Warum ich Entrümpeln liebe

Uli Pauer am Strand: Warum ich entrümpeln liebe

Wie viele Dinge gibt es doch, derer ich nicht bedarf

Leider befinden sich viele dieser Dinge in unseren Wohnungen! Im Gegensatz zu Sokrates leben wir außerdem in einer Zeit, wo jedes Produkt immer nur einen Mausklick von uns entfernt ist. Wenn sich nun schon Sokrates über das Übermaß der Dinge beklagt hat – wie wir wissen, gab es zu seiner Zeit weder Einkaufszentren noch Onlineshops – was sollen wir dazu sagen?

Ich habe lange hin und her überlegt, was ich beim Entrümpeln am meisten liebe. Und mir die Frage gestellt: Liebe ich die Ergebnisse des Entrümpelns oder liebe ich (auch) die Tätigkeit selbst?

Wie wir leben

Stell dir mal einen überfüllten Schreibtisch vor, mehrere hohe Papierstapel drohen jeden Augenblick in sich zusammenzubrechen. Stifte liegen kreuz und quer verstreut, Unmengen von post-its kleben auf jeder freien Fläche, ungeöffnete Briefe und Postwurfsendungen sind überall verstreut. Computer, Maus, Telefon, Handy inklusive Kabelsalat frequentieren die letzten leeren Flächen. Vielleicht sind am äußersten Rand auch noch Bilder von deiner Familie, Zeichnungen deiner Kinder, Kaffeebecher und leere Verpackungen zu sehen. Ja, manches hat gar nicht mehr Platz am Schreibtisch und ist schon eine Etage tiefer gesunken und am Boden gelandet.

Und nun stell dir z.B. mal das Oval Office vor, den Arbeitsplatz der amerikanischen Präsidenten. Sitzt er dort und wühlt verzweifelt in Bergen von Zetteln? Stolpert er über Kabel, die quer durch sein Büro verlaufen? Und wenn er jemand empfängt, muss er dann erst die Akten von den Besucherstühlen wegräumen? Die Antwort ist nein.

Uli Pauer steht neben der Wachsfigur von Barak Obama. Es ist das Oval Office nachgebildet. Madame Tussaud's in Wien.
Die Aufräumexpertin Uli Pauer im Weißen Haus (ähm – bei Madame Tussaud’s)

Schließe die Augen und gehe in Gedanken in einen vollgestopften Raum. Und dann verlässt du das Chaos und läufst in ein aufgeräumtes Zimmer, wo genug Platz ist und wo alles an seinem Zuhause ist. Merkst du den Unterschied? Ich wette, nur der Gedanke daran, verändert deinen Atem und deinen Puls.

Genau deshalb liebe ich das Entrümpeln. Weil wir einen Zustand herstellen, der eine Wohltat für die Augen ist und der uns aufatmen lässt. Weil wir einen neuen Raum schaffen, der Klarheit und Kraft ausstrahlt. Im Feng Shui würde man sagen, hier fließt das Chi.

Was wir brauchen

Im Grunde genommen wissen wir es schon längst:

  • wir brauchen das meiste Zeug nicht
  • es steht nur unnötig im Weg herum
  • breitet sich auf Oberflächen und in Schränken aus
  • wächst immer weiter, bis auch Keller und Dachboden vollgestopft sind
  • zieht Staub magnetisch an
  • erschwert das Putzen
  • und wenn wir denn mal was brauchen, dann finden wir es nicht

Es liegt also auf der Hand, alles spricht für das Entrümpeln!

Mehrere alte Tasten- und Wählscheibentelefone stehen auf einem Möbelstück mit Laden außerhalb eines Aniquitätengeschäfts in New York City.
Dinge, die in der Vergangenheit wichtig waren

Warum fällt es dennoch so schwer, damit zu beginnen? Die Tätigkeit selbst ist einfach. Alles was du brauchst, sind Müllsäcke oder Umzugskartons und eventuell einen Mann fürs Grobe (der auch eine Frau sein kann). Zugegebenermaßen, manchmal ist vielleicht ein Container nötig.

Warum trennen wir uns also nicht? Ein Ende mit Schrecken ist doch besser als ein Schrecken ohne Ende, oder nicht?

Die Schuldfrage

Die Dinge, die wir besitzen – oder besitzen sie etwa uns? – haben sich in unserem Leben und unseren Wohnungen festgekrallt. Und es scheint so, als ob sie uns genau in dem Moment, wo wir sie loswerden wollen, ein schlechtes Gewissen einreden.

  • Ich war so teuer
  • Du wolltest dich doch mit mir beschäftigen
  • Ich war ein Geschenk deiner lieben Patentante
  • Du könntest mich noch einmal brauchen (das hat schon fast etwas von einer Drohung an sich)
  • Ich bin doch noch gut
  • Du kannst mich doch nicht einfach wegwerfen
  • Und wenn du mich wegwirfst, dann nehme ich alle Erinnerungen mit
  • Du musst mir zumindest ein anderes Zuhause suchen
  • Mich mag keiner mehr und daher habe ich ein lebenslanges Bleiberecht
  • und so weiter und so fort …
In der Wiener Schatzkammer - das Prunkstück des Museums ist die Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Die Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – ein Schatz

Daher versuchst du vielleicht schon lange, neue Besitzer*innen für deine Dinge zu finden. Das ist manchmal ganz schön schwer. Du willst dich zwar trennen, aber ab in den Müll geht gar nicht. Wegen der Umwelt und weil andere könnten das Ding doch noch brauchen. Das stimmt – allerdings solltest du dir diese Gedanken machen, wenn du im Geschäft stehst oder wenn du im Begriff bist, den „jetzt zahlungspflichtig bestellen“ Button zu drücken. Denn nur dann kannst du beeinflussen, was produziert wird.

Und seien wir uns mal ehrlich, auch wenn du Dinge verschenkst, spendest oder verkaufst – du hast zu keinem Zeitpunkt die Garantie, dass dieses Ding nicht dennoch postwendend im Müll landet. Du hast nur die Verantwortung dafür abgegeben.

Wie kommen wir nur weg von hier …. Haben Sie eine Idee, Mr. Spock?
Tja, Ideen habe ich schon. Aber mit der Durchführung hapert es im Moment.

Am liebsten würden wir manchmal sagen: Beam me up, Scotty, there’s no intelligent life down here! Einfach nur weg von diesem ganzen Zeugs!

Die Kunst des Entrümpelns

Das Problem mit dem Entrümpeln ist nicht das Entrümpeln selbst. In der einfachsten Variante geht es so: Müllsack auf, Ding rein, Müllsack zu. Alles weitere ist dann ein Problem der Müllabfuhr und nicht mehr unseres. Case closed! 

Dennoch bleiben viele Wohnungen überfüllt und verstopft – und das über Jahrzehnte hinweg und oft sogar über das eigene Leben hinaus. Einmal gekauft und nie wieder losgeworden.

Ein junger Mann mit rot-weiß gestreiftem Bademantel liegt auf einem Sofa. 60er Jahre Stil.
Der Mann darf bleiben – alles andere muss gehen

Wie kannst du aber nun effektiv entrümpeln und dabei auch noch Spaß haben, ja in einen Zustand kommen, wo du gar nicht mehr aufhören willst, zu entrümpeln?

Die Entscheidung

Urlaub am Meer oder in den Bergen? Im Hotel A oder Hotel B? Die warme Jacke einpacken oder nicht? Den Job kündigen oder bleiben? Produkt Y oder Z kaufen? Den Zug oder das eigene Auto nehmen? Ding X wegwerfen oder behalten? Alles hat seine Vor- und Nachteile. Alles hat seinen Preis. Und irgendetwas könnte immer irgendwann eintreten und die gut durchdachte Entscheidung zu einer fatalen Fehlentscheidung machen.

Wenn du dich für A entscheidest kannst du nicht gleichzeitig B haben. Im Englischen gibt es dafür die treffende Redewendung: You can’t have your cake and eat it too! Du kannst ein Ding nicht gleichzeitig besitzen und wegwerfen!

Ein Stück Schokotorte.
You can’t have your cake and eat it too!

Das Ende aller Dinge

Entrümpeln ist emotionale Schwerarbeit. Denn du gestehst dir ein, dass

  • du dieses Puzzle nicht zu Ende bringen wirst – ein anderes vielleicht, aber dieses nie mehr
  • dir diese Hose aller Voraussicht nach nicht mehr passen wird – und du sie nie mehr tragen wirst
  • dir das Mountainbiken doch nicht so zusagt, wie du gedacht hast und du mit diesem Rad nie fahren wirst
  • du diese Bücher nie mehr lesen wirst
  • du mit diesen ausgeschnittenen Rezepten niemals einen Rezepte-Ordner gestalten wirst
  • der teure Kaschmirmantel ein Fehlkauf war und du ihn niemals tragen wirst

Irgendwann? Nein, an diesem Punkt sprichst du es aus, es ist NIE! Zumindest nicht mit diesen Dingen.

Aussortierte Bücher
Aussortierte Bücher

We’re flying oder warum ich Entrümpeln liebe

Was liebe ich nun am Entrümpeln? Ich liebe genau den Punkt, an dem das Loslassen stattfindet. An dem die Zweifel und Ängste verschwinden. Wo Glaubenssätze purzeln und du dich mit voller Energie und Freude der Umsetzung widmest. Just do it! In großem Stil! Ohne bei jedem einzelnen Buch oder T-Shirt gleich wieder zu verzweifeln. Wenn du weißt: It’s smooth sailing from here on in! Du bist am richtigen Weg!

Ein Flugzeug der Austrian Airlines steht am Rollfeld des Flughafens von Funchal in Madeira.
Das Flugzeug steht bereit

Um es mit einem Bild auszudrücken: Du sitzt im Flieger. Das Flugzeug fährt zuerst noch langsam auf der Rollbahn. Vom Tower kommt das Signal für den Start. Cabin Crew prepare for departure. Du weißt, es geht los, die Reise beginnt und du bist definitiv dabei. Die Kraft der Motoren und die Geschwindigkeit drückt dich in den Sitz. Und dann kommt der Zeitpunkt, wo das Flugzeug den Point of no Return erreicht – du bist in der Luft, du fliegst. It’s smooth sailing from here on in!

Let it flow

Ja, dann bist du im Flow und das ist unglaublich schön. Viel viel schöner, als hin und wieder zögerlich ein Ding nach langem hin und her zu entsorgen oder die Socken farblich zu sortieren. An diesem Punkt hast du die Kraft und die Klarheit, dich von den Dingen, die dir keine Unterstützung mehr sind, zu lösen. Und es geht ganz leicht, denn an diesem Punkt fühlst du dich stark und du schaffst dir dein neues Zuhause. Du lässt die Teile der Vergangenheit los, um Platz für die Zukunft zu machen. Du fühlst dich frei und du bist es auch.

Genau das ist der Grund, warum ich Entrümpeln liebe und warum ich Menschen beim Entrümpeln begleiten will.

Ein Schiff fährt auf der Donau. Ausblick von der Reichsbrücke in Wien in Richtung Nussdorf.
Im Fluss

Geschenke ausmisten und Nein zu Geschenken sagen

Ostertisch Geschenke

Ich kann mich noch an Ostern erinnern, als wir Kinder im Osternest nur gefärbte Eier und ein paar Süßigkeiten vorgefunden haben. Andere Geschenke, wie Spielzeug, Kleidung oder Sportgeräte gab es nicht. Geschenke für Erwachsene waren auch nicht vorgesehen. Daher bestand auch wenig Bedarf, Geschäfte oder Onlinestores (wir hatten den Quelle-Katalog 😉) zu stürmen. Oder sich großartig Gedanken darüber zu machen, was wir dieses Jahr schenken sollen.

In unserer Konsumgesellschaft hat sich das grundlegend geändert. Ostern hat sich mehr und mehr zum „kleinen Weihnachten“ entwickelt. Viele Kinder (und auch Erwachsene) erwarten und bekommen deutlich mehr als nur Süßigkeiten. Und es sind zusätzliche Schenktage, wie z.B. der Valentinstag, hinzugekommen, die auch massiv beworben werden. Ja, es scheint so, dass wir niemand mehr besuchen wollen, ohne zumindest „eine Kleinigkeit“ mitzubringen.

Und die Kehrseite davon?

  • Einkaufsstress
  • Überfüllte (Kinder)zimmer
  • Leere Konten
  • Überhöhte Erwartungen
  • Enttäuschung, wenn das richtige Geschenk nicht dabei war …
  • Weniger Zeit für Familie und Freunde
  • Das Fest ist da – und wir sind müde und gereizt und es ist gar nicht so perfekt, wie es uns die Werbung vorgaukelt

Warum schreibe ich darüber? Weil ich als Aufräumcoach die Erfahrung gemacht habe, dass viele ungeliebte Dinge in Form von Geschenken in unser Leben getreten sind. Und bei Geschenken ist es oft besonders schwierig, diese loszulassen, weil wir unbewusst den Schenker oder die Schenkerin mit dem physischen Ding assoziieren. Ein Geschenk postwendend zu entsorgen erscheint uns als Affront gegenüber dieser Person, die sicherlich Mühe und Geld investiert hat, um uns eine Freude zu bereiten. Wir kommen uns undankbar vor.

Manchmal können sogar Schuldgefühle auftreten:

Ich kann doch nicht die Kristallvase, die mir meine Tante geschenkt hat, verkaufen, verschenken oder wegwerfen! Was, wenn sie bei ihrem nächsten Besuch erwartet, die Vase auf dem Wohnzimmertisch zu sehen?
Oder: Ich stehe nun in der „Schuld“ – und muss meinerseits ein Geschenk besorgen.

Wie kannst du das ändern?

Indem du anfängst, mit deinen Liebsten darüber zu reden, sie sanft in die gewünschte Richtung lenkst und ihnen auch konkrete Vorschläge machst. Du wirst erstaunt sein, wie positiv die meisten Familienmitglieder und Freunde das aufnehmen werden. Denn du ersparst auch ihnen viel Zeit und Energie, die sie aufwenden müssen, um das „richtige“ Geschenk zu besorgen.

In etwa so:

Vielen Dank für die großzügigen Geschenke, die du uns immer machst. Wir möchten künftig Ostern (oder Weihnachten, Geburtstage, etc.) einfacher feiern und würden uns z.B. über gemeinsame Unternehmungen (hier die eigenen Ideen einbringen) freuen.

Oder: Deine Enkeltochter spart gerade für ein … und würde sich sehr über einen finanziellen Beitrag freuen.

Oder: Wir haben für unser Kind ein Sparbuch angelegt, sodass er/sie einen guten finanziellen Start ins Erwachsenenalter haben wird.

Oder: Die ganze Familie legt zusammen für ein größeres und benötigtes Projekt.

Es geht hier auch gar nicht um eine 100% Lösung und Geschenke total abzulehnen oder zu verbieten. Es geht darum, hilfreiche Alternativen zu finden – und diese schon frühzeitig zu kommunizieren. Ein paar Tage vor einem Fest ist der sprichwörtliche Zug schon abgefahren.

In Familien mit kleineren Kindern kann man auch schon rechtzeitig anfangen, Rituale und Unternehmungen zu etablieren. Anstelle: Was wünscht du dir? Was machen wir gemeinsam als Familie? Sodass ein gelungenes Fest nicht an der Anzahl der Geschenke festgemacht wird und ob die „richtigen“ dabei waren, sondern an der gemeinsam verbrachten Zeit und Unternehmungen. Mit weniger Einkaufsstress haben wir für diese schönen Dinge auch wieder mehr Zeit und Energie.

Wenn wir als Erwachsene jetzt an unsere Kindheit zurückdenken, woran erinnern wir uns am besten? An Dinge – oder an Erlebnisse?

Was ist Minimalismus? Liebe zu dir selbst!

Was ist Minimalismus? Harmony

Was ist Minimalismus nicht?

Minimalismus bedeutet nicht, dass du in Zukunft nur mit 100 Dingen auskommen musst.
Du musst auch nicht dein Bett entsorgen und am Boden schlafen.
Und es ist auch völlig in Ordnung, ein 12teiliges Speiseservice zu besitzen, auch wenn du alleine lebst. Selbst Deko ist erlaubt!

Denn was alleine zählt, ist dein individuelles Wohlbefinden in deinen 4 Wänden. Und dieses kann durch zu viele Dinge empfindlich gestört sein, weil sie deine Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes verstopfen. Sie dir im Weg sind. Du darüber stolperst. Aber im entscheidenden Augenblick nicht findest was du brauchst.

Was ist Minimalismus?

Minimalismus ist immer eine sehr individuelle Entscheidung für einen für dich passenden Lebensstil mit genau den Dingen, die dir dienen sollen und nicht umgekehrt.

Was Minimalismus immer mit sich bringt: Dein Leben wird leichter. Dinge, die dich belasten, werden losgelassen. Du bekommst mehr Klarheit und Überblick. Sachen, die du behältst, haben einen Nutzen für dich. Nutzen in dem Sinn, dass du sie brauchst und verwendest, wie z.B. einen Kochtopf oder dass sie dir einfach gefallen und Freude bereiten, wie z.B. ein schönes Bild an der Wand.

Und das wichtigste: Minimalismus bedeutet mehr Zeit für dich und die Tätigkeiten, die dir wirklich Spaß machen.

Wandern statt Staubwischen, um nur ein Beispiel zu nennen. Wenn die Flächen frei sind, ist das Putzen rasch erledigt – und in der Zeit, in der du zig Deko Gegenstände abstauben oder den Boden frei räumen musst, um zu wischen, kannst du es dir bereits mit deiner Lieblingstätigkeit gemütlich machen.

Es zahlt sich also immer aus zu minimalisieren oder zu optimieren.

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