Monatsrückblick April 2023: Umbrüche

April 2023 ist ein turbulenter Monat: Blogger-Treffen in Stuttgart. Mein 60. Geburtstag. Mein letzter Arbeitstag vor dem Ruhestand. Aber bevor es so weit ist, bin ich Anfang April noch auf Reisen. In Marokko. Den ersten Teil des Reiseberichts findest du übrigens hier: Monatsrückblick März 2023

Marokko

Tag 8: Samstag, 1. April

Nachdem der siebte Tag der Marokko Reise mit einem fantastischen abendlichen Ausflug in die Sanddünen von Erg Chebbi geendet hat, geht es weiter in Richtung Westen.

Wir fahren nach Tinghir, den Ausgangspunkt für den Besuch der gewaltigen Todhra-Schlucht, in deren Felsenge wir einen Spaziergang unternehmen. Die Felswände steigen hier 200 m steil an.

Unterwegs in die gewaltige Todhra Schlucht. Da Ramadan ist und auch die westlichen Oster-Touristen noch nicht eingetroffen sind, schlendern wir fast alleine durch die Schlucht, was natürlich für uns umso besser ist.

In Tinghir sehen wir schöne Kasbah-Siedlungen mit Stampflehmbauten an der „Straße der Kasbahs“. Die Landschaft und die Bauten sind so fantastisch, dass ich das Gefühl bekomme, das kann doch unmöglich alles „echt“ sein.

Die Straße der Kasbahs

Der Tag endet in Boumalne du Dades.

Tag 9: Sonntag, 2. April

Heute ist ein Ausflug in die Dades-Schlucht im Atlasgebirge angesagt, die mit atemberaubender Landschaft und bizarren Felsformationen beeindruckt. Alleine schon die Anfahrt ist ein wahrer Genuss mit fantastischen Ein- und Ausblicken.

Fahrt durch die Gebirgslandschaft zur Dades-Schlucht.
In Serpentinen geht es mit Kleinbussen die Dades-Schlucht hoch.
Dades-Schlucht
Bei „nackten“ Gebirgszügen ist die Faltung richtig gut erkennbar.
Eine ehemalige Höhlenwohnung (Mitte rechts)
Zurück im Tal unternehmen wir eine kleine Wanderung durch eine Oase. Im Hintergrund sind die bizarren Felsformationen zu sehen, die Affenfinger genannt werden.

Tag 10: Montag, 3. April

Wir verabschieden uns vom Dades-Tal und fahren nach Ouarzazate.  Der Ort ist bekannt durch die Filmstudio-Industrie. Zu den bekanntesten Filmen, die in Ouarzazate gedreht wurden, gehören zahlreiche Bibel- und Monumentalverfilmungen, wie z.B. Game of Thrones, Gladiator, Die Bibel, Die Päpstin, Der Medicus und Prison Break. 

Die im 20. Jahrhundert erbaute Kasbah Taourirt. Fast verlieren wir hier meinen Mann. Der Bus rollt schon an, als wir entdecken, dass er fehlt. Unser Busfahrer ist gar nicht amused und sein Assistent (zu dessen Aufgaben es gehört, sicherzustellen, dass auch wirklich ALLE wieder zum Bus zurückkehren) muss sich eine Standpredigt anhören. Dabei wollte mein Mann nur Verhandlungen über eine Rolle in der Sodom und Gomorrha Verfilmung beginnen.

Ein weiterer Höhepunkt der Reise ist Ait-Ben-Haddou: Das Festungsdorf ist UNESCO-Weltkulturerbe. Das alte Dorf besteht aus mehreren eng aneinander gebauten und teilweise ineinander verschachtelten Wohnburgen, deren Lehmmauern auf natürlichem Fels ruhen.

Um Ait-Ben-Haddou zu erreichen, müssen wir den Fluss Asif Mellah überqueren.
Die Gebäude mit ihren Ecktürmen und Zinnen sowie die Hanglage verleihen dem Ort ein wehrhaftes Aussehen.
Ait-Ben-Haddou ist gut besucht. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man die Aufbauten der diversen Filmsets, denn der Ort ist ein äußerst beliebter Drehort. Hier wurde auch Game of Thrones gedreht.

Durch eine wildzerklüftete Berglandschaft geht es danach in den Hohen Atlas und vorbei an Terrassendörfern und -feldern der Chleuh-/Achelhi-Berber über den Tichka-Pass (2260 m) nach Marrakesch. Diese Fahrt gehört zu meinen persönlichen Höhepunkten der Reise.

Fahrt durchs Atlasgebirge
Wir erreichen den Tichka Pass auf 2.260 m Höhe.
Ein gefährlicher Platz zum Rasten.

Weiter geht’s durch wunderschöne Berglandschaften, bis wir am Abend Marrakesch erreichen.

Es geht bergab in Richtung Marrakesch. Je weiter wir nach unten kommen, desto grüner wird es.

Tag 11: Dienstag, 4. April

Am Morgen besuchen wir den bezaubernden Majorelle-Garten – die azurblauen Gebäude inmitten üppiger Pflanzenpracht wurden vom Modeschöpfer Yves Saint Laurent wiederbelebt.

Im Majorelle Garten gibt es viele riesengroße Kakteen. Die bisher einzige Pflanzenart, die auch bei mir eine Überlebenschance hat.

Weiter geht’s zur Koutoubia-Moschee aus dem 12. Jahrhundert, die wir nur von außen besichtigen können. Sie ist eine der ältesten Moscheen Marokkos und die größte Moschee von Marrakesch.

Koutoubia-Moschee. Was wie ein „Galgen“ am Dach des Minaretts auschaut, zeigt die Richtung nach Mekka an.

Wir schlendern durch die Souks von Marrakesch und sehen unfassbar viele Produkte: Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Gewürze; sondern auch alle nur erdenklichen Sachen für den täglichen Bedarf. Aber nicht nur die Händler sind in den Souks, es gibt hier auch viele Handwerker.

Alles, was das Herz begehrt!
Arbeiten in der Werkstatt

Nach den Souks gehen wir in die Herboristerie Bab Agnou und lauschen einem sehr interessanten Vortrag über all die Kräuter, Gewürze, Salben und Heilmittel, die hier verkauft werden. Nach fast 11 Tagen in Marokko haben wir schon viele geschäftstüchtige Händler und Verkäuferinnen kennengelernt, aber der Heilpraktiker (laut eigener Definition) ist der mit Abstand beste und am besten organisierte Händler, der uns auf der ganzen Reise untergekommen ist. Am Ende seines in perfektem Deutsch gehaltenen Vortrags bekommen wir kleine Körbchen und bei jedem Produkt müssen wir nur aufzeigen und schon landet es in der gewünschten Menge im Korb. Danach geht’s zu den Kassen. Kein Chaos, kein Stau – und ein unfassbar gutes Verkaufsergebnis für die Herboristerie.

Der perfekte Verkäufer in Aktion! Unter anderem erfahren wir, warum Hämorriden Salbe in den letzten Jahren zum Verkaufsschlager geworden ist, obwohl es gar keine Hämorriden-Epidemie gibt. Sie soll angeblich gegen Tränensäcke wirken. Ich kaufe sicherheitshalber ein Döschen. Die Creme ist türkis eingefärbt. Die Ähnlichkeit mit einer gewissen Parteifarbe ist sicher rein zufällig und nicht beabsichtigt. Mein Mann hört (nicht) zu.

Es ist schon später Nachmittag und wir kommen zum Platz Djemaa el Fna. Der zentrale Marktplatz von Marrakesch ist bekannt für seine Märchenerzähler, Gaukler und Schlangenbeschwörer. In der Zwischenzeit hat das Wetter jedoch umgeschlagen. Der Himmel ist wolkenverhangen, es hat abgekühlt und es regnet. Wir frieren! Der Platz hat sich merklich geleert. Einige sehr ausdauernde Reisemitglieder bleiben dennoch hier, aber die meisten fahren zurück ins Hotel. Am Abend steht noch ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant in der Altstadt an.

Die Altstadt von Marrakesch bei Dunkelheit und im Regen

Das Abendessen in der Altstadt ist durchwachsen. Es ist kalt im Restaurant. Der Boden ist so rutschig, dass einer der Teilnehmer hinfällt. Glücklicherweise ist er nicht verletzt, aber es ist ein Schreck für uns alle. Statt um 8:00 wird das Abendessen erst um 8:30 serviert. Es gibt Tajine. Obwohl ich schon sehr hungrig bin, fühlt es sich für mich so an, als ob ich 11 Tage in Folge immer Wiener Schnitzel bekommen hätte. Die Tajine besteht hauptsächlich aus Oliven und etwas zähem Rindfleisch. Unerwarteterweise tritt auch noch eine leicht bekleidete Tänzerin auf, die eine Art Bauchtanz hinlegt. Es ist wie bei einem Unfall. Ich will es gar nicht sehen, kann aber nicht anders, als doch hinzuschauen. Ich bin froh, als wir aufbrechen und der Tag zu Ende ist.

Mein Mann, der im Hotel geblieben ist, hat definitiv die bessere Wahl getroffen.

Tag 12: Mittwoch, 5. April

Das letzte Highlight dieser Reise ist der Besuch des fantastischen Anima-Gartens von André Heller. Das Wetter ist kühl und regnerisch und stimmt uns schon auf die Rückkehr nach Wien ein.

Im wunderschönen Anima-Garten gibt es viele märchenhafte Figuren.
Meine Lieblingspflanzen – Kakteen in allen Größen und Formen.

Mittags fahren wir zum Flughafen und verabschieden uns von unserem großartigen Fahrer und seinem Assistenten. Marokko hat mich sehr beeindruckt und ich schaue dankbar zurück auf eine wunderbare Reise. Es ist für mich fast unfassbar, was wir in nur 12 Tagen gesehen und erlebt haben. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich diese Reise – trotz anfänglicher Bedenken – dennoch gemacht habe.

The Content Society Treffen in Stuttgart

Die nächste Reise steht an. Es geht nach Stuttgart zum Blogger-Treffen. Ich war voriges Jahr nicht dabei, aber diesmal habe ich schon im Februar den Flug gebucht und ein Hotelzimmer reserviert. Gerade am Abreisetag, am Freitag, dem 21. April ist ein großer Streiktag in Deutschland. Es fahren keine Züge und auch die meisten Flughäfen werden bestreikt. Für viele Teilnehmerinnen ist es sehr schwierig anzureisen, aber mein Flug ist glücklicherweise nicht vom Streik betroffen.

Es ist großartig, meine Blogger-Kolleginnen einmal live zu sehen und mich mit ihnen persönlich auszutauschen.

Mein 60. Geburtstag

Am 25. April feiere ich meinen 60. Geburtstag. Ich kann es kaum fassen, dass ich nun so alt bin, wo doch meine damals 4-jährige Tochter schon zu meinem 38. Geburtstag meinte, dass ich uralt sei. Jedenfalls kennt sie mich sehr gut und so hat sie die lustigste und am besten passende Karte für mich gefunden.

Mein Lieblingsgeschäft. In unmittelbarer Nachbarschaft, sodass ich den Laden manchmal auch 3 bis 4 Mal pro Tag aufsuche. Sollte ich jemals verschwinden, dann wäre der Hofer (wie Aldi bei uns in Österreich heißt) ein guter Ausgangspunkt für die Suche.

Exkurs: Geschenke

Schenken ist oft schwierig. Was schenkt man jemandem, der alles hat – und um die Sache noch zu komplizieren: Was schenkt man einer Ausmisten-Expertin?

Hier kommen zwei Tipps, um tolle Geschenke zu machen und auch zu bekommen:

Tipp 1: Zuhören, zuhören, mehr zuhören und Notizen machen! Und vorbereitet sein!

Tipp 2: Wünsche explizit kommunizieren und für Anlässe, wie Geburtstag oder Weihnachten, eine Wunschliste erstellen und sie einem Familienmitglied oder Freundin deines Vertrauens übergeben. Ich habe festgestellt, dass „ich wünsche mir nichts“ in den seltensten Fällen wirkt. Im schlimmsten Fall bekommst du viele Sachen, mit denen du dann gar nichts anfangen kannst und die irgendwo in einem Schrank verschwinden.

Solltest du in deinem Haushalt viele Sachen haben (zwinker, zwinker), mit denen du gar nichts mehr anfangen kannst oder willst, dann empfehle ich dir die geniale „30-Tage-Ausmist-Challenge„. Klick auf den Button und schau mal, ob das etwas für dich ist.

Ende einer Ära

Die letzte Aprilwoche ist eine Woche des Abschieds und der Übergaben. Nach fast 35 Jahren im Konzern gehe ich in Pension! Ich gebe mein Projekt, das ich von Beginn an aufgebaut und betreut habe, an meine Nachfolgerin ab. Ich bin überzeugt, dass es bei ihr in guten Händen sein wird.

Da ich 2023 sehr viel auf Reisen war und mich Anfang April Corona eingeschränkt hat, sind die letzten beiden Aprilwochen noch sehr intensiv.

Am Freitag, dem 28.4.2023 gehe ein letztes Mal in mein Büro, um den Spind auszuräumen, mein Equipment und den Dienstausweis abzugeben. Erscheint einfach, aber es fallen mir so viele Sachen ein, die ich noch unbedingt erledigen will. Eine Mail an die Kollegen schreiben, der Dokumentation noch einen Satz hinzufügen, in die Kantine gehen, um das Guthaben „aufzuessen“, usw. usf. Ein „alter“ Kollege, der mein Treiben beobachtet, meint ironisch: Was ist los mit dir? Alles, was du am letzten Arbeitstag brauchst, ist eine Kaffeetasse! Zum Schluss sind nur noch die Reinigungskräfte, der Mitarbeiter der Innenorganisation und ich anwesend. Um 17:57 bin ich endlich so weit, das Gebäude zu verlassen.

Am letzten Arbeitstag rackere ich mich noch ab. Aber Zeit für ein Foto muss noch sein.

Ich stehe auf der Straße vor dem Bürohaus. Es nieselt. Ich mache ein paar Selfies. Der Mitarbeiter der Innenorganisation, der so lange auf mich warten musste, huscht wenige Minuten nach mir aus dem Gebäude; sichtlich froh, endlich Feierabend machen zu können.

Ich gehe ein letztes Mal zur U4-Station Heiligenstadt, um von der Arbeit nach Hause zu fahren. Seit dem Ausbruch der Pandemie habe ich sie nicht mehr gesehen und gehört, aber heute, wie extra zu meinem Abschied angereist, ist die bettelnde „Sängerin“ wieder da: „Bieeette, Mama, alles Gute!“ Dieses mantraartige und im Singsang vorgebrachte „Lied“ hat mich über Jahre hinweg auf die Palme gebracht. Heute muss ich lachen. Was für ein ironischer Zufall!

Mein neuer und verantwortungsvoller Job wartet schon auf mich! Und das perfekte Geburtstagsgeschenk meines Mannes.

Meinen Schreibtisch im neuen Büro ziert nun dieses Namensschild, das mein Mann für mich anfertigen hat lassen. Denn ab Mai werde ich als Ermittlerin arbeiten 🙂

4 Gedanken zu „Monatsrückblick April 2023: Umbrüche

  1. Mensch, Uli! Ich dachte, du wirst bestimmt hauptberufliche Ausmist-Expertin nach der Pensionierung, und jetzt lese ich Detektivin?! Stimmt das denn?? Jedenfalls wünsche ich dir von Herzen viel Glück für den neuen Lebensabschnitt, der bestimmt spannend wird 🍀🍀🍀 Und alles Gute auch noch zum 60.! 🎉🎂🥂 Was für ein Monat! Ich bin dir mit großem Interesse nach Marokko gefolgt – das Land steht auch noch auf meiner Liste. Dass man dort Hämorrhoidensalbe gegen Tränensäcke kaufen kann, ist ein Grund mehr 😆
    Ich bin sehr gespannt, wo es jetzt nach der Pensionierung für dich hingeht – und zur 30-Tage-Challenge werde ich mich auf jeden Fall bei Gelegenheit anmelden! 😃👍

    Liebe Grüße,
    Angelika

    1. Liebe Angelika,
      Marokko ist wirklich ein wunderschönes Land – ich kann eine Reise dorthin sehr empfehlen!
      Ich werde jedenfalls weiterhin als Ausmist-Expertin oder Ordnungs-Detektivin tätig sein 🙂
      LG – Uli

  2. Ich liebe die Fotos! Die marokkanischen Höhepunkte waren für mich die Rolle des Pharao in der Neuverfilmung von King of Kings (obwohl mich der Tourbus fast abgehängt hätte!), der Kamelritt bei Sonnenuntergang, die Gärten von Marrakesch und das Club-Sandwich, das ich anstelle der 48. Tajine der Reise hatte. So musste ich auch nicht mit vollem Magen das Wackeln einer Bauchtänzerin ertragen. Vor allem aber und am schönsten – fast so schön wie unser Marokko-Abenteuer – war Ulis 60. Geburtstagsfeier und der Beginn ihrer neuen Karriere als Detektivin bei der Wiener Polizei! Also viel Glück bei Ihren zukünftigen Ermittlungsbemühungen! Ich freue mich auf den Tag, an dem Sie zum Chef der Wiener Kriminalpolizei ernannt werden!

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