanken betreffend „Umweltsünde“ dann zu machen, wenn wir als Konsumentinnen die Kaufentscheidung treffen. Denn nur dann besteht die Möglichkeit, zu beeinflussen, welche Dinge nicht oder nicht mehr produziert werden.

2. Sortieren statt Entsorgen

Storage Box

Dinge endgültig loszulassen, ist für viele Menschen alles andere als einfach, besonders wenn in jedem – noch so profanem – Gegenstand ein sentimentaler Wert und eine Erinnerung gesehen wird.

Anstelle Dinge zu entsorgen, wird versucht, sie besser zu verstauen. Es wird neben-, hinter- und übereinander gestapelt, nach Kategorien und Farben sortiert, in Ordnungsboxen investiert – aber an der Situation ändert sich dadurch nur wenig. Je enger die Dinge aneinander kleben, je weniger Freiraum sie haben, desto schneller wird die ursprüngliche Unordnung wieder Einzug halten. Spätestens dann, wenn man „schnell“ etwas sucht und das Gesuchte ganz unten im Stapel liegt.

„Wenn-ich-doch-nur-mehr-Stauraum-hätte“ ist ein Wunsch, den ich oft höre. Aber Tatsache ist, je mehr (Stau)raum, desto mehr Kram.

Manche erfüllen sich den Wunsch nach mehr Stauraum auch und lagern Dinge in ein Self Storage Abteil aus. Möbelhäuser und Geschäfte für Wohnaccessoires bieten zudem von Ordnungsboxen bis hin zu ganzen Ordnungssystemen alles was das Aufräumerinnen-Herz begehrt.

Ordnungsboxen können durchaus hilfreich sein, selbst Self Storage kann sinnvoll sein, wenn man Dinge kurzfristig – z.B. zwischen Umzügen – lagern möchte.

ABER:

Weniger Dinge in der Wohnung erreicht man nur durch Entsorgung der nicht mehr benötigten Dinge und in Folge durch eine „gar-nicht-erst-in-die-Wohnung-lassen“ Strategie.

3. Minimalismus zerstört die Wirtschaft

It's a sin - schwarzer Text auf weißem Hintergrund

„Wenn alle so wären wie du, dann hätte das den Niederbruch der Wirtschaft zur Folge,“ das ist auch ein Satz, mit dem ich manchmal konfrontiert werde. Stimmt, aber wäre das so schlimm, wenn die Wirtschaft, so wie wir sie derzeit kennen, niederbrechen würde? Ein System, das auf Ausbeutung von Mensch und Umwelt hinausläuft. Und viele „Bullshit Jobs“ erzeugt, die im Grunde genommen völlig unnötig sind. Dinge produziert, wo durch gigantische Werbemaßnahmen ein künstlicher Bedarf erzeugt wird. Dinge durch geplante Obsoleszenz frühzeitig kaputt gehen und daher wieder neu angeschafft werden müssen.

„Aber, wir brauchen die Jobs! Sonst gibt es so viele Arbeitslose!“ Heisst im Klartext, wir müssen Industrien auffangen und unterstützen, die als Dank dafür unseren Planeten zerstören. Dabei gibt es viele Bereiche, die mehr Personal ganz dringend brauchen würden. In der Kinderbetreuung oder in der Betreuung von älteren Menschen oder im Gesundheitswesen, zum Beispiel. Dort wird jedoch gespart und noch mehr eingespart.

Für mich gehört eine gute Dosis Minimalismus zum Entrümpeln dazu. Entrümpeln ohne Änderung des Konsumverhaltens ist für mich zu wenig. Das ist nur die eine Seite der Medaille. Dinge loszulassen und ein Stück Vergangenheit hinter sich zu lassen, ist die Einstiegsdroge – das Ziel ist es jedoch, aus dem „immer-mehr“-Hamsterrad auszusteigen.

 

 
  • Brauche ich es oder „will“ ich es nur?
  • Welchen Nutzen bringt mir der Kauf und welche Kosten?
  • Wie viel Lebenszeit muss ich aufwenden, wenn ich es kaufe?
  • Wo wird die Neuerwerbung ihr künftiges fixes Zuhause haben?
  • Kann ich es auch gebraucht kaufen?
 

Bücher wegwerfen – schlimm wie Kindesweglegung? 3 mögliche Gründe

Bücher wegwerfen Bücher in Box mit Aufschrift Zu Verschenken

Für viele ist Bücher wegwerfen ein absolutes NOGO. Bücher verkaufen oder verschenken mag ja noch gehen – aber in den Papiermüll?

Auf geniale und humorvolle Weise hat das Harald Schmidt schon vor vielen Jahren erklärt: Goethe ist überschätzt!

Nicht alle sehen es so entspannt wie Harald Schmidt – in einem Artikel in der Washington Post wird Aufräum-Queen Marie Kondo attackiert. Sie vertritt die Ansicht, dass 30 Bücher in etwa ausreichend sind. Viele sind mit dieser Meinung nicht einverstanden, wie die Headline hier zeigt: „Keep your tidy spark-joy hands off my book piles, Marie Kondo!

Warum fällt es schwerer, Bücher wegzuwerfen oder auch nur wegzugeben, als z.B. gebrauchte Kleidung, Dekorationsgegenstände oder Küchenutensilien? Warum fühlt es sich so an, als würden wir etwas ganz verwerfliches tun?

1. Buch als (Status)-Symbol

Bücher sind nicht einfach Gegenstände, sondern Symbole. Sie stehen für Wissen, Bildung, Kultur, Intelligenz und sozialen Aufstieg. Und auch für die Ideen darin und die Menschen dahinter. Wenn wir ein Buch weggeben oder sogar wegwerfen, dann fühlt sich der Akt des Wegwerfens ebenfalls wie ein Symbol an. Es fühlt sich so an, als ob wir auch die Autorin oder den Autor mißachten würden.
 
Und genau diese Symbolsprache wurde politisch auch immer wieder genutzt, sei es, dass Bücher am Index gelandet oder verbrannt worden sind. Es ist immer darum gegangen, die Ideen oder Menschen zu unterdrücken oder zu zerstören. Daher fällt es uns auch heutzutage noch so schwer, uns von Büchern zu trennen, weil wir meinen, dass wir damit auch eine Aussage über die Qualität des Buches treffen und auch über uns als gebildete Menschen.
 
Trotz elektronischer Medien sind Bücher noch immer Symbole für ein gutbürgerliches und intellektuelles Leben. Bücherwände und Privatbibliotheken dienen als Lebensziel. Damit kann man Besucherinnen auch heute noch gut beeindrucken. Die von Büchern überquellenden Arbeitszimmer von Professoren oder Autorinnen kommen mir in den Sinn oder die gutbestückten Bücherwände in so manchem Wohnzimmer.
 
Die Ex-Schwiegermutter meines Mannes fragte ihn – er arbeitete damals im Verlagswesen – ob er ihr ein paar Bücher mitnehmen könnte. Ja, sehr gerne – welche Bücher sie denn lesen möchte? Lesen? Nun ja, auf den Inhalt käme es ihr nicht so an – sie würde sich aber über einige Exemplare in Magenta und Violett freuen. Bücher waren für sie Symbole einer gediegenen Einrichtung.

2. Buch als Identifikation

Wir identifizieren uns mit manchen Büchern stark und sehen ein Stück eigene Persönlichkeit darin. Sie waren vielleicht in einer anderen Lebensphase einmal wichtig.

Ich hatte schon die ganze Wohnung entrümpelt – mit einer Ausnahme: Meinen Büchern, die ich als begeisterte Leserin über viele Jahre hinweg angeschafft hatte. Klassiker der österreichischen und deutschen Literatur und auch jede Menge Krimis und Thriller. Meist als Taschenbuch und in kleiner Schrift, viele 30 bis 40 Jahre alt. Lange Zeit schwindelte ich mich darüber hinweg, indem ich dachte: Die Bücher haben doch gut Platz im Regal. In Wirklichkeit verstaubten sie und gelegentlich saugte ich darüber. Dann: Ich werde sie zwar nicht mehr lesen, aber sie taugen noch als Dekoration. Und als kleinen Hintergedanken: Besucherinnen werden beeindruckt von meiner Belesenheit sein.

Als Teenager hatte ich sogar einmal den Wunsch, eine eigene Bibliothek zu besitzen. Sie sollte sich idealerweise in einem idyllischen englischen Herrensitz befinden und ich wäre die Gattin eines echten Lords, also eine Mylady. Der Butler würde, je nach Tageszeit, Earl Grey oder besten Single Malt servieren während ich es mir in den Lederfauteuils mit einem Buch gemütlich machte. Ich sehe dieses Szene auch noch heute anschaulich vor mir. Herrenhaus und Lord wurden (glücklicherweise) nie Realität – aber die Bücher dieser Phase – Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und P.D. James – waren noch lange Zeit in meiner Wohnung vorhanden. In deutscher Übersetzung. Die ich in Teenagerjahren völlig in Ordnung fand, nun aber nicht mehr lesen würde.

Eines Tages – ich war wieder mit dem Staubsauger zugange – fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: Diese Leserin, d.h. diese Rolle von mir, existierte in der Form nicht mehr. Zwar lese ich noch immer leidenschaftlich gern, aber hauptsächlich mit meinem e-Book Reader, wo ich die Schriftgröße einstellen kann und Hintergrundbeleuchtung habe. Oder ich höre Audiobücher und Podcasts. Und ich interessiere mich für neue Autorinnen und Autoren. Als ich dies begriffen hatte, war es plötzlich ganz leicht, meine alte Büchersammlung loszulassen.

3. Buch als (m)ein Besitz

Der Endowment-Effekt, auch bekannt als Besitztumseffekt, beschreibt, wie Menschen den Wert ihres eigenen Besitztums einschätzen. Der Effekt sorgt dafür, dass wir den Wert eines Gutes einfach nur dadurch höher einschätzen, weil wir dieses Gut besitzen. Der Besitztumseffekt wurde 1980 erstmals vom US-amerikanischen Ökonomen Richard Thaler erwähnt.

Bekannt ist ein Experiment mit Tassen, das Daniel Kahnemann 1990 durchführte. Dabei bildete er zwei Gruppen:

Der ersten Gruppe (den Verkäufern) gab er Tassen und fragte sie, welchen Preis zwischen 0,25$ und 9,25$ sie fordern würden, wenn sie die Tasse verkaufen müssten.
Die Teilnehmer der zweiten Gruppe wurden gefragt, welchen Preis sie zahlen würden, um die Tasse zu erhalten.
Der Preis der „Verkaufsgruppe“ lag im Mittel bei 7,12$ während der Preis der „Kaufgruppe“ gerade mal bei 2,87$ lag.

Eine liebe Freundin von mir entrümpelt schon seit längerer Zeit. Sie hat den Anspruch, für jedes ausgemusterte Ding neue Besitzerinnen zu finden, d.h. sie vermeidet es, Dinge wegzuwerfen. Gute Sachen in den Müll? Das macht sie nicht. Darum ist ihre Geschichte umso bemerkenswerter und sie zeigt, dass der physische Besitz einen großen Einfluss auf unsere Bewertung eines Dinges hat, selbst wenn wir uns schon davon trennen wollen.

Meine Freundin hatte pädagogisch wertvolle Bücher zum Verschenken und wollte diese in einem öffentlichen Bücherschrank platzieren. Nur war da leider kein Platz mehr für diese Bücher. Alles zugestellt mit – in ihren Augen – wertlosen Schundromanen von Konsalik und Simmel! Sorry, an alle Konsalik und Simmel-Fans an dieser Stelle.  Kurzerhand – sie ist eine Frau der Tat! – hat sie die literarisch wertlosen Machwerke in den Papiermüll gekippt und den so frei gewordenen Platz mit ihren wertvollen Büchern bestückt. Endowment Effekt in reinster Form. 🤩

4. Hard Facts zum Thema Buch

  • Rohstoff Papier: Papier kann neben Glas am besten recycelt werden. Die Recyclingquote beträgt über 70%
  • Wiederbeschaffung: Die meisten Bücher können einfach und kostengünstig oder sogar gratis wiederbeschafft werden.
  • Bücher aus der Bücherei: Normalerweise werden Bücher ohne nennenswerte Emotionen zurückgebracht. In meinen vielen Jahren als Mitglied der Büchereien Wien hatte ich niemals ein emotionales Problem mit der Rückgabe eines Buches – selbst wenn es mir noch so gut gefallen hat.
  • E-Books: E-Books vom Reader oder der Cloud zu löschen ist einfacher als ein Papier-Buch zu entsorgen. Das Medium macht einen großen Unterschied.

5. Resume 

  • Wie bei allen physischen Dingen: Sei zurückhaltend beim Erwerb eines physischen Buches – du wirst es womöglich nie wieder los. Die Mitgliedschaft in einer Bücherei zahlt sich immer aus.
  • Denke beim Entrümpeln daran, dass der Besitztums-Effekt eine kognitive Verzerrung ist, die auf alle wirkt. 
  • Auch ohne physische Bücher – oder mit nur wenigen Exemplaren – kannst du belesen, gebildet und intelligent sein. 
  • Auch wenn du dich von Büchern trennst, bist du deswegen kein schlechterer Mensch und es bedeutet nicht, dass du eine negative Aussage über den Autoren oder Autorin triffst.
 

Mit Leichtigkeit entrümpeln – geht das? 5 Tipps

2 Hände in blauen Plastikhandschuhen mit Leichtigkeit entrümpeln

Es scheint, dass es NICHTS gibt, das man nicht mit Leichtigkeit lernen oder durchführen könnte. Und meistens auch noch in kurzer Zeit – so die Versprechungen.

  • Mehr Lebensfreude und Leichtigkeit
  • Neue Leichtigkeit
  • Hamsterrad gegen Leichtigkeit tauschen
  • Mit Leichtigkeit Essverhalten verändern
  • Lernen mit Leichtigkeit
  • Mit Leichtigkeit leisten
  • Schwanger mit Leichtigkeit
  • usw. wsf.

Leichtigkeit ist in aller Munde. Leichtigkeit ist das neue Dogma

Kann man also leicht oder mit Leichtigkeit entrümpeln? Die Antwort ist: Ja und Nein.

Ich fange mal mit „Ja“ an.

Die einfachste Variante ist folgende: Müllsack auf – Ding rein – Müllsack zu! Und ab in den Müll oder zum Recycling. Diese Dinge sind NICHT.MEHR.DEIN.PROBLEM!

Nicht viele Menschen ziehen es so durch – Leute im Zeugenschutz Programm fallen mir da spontan ein, die schleunigst ihre Identität und Unterkunft wechseln müssen.

Also „Nein“.

Entrümpeln ist emotionale und physische Schwerarbeit. Denn alles, was man entfernt, hat mit der Vergangenheit zu tun und Vergangenes loszulassen, fällt oft sehr schwer. Und dann schwebt noch die „Wohin?“ Frage drohend im Raum. Ein unbeantwortetes oder unrealistisches „Wohin“ führt unweigerlich dazu, dass Zwischenlager entstehen und die Energie, die beim Entrümpeln entstanden ist, verpufft. Das Entrümpeln wird zäh!

Wenn sich auch noch die Mitbewohner*innen mit Aussagen wie „DAS KANNST DU DOCH NICHT WEGWERFEN!?!?!?!“ einmischen, dann ist meistens Schluss mit Entrümpeln. Es wird auf unbestimmte Zeit verschoben.

Was kannst du dennoch tun, um Entrümpeln so einfach wie möglich für dich zu machen? Ich habe hier 6 Tipps für dich zusammengefasst.

1. Einen Spaziergang oder eine Wanderung machen

Das Loslassen fällt viel leichter, wenn du vorher hinaus in die Natur gehst. Du verlässt die 4 Wände deiner Wohnung und damit auch deine Besitztümer. Du bist draußen und spürst Sonne und Wind und konzentrierst dich nur auf das schöne Erlebnis des Gehens. Die Dinge werden viel unwichtiger. Ob du nun eine größere Wanderung machst oder einen kleinen Spaziergang: Wichtig ist, hinaus zu gehen!

2. Ein Ziel setzen

Je konkreter und realistischer das Ziel ist, desto besser. Alles auf einmal geht in den wenigsten Fällen. Es ermüdet und frustriert – und am Ende gibst du vielleicht auf, ohne überhaupt richtig angefangen zu haben. Es ist besser, einen überschaubaren Bereich, wie z.B. die Socken oder die Unterwäsche zu entrümpeln. Beginne immer mit den einfachen Dingen, wo keine oder wenige Emotionen daran hängen.

3. Zeit einplanen

Nebenbei Armbanduhrund irgendwann funktioniert bei keinem Projekt. Am besten ist es, einen konkreten Termin zu planen, wo du ungestört arbeiten kannst. Blockiere diesen Termin in deinem Kalender. Ganz so, als ob du dich mit deiner besten Freundin zum Kaffee treffen würdest, oder du einen Termin bei deiner Therapeutin ausmachen würdest. Behandle dein Date mit deinen Dingen auch genauso!

4. Vorbereitung

Überlege Hund in einer Boxim Vorhinein, was du mit den aussortierten Dingen machen wirst! Sei realistisch und beantworte dir die Frage, ob du die Zeit aufwenden willst und kannst, die du z.B. fürs Verkaufen benötigen würdest.

Stelle Tüten und Boxen bereit. Und vergiss nicht auf dich selbst – bereite Getränke und einen gesunden Snack vor.

Bevor Frau tanzt mit Kopfhörerndu anfängst, stelle dir deine Lieblingsmusik an – am besten etwas Fetziges – einen Diskosong aus deiner Jugend vielleicht. Und nun tanze dazu. Die Bewegung zu einem beschwingten Lied zaubert ein Lächeln auf deine Lippen, macht dich locker und erleichtert dir das Loslassen.

5. Fokus auf das Ziel

Schalte Kameraobjektiv fokussiert auf Landschaftsdetailalle Störquellen aus. Telefone auf lautlos. PC zugeklappt. Jetzt geht es darum, zu entrümpeln und dich auf den Prozess zu konzentrieren. Wichtig ist auch, dass du nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommst. Wenn dein Ziel ist, den Kleiderschrank auszumustern, dann beschäftige dich auch nur genau damit. Bist du damit fertig, dann erst kommt das nächste Projekt dran.

6. Feiere dich selbst

Für Feuerwerkjeden geschafften Teilbereich solltest du dich auch belohnen und stolz auf dich sein! Wir sind oft sehr hart und kritisch mit uns selbst. Daher ist es wichtig, sich für jeden Erfolg auch zu loben.

Wie beginne ich mit dem Entrümpeln? 5 einfache Tipps

5 Tipps um mit dem Entrümpeln zu beginnen. 5 Striche mit Kreide

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200 …“

Nun, wir schreiben das Jahr 2021 und anstelle unendlicher Weiten gibt es hier unendlich viel Gerümpel. Die Gründe, warum das Entrümpeln so schwer fällt, sind vielfältig:

  • Keine Zeit
  • Keine Lust
  • Könnte man irgendwann noch einmal brauchen
  • War so teuer
  • Ist noch so gut
  • usw. usf.

Es gibt nicht nur unendlich viel Gerümpel, sondern auch unendlich viele Gründe erst gar nicht mit dem Entrümpeln zu beginnen. Hier sind meine 5 besten Tipps:

Definiere deine Ziele, die du mit dem Entrümpeln erreichen willst

Bevor du mit dem Entrümpeln beginnst, überlege dir deine persönlichen Ziele. Dein WARUM des Entrümpelns? Was willst du erreichen? Du wirst dir vielleicht denken: Nun ja, ich will einfach weniger Zeugs in der Wohnung haben. Stimmt! Aber was ist dein übergeordnetes Ziel, das du mit dem Loslassen erreichen willst? Das ist wichtig, um nicht frühzeitig aufzugeben, und mit einem konkreten Ziel vor den Augen, fällt es viel leichter, dran zu bleiben.

Solche Ziele könnten z.B. sein:

  • Mehr Gelassenheit? Mehr Fokus? Mehr Harmonie? Mehr Zeit? Mehr Struktur?
  • Mehr Geld?
  • Wofür willst du künftig mehr Ressourcen haben? Für deine Familie? Deine Freunde? Für dein Business? Fürs Reisen?

Am besten, du schreibst dir deine Ziele auf einen Zettel. Vielleicht kristallisiert sich ein übergeordnetes Ziel heraus. Formuliere für dich einen Satz. Der könnte so in etwa ausschauen: „Ich will entrümpeln, weil …. und damit …. erreichen.“ Schreibe diesen Satz auf eine Karte und positioniere diese gut sichtbar in deiner Wohnung. Du kannst auch ein post-it machen und z.B. am Badezimmerspiegel anbringen.

Visualisiere deine Wohnung, wie sie nach dem Entrümpeln aussieht

Überlege dir genau, wie deine Wohnung nach dem Entrümpeln aussehen soll. Nimm dir genug Zeit dafür. Gehe in Gedanken – oder auch physisch – durch jeden Raum und visualisiere den Idealzustand. Wie stellst du dir dein Leben ohne unnötigen Ballast vor? Wie wirst du dich dann fühlen? Mache dir am besten Notizen oder Skizzen. Vielleicht bekommst du auch Lust, die Möbel umzustellen. Je detaillierter deine Vorstellungen sind, desto besser!

Überlege dir, was du mit den aussortierten Dingen machen wirst

Einer der Hauptgründe, warum Entrümpelungsaktionen scheitern, ja oft gar nicht erst begonnen werden, ist die Frage nach dem „Wohin„. Im schlimmsten Fall entstehen in der Wohnung (oder im Keller oder Dachboden) hartnäckige Zwischenlager. Die Dinge sind zwar aussortiert, aber sie sind immer noch in der Wohnung. Hinzu kommt, dass das Verkaufen und selbst das Verschenken einen nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand darstellt. Mache dir daher realistische Pläne, wohin die ausgemusterten Dinge kommen werden und hole dir eventuell Unterstützung bei der Umsetzung.

Starte mit täglichen Entrümpelungs-Rundgängen

Am besten du reservierst dir jeden Tag 15 bis 20 Minuten und stellst dir einen Timer. Geh mit einem Müllsack von Zimmer zu Zimmer und sammle die Sachen ein, die dir sofort ins Auge springen (vielleicht stolperst du ja auch über sie) und die du gleich in den Müll verfrachten kannst.

Dazu gehören Dinge, die z.B. kaputt oder unvollständig sind. Aber auch alte Postwurfsendungen, leere Flaschen, Werbegeschenke, verstaubte Deko oder tote Pflanzen. Richte deinen Fokus auf die sichtbaren Dinge – d.h. die herumstehen oder -liegen und die deine Böden und Oberflächen frequentieren.

Bei diesen Rundgängen geht es darum, dass du dich erst einmal um die Dinge kümmerst, die im Außen sind und kein „Zuhause“ haben. Da gibt grob gesprochen zwei Kategorien: Sachen, die sofort im Müll oder Recycling landen und Dinge, die in ihr Zuhause zurückgebracht werden.

Dein Blick wird sich von Tag zu Tag schärfen und du wirst im Vorbeigehen Dinge aufsammeln.

Mit wenig Aufwand kannst du schnell sichtbare Erfolge erzielen – und das motiviert, um weiterzumachen.

Erzähle deinen Mitbewohner*innen was du vorhast

Du bist voller Enthusiasmus und bereit, mit dem Entrümpeln zu beginnen, aber deine Familienmitglieder stehen deinem Projekt ablehnend gegenüber? Sie haben vielleicht Angst, dass du es auf ihre Sachen abgesehen hast. Mache ihnen daher klar, dass du nur deine eigenen Dinge entrümpeln wirst. Erkläre ihnen auch, was dich bewegt und welches deine Ziele sind (siehe Punkt 1). Im besten Fall gewinnst du Verbündete und Unterstützer*innen für dein Projekt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass alleine schon die Veränderung in dir und in der Wohnung ein gutes Beispiel für die anderen ist – und sie oft auch dazu bewegt, selbst mit dem Entrümpeln zu beginnen. Wenn sie sehen, welchen Spaß du am Entrümpeln hast, dann werden auch sie motiviert werden, mitzumachen.

 

Wie kannst du das nur wegwerfen?

Oranger Müllsack auf der Strasse. Wie kannst du das nur wegwerfen?

Das ist ein Satz, den ich oft höre:

Wie kannst du das nur wegwerfen?

Meistens schwingt ein Vorwurf darin. Aber manche Dinge lassen sich weder verkaufen noch verschenken – zumindest nicht ohne großen Aufwand und Aufbau von Zwischenlagern. Also doch wegwerfen? Darfst du denn das?

Für mich als Aufräumcoach gehört das Überdenken des eigenen Konsums untrennbar zum Entrümpeln dazu. Das ist wie eine Medaille mit zwei Seiten. Einfach Sachen zu entsorgen, ist viel zu kurz gegriffen und hätte auch gar keine nachhaltige Wirkung, wenn du gleichzeitig so wie vorher konsumierst. Bei der einen Tür hinaus – und bei der anderen Tür wieder hinein, das hat wenig Sinn. Das Gute am Entrümpeln ist jedoch, dass sich die Einstellung zum Konsumieren quasi automatisch mit ändert und du SEHR VIEL kritischer wirst, welche Dinge künftig deinen Haushalt betreten dürfen.

Daher kannst du auch getrost be-LAST-ende Dinge wegwerfen.