12 von 12: Mein 12. Juli 2023: Ein Tag im Gänsehäufel

Gänsehäufel

Mittwoch, der 12. Juli 2023 ist der 193. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 172 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Wien ist heiß, sehr heiß. Wir befinden uns mitten in einer Hitzewelle. Heute klettert das Thermometer auf schwüle 34 Grad. Noch dazu ist es bewölkt, d.h. die Hitze wird noch drückender und liegt wie eine schwere Decke über der Stadt.

#01: Wetterbericht – es schaut nicht gut aus! Und auch die gesamte Woche werden wir noch weiterhin an schlechtem Wetter leiden zu haben.

Vielleicht ist hier ein Umdenken notwendig und Psychologinnen und Coaches sollten sich eingehender mit „Sommerblues“ beschäftigen, als nur mantraartig immer auf „Herbstblues“ hinzuweisen. Ich würde mir heute so gern einen trüben, grauen und kühlen Tag wünschen. Die dunklen Herbsttage bringen Licht in meine Wohnung, während die hellen Sommertage sie verdunkeln.

Mitfühlende Freundinnen geben mir gut gemeinte Ratschläge, wie ich mich abkühlen kann. Geh doch an die Donau, geh ins wunderschöne Freibad Gänsehäufel, geh in einen der Parks oder Grünanlagen. Ich gebe es zu und es stimmt: Ich wohne in unmittelbarer Umgebung von all den Strandbädern, der Alten Donau, der Donauinsel, des Donauparks und des Nationalparks Donauauen. Ich habe es GUT!

Der Punkt ist: Ich weiß, wie ich mich abkühlen und vor der Hitze schützen kann. Ich trinke viel Wasser, Limettensaft und esse leichte Sommerkost mit viel Obst und Gemüse. Ich verdunkle meine Wohnung, sodass sie sich möglichst wenig aufheizt. Wenn ich hinausgehe, trage ich leichte Kleidung, einen Sonnenhut, Sonnenbrillen, Sonnenschutz, nehme Wasser mit, bleibe, so weit das möglich ist, im Schatten, meide extreme Anstrengungen. Ich habe mir sogar eine Saisonkarte für das Gänsehäufel genommen – und dennoch habe ich Lust – auf GAR NICHTS!

#02: Im Jahr 2022 gab es 60.000 Hitzetote in Europa – Tendenz steigend. Zumindest habe ich meine Brille wieder gefunden – und zwar unter einem Polster.

Der Grund, warum mich dieses Wetter so nervt und richtiggehend wütend macht, ist, dass es mich abhält, meiner Wege zu gehen und meine Aktivitäten so durchzuführen, wie ICH das will. Ich möchte in die City fahren (zu heiß), einen Kuchen backen (würde die Wohnung noch weiter aufheizen), das Fenster aufmachen, wenn mir danach zumute ist (bald muss ich alles verdunkeln), auf den Balkon gehen, wann immer ich es will (ab Mittag nur empfehlenswert, wenn man lebensmüde ist), usw. usf. Ich HASSE diese Restriktionen, die das heiße Wetter mir aufzwingt.

#03: Noch ist das Schlafzimmerfenster geöffnet, aber bald wird es zu heiß sein, um es weiter offen lassen zu können.

Ich weiß auch, dass meine negativen Gefühle irrational sind, denn wahrscheinlich sollte ich „mit dem Flow gehen“ und eben die Sachen machen, die man bei dieser Hitze machen kann. Dankbar sein, dass ich in einem Land wohne, wo ich mich vor der Hitze schützen kann und wo wir noch genug Wasservorräte haben. Das fällt mir jeden Sommer aber schwerer und schwerer.

Ich entschließe mich, dennoch ins Gänsehäufel zu fahren. Mit dem Rad ist die 20 Hektar große Badeinsel mit viel altem Baumbestand, Schatten und Strand direkt an der Alten Donau nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt. Und schließlich habe ich auch die Saisonkarte.

#04: Am Vormittag ist noch nicht besonders viel los, wenn man vom Gekreische der Kinder im großen Wellenbecken absieht.

Wermutstropfen: Aufgrund starker Hüftschmerzen habe ich nicht die Energie, meine Sonnenliege vom „Bettenlager“ zum FKK-Bereich zu transportieren. Und der FKK-Bereich ist normalerweise der einzige Bereich, wo an einem heißen Badetag Ruhe herrscht.

#05: Ich bin zwar keine FKK-Anhängerin, aber ich will nicht durch schreiende Teenager und herum rennende Kinder gestört werden. Ich zucke jetzt nicht mehr zusammen, wenn ich „Mamaaaaaaa“ höre, was aber nicht bedeutet, dass ich es hören möchte.

Auch heute ist der ausgedehnte FKK-Bereich noch sehr spärlich besucht, wenn man von den Schwänen und Enten absieht, die es sich hier immer gemütlich machen. Ich suche mir eine Bank im Schatten. Die ist zwar unbequem, aber für alles andere fehlt mir heute die Kraft.

#06: Fotografieren ist hier zu Recht verboten, aber die Schwäne scheint es nicht zu stören und ich kann auch sonst niemand entdecken, der nicht am Foto sein sollte.

Ich mache es mir auf meiner harten Bank so gemütlich wie möglich und hole mein Handtuch, meine Wasserflasche und den E-Book-Reader hervor. Derzeit lese ich den Kriminalroman „Schwarzlicht“ der schwedischen Autorin Camilla Läckberg. Im winterlichen Stockholm herrscht eisige Kälte. Der Mord, mit dem es Kommissarin Mina Dabiri zu tun hat, erscheint wie ein missglückter Zaubertrick. Daher entschließt sich die Ermittlergruppe um Mina Dabiri den Zauberkünstler und Mentalisten Vincent Walder als Berater hinzuzuziehen.

#07: Solche Wohnzimmer sind auch mir noch bekannt.

Im fiktiven Stockholm ist es zwar kalt, aber im realen Wien ist es auch im Schatten brütend heiß. Die Hitze liegt schwer und undurchdringlich über der Stadt. Es regt sich kein Grashalm und kein Blatt. In der Stadt, in der normalerweise immer der Wind weht, ist es heute windstill. Obwohl ich absolut keine Lust habe, nass zu werden, entschließe ich mich dennoch, ins Wasser zu gehen. Ich komme bis zu den Oberschenkeln, denn ich sehe, dass ich auf der Hüfte einen Kratzer habe, der angefangen hat leicht zu bluten. Es ist nur eine kleine Wunde, aber ich will sie dennoch nicht den Bakterien, die wahrscheinlich in der Alten Donau leben, aussetzen.

Während ich im Wasser stehe und meine Optionen überlege, kommt ein übereifriger und schon angejährter Vater mit seinem etwa zweijährigen Sohn Oskar ins Wasser und beschallt den gesamten Strand.

Wasser, Wasser, Wasser, Wasser, Platschi, Platschi, Platschi, Platschi, Wasser, Wasser, Wasser, Wasser, Platschi, Platschi, Platschi, Platschi röhrt der Vater so laut und platscht rhythmisch aufs Wasser, dass sich sogar das Kleinkind mit Verwunderung von ihm abwendet und mit seinen dünnen Ärmchen hinaus aus dem Wasser fliehen will. Und das, obwohl der Papa schreit: Ich bin’s, dein Papa, dein ERZEUGER!!! Diese Art von Kommunikation macht mich fassungslos.

Ich überlege kurz, ob ich dem Super-Papa den Kopf unter Wasser drücken soll. Ich bin sicher, dass ich mit Notwehr davon kommen und eventuell sogar dem Kind später langwierige Therapien ersparen könnte. Wahrscheinlich würde ich sogar von den anderen Badegästen und dem Bademeister Applaus ernten. Aber ich habe meinem Mann nun einmal versprochen, zurückhaltend zu bleiben und Kämpfen künftig aus dem Weg zu gehen.

Jetzt kommt auch noch die Mutter mit einem aufgeblasenen Einhorn (ich schwöre, das habe ich nicht erfunden!) ins Wasser. Während Super-Papa einen dicken Hängebauch hat, ist Einhorn-Mama so dünn, dass ich erst bei näherem Hinsehen verifizieren kann, dass es sich wirklich um eine Frau handelt. Altersmäßig könnte sie die Tochter von Hängebauch-Super-Papa sein, der wahrscheinlich auch Kinder im Erwachsenenalter hat. Jetzt reitet er am Einhorn. Das Kind schaut verlegen in die andere Richtung. Fast tut es mir ein wenig leid, dass ich hier nicht fotografieren kann.

Anmerkung: Ich bin mit meinen 60 Jahren beileibe kein Supermodel und es kümmert mich absolut nicht, wer welche Figur hat – mit einer Ausnahme: Wenn jemand wie ein röhrender Hirsch im seichten Wasser herumstolziert und LÄRM macht. Noch dazu Lärm im Kleinkindergeplapper-Modus, der sogar Kleinkinder abstößt. Gutschi, gutschi, guuuuuuuuu und platschi, platschi, plaaaaaaaa. Wer sich so verhält, den betrachte ich erbarmungslos und mit scharfem Blick; soweit mir das ohne Brille möglich ist.

Es wundert mich gar nicht, dass der berühmte Wiener Autor Ernst Hinterberger hier die Ideen für seine Kaisermühlen-Blues-Charaktere fand.

Ich habe vorerst genug vom Strand, meine Laune ist nur knapp über dem absoluten Tiefpunkt und ich beschließe ins Bistro zu gehen. Ich habe schon mein Kleid übergezogen und nehme zusätzlich noch mein Handtuch heraus. Wenn schon jemand nackt auf dem Stuhl gesessen hat, dann möchte ich nicht, dass mein Kleid davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Ein Schild weist zwar unmissverständlich darauf hin, dass Handtücher verpflichtend sind, wenn man hier nackt sitzen möchte, aber sicher ist sicher. Ein kleines Bier erscheint das Getränk der Wahl.

#08: Ich mache es mir mit meinem kleinen Zwettler-Zwickl gemütlich und lese mein Buch. Das Bistro ist noch wenig frequentiert.

Ich kann es kaum glauben, aber nur einige Minuten, nachdem ich mich mit meinem Bier hingesetzt habe, kommt auch die Einhorn-Familie angetrottet. Stalken die mich? Nachteilig wirkt sich jetzt aus, dass ich meine Brille aufgesetzt habe und daher den Familienvater in voller nackter Männlichkeit sehe, wie er beim Bistro laut seine Bestellung aufgibt. War er am Strand noch ein röhrender Hirsch, so erscheint er nun wie ein stolzierender Hahn.

Ich kann nicht umhin zu bemerken, wie mickrig sein Penis ist; die Größe ist offenbar diametral entgegengesetzt zum aufgesetzten und aufgeblasenen Ego des Mannes, das er offen zur Schau stellt. Ob er wirklich jemals etwas oder jemand ERZEUGT hat? Ich bezweifle es. Wer nun meint, ich unter- oder übertreibe, der irrt: Ich sitze hier unter nackten und Bier trinkenden Männern und habe daher einen guten Überblick und direkten Vergleich!

Meine Stimmung ist trotz Bier am Tiefpunkt und ich beschließe, eine ausgiebige Dusche zu nehmen. Eine Dusche, von der mein Mann immer behauptet, dass davon der Pegel der Donau sinkt. Das ist mir jetzt auch schon egal. Selbst wenn die Donau austrocknet, ich genieße das Wasser. Die Dusche tut mir gut und ich creme mich ausgiebig mit meiner Lieblingslotion ein. Ein kleiner Lichtblick, bevor ich mich zurück auf den Weg in meine abgedunkelte Wohnung mache.

Ein Blick ins Postkastl zeigt mir, dass ich die Wochenzeitschrift „Falter“ bekommen habe; die erste von 12 Ausgaben. Auch der Online-Zugang ist dabei. Es ist ein Geschenk an mich selbst und eine Unterstützung für den Falter. Später am Abend werde ich mich damit auf den Balkon setzen und hoffentlich eine Antwort auf die Frage am Titelbild „Wieso die FPÖ so stark ist“ finden. Mir ist das nämlich ein psychologisches Rätsel, denn diese Partei hat niemals etwas für die sogenannten „kleinen Leute“ gemacht.

#09: So oft habe ich es im Klenk-und-Reiter-Podcast gehört: Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement – und jetzt habe ich es getan. Ich unterstütze unabhängigen und kritischen Journalismus. Zumindest werde ich mich in den nächsten 12 Wochen davon überzeugen.

Fast alle Parteigrößen haben sich ungeniert das Geld in die Taschen gesteckt und sind vor Gericht gelandet und verurteilt worden. Protest? Ja, es gibt viele Sachen, die verbesserungswürdig sind. Aber aus „Protest“ eine Partei zu wählen, die außer „dagegen“ zu sein, absolut nichts drauf hat, ist für mich unverständlich.

Freibad, Bier und Gedanken über das Wahlverhalten machen mich hungrig. Heute gibt es bei mir einen leckeren Salat. Rucola, Tomaten, Minigurken, Basilikum, Mozzarella. Dazu ein Glas Roter Bio-Muskateller.

#10: Es ist zu heiß, um zu kochen und etwas Warmes zu essen. Daher bleibt bei mir die Küche kalt.

Beim Kochen und Hausarbeit machen höre ich immer wieder gerne Podcasts. Einer der Podcasts, die ich wegen der akribischen Recherche sehr schätze und regelmäßig höre, ist „Zeit Verbrechen„. Heute sehe ich, dass eine neue Folge herausgekommen ist. Es handelt sich um einen Amoklauf, der erst 2023 begangen wurde.

#11: An dieses furchtbare und wohl verhinderbare Verbrechen kann ich mich noch gut erinnern.

Am Abend mache ich noch einen Spaziergang zur Alten Donau. Die Wolken sind dramatisch. Inzwischen weht auch ein leichter Wind, dennoch ist es immer noch brütend heiß. Es ist keine Abkühlung in Sicht und es wird uns voraussichtlich eine Tropennacht bevorstehen. Es sei denn, es entladen sich Unwetter über der Stadt.

#12: Auf der Alten Donau sind immer Boote unterwegs.

Wenn du bis hierher gelesen hast und dir meine 12-von-12-Geschichten gefallen -> es gibt noch mehr davon. Viel mehr! An jedem 12. des Monats dokumentiere ich seit dem 12. Juni 2021 diesen Tag mit 12 Bildern. Aber schau einfach selbst!

12 von 12: Mein 12. Juni 2023: Ein Tag im Ötztal

Ötztal: Vivea Hotel in Umhausen

Montag, der 12. Juni 2023 ist der 163. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 202 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Umhausen ist sonnig und warm mit Temperaturen bis 25 Grad. Perfektes Frühsommerwetter!

Das ist mein zweiter 12-von-12-Artikel, der live aus dem Ötztal kommt. Am 12. August 2022 waren mein Mann und ich auf Urlaub in Umhausen; diesmal bin ich für einen Kuraufenthalt hier.

Es ist mein insgesamt 6. Aufenthalt im Vivea Kurhotel Umhausen und ich bin jedes Jahr immer wieder begeistert. Am liebsten würde ich den gesamten Sommer in diesem Hotel residieren. Die glücklichsten und unbeschwertesten Wochen des Jahres verbringe ich immer im Ötztal.

#01: Der Tag beginnt mit einem gemütlichen und späten Frühstück. Ich bin schon fast allein im Frühstücksraum. Davor gab es einen Workshop zum Thema: Work-Life-Balance.

Da mein zweiter Kur-Tagesordnungspunkt erst um 14:00 beginnt, beschließe ich einen Ausflug zu Tirols größtem Wasserfall zu machen. Der Stuibenfall ist eine gute Stunde vom Hotel entfernt und es geht immer gemütlich bergan.

#02: Von der Aussichtsplattform am Steppsteig hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Talstufe Umhausen.
#03: Pflanzen am Wegesrand
#04: Noch plätschert das Wasser gemütlich vor sich hin.
Tirols größter Wasserfall liegt im Ötztal.
#05: An der nächsten Biegung sieht man bereits den Wasserfall.
#06: Ein kleines Stück weiter hat man Sicht zurück auf Umhausen.
#07: Eine spektakuläre Hängebrücke führt ganz hinauf zum Beginn des Wasserfalls und weiter zur Gemeinde Niederthai. Ich gehe bis zur 3. Plattform.
#08: Der Wasserstaub hat eine natürliche und erfrischende Wirkung; darüber hinaus fördert er auch noch die Gesundheit. Auch wissenschaftlich ist die positive Wirkung bewiesen, ganz besonders nah ist man dem Wasserstaub auf der Ionenplattform. Ich genieße die Kraft des tosenden Wassers, der ich hier so nahe bin.
#09: Diese Pflanzen fühlen sich sehr wohl durch die Dauerbesprühung.

Es ist Zeit für mich, dem Wasserfall adieu zu sagen. Ich wandere gemütlich zurück zum Hotel und schaffe es gerade noch zum Mittagessen um 13:00. Dann ziehe ich mich für die Heilgymnastik um, die um 14:00 beginnt. Es steht Faszien-Rollmassage am Programm, was perfekt zum heutigen Tag passt. Meine Bein- und Gesäßmuskulatur wird regeneriert und mobilisiert.

#10: Mein Hotelzimmer. Ich achte sehr darauf, dass das „Hotel-Feeling“ den gesamten Aufenthalt bestehen bleibt. Daher liegen bei mir auch keine Sachen herum und ich achte darauf, dass jedes Ding seinen Platz hat.

Ich ziehe mich wieder um, denn ich will noch ein wenig Zeit am Pool verbringen.

#11: Das Wetter ist perfekt, um noch ein einige Runden zu schwimmen. Übrigens: Ich liebe meinen neuen Sportbadeanzug.

Ich mache mich bereit für meine Floating-Übungen, denn ich will unbedingt Kraulen lernen. Dazu brauche ich meine extra für mich angefertigten Ohrstöpsel, die Badekappe und die Schwimmbrille. Angeregt durch meine Blogger-Kolleginnen Romy und Kerstin, habe ich bei Susanne Kuhlemann einen Online-Kurs gebucht. Das Floaten geht schon sehr gut und ich bin guter Dinge, dass ich diese Schwimmtechnik lernen werde. Susanne meint, es sei sogar besser, wenn man gar keine Vorkenntnisse hat. Denn eine falsch angelernte Technik zu verlernen ist viel schwieriger, als etwas von Grund auf zu lernen.

#12: Im Kraulen-Outfit

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12 von 12: Mein 12. Mai 2023

Freitag, der 12. Mai 2023 ist der 132. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 233 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Wien ist wechselhaft. Es ist bewölkt und dazu regnet es auch immer wieder. Es weht lebhafter Ostwind und die Temperatur kommt kaum über 13 Grad hinaus.

Die Kronenzeitung informiert mich, dass härtere Strafen für Klimakleber gefordert werden und dass Österreich ins Finale des Eurovision Songcontest eingezogen ist. Who the hell is Edgar, denke ich mir. Und vor allem: Wo hält sich mein persönlicher Edgar versteckt?

Das Hochzeitskleid der damals 16-jährigen Kaiserbraut Sisi ziert das Titelblatt der heutigen Zeitung. Es wurde aufgrund der noch vorhandenen Schleppe rekonstruiert und kann in der Wagenburg in Schönbrunn besichtigt werden. Man mag es kaum glauben, aber es gibt keine Fotos und Videos dieser Hochzeit. Dafür ist folgende Aussage der Kaiserin überliefert:

Die Ehe ist eine widersinnige Einrichtung. Als fünfzehnjähriges Kind wird man verkauft und tut einen Schwur, den man nicht versteht und dann 30 Jahre oder länger bereut und nicht mehr lösen kann.

Brigitte Hamann: Elisabeth. Kaiserin wider Willen

Glücklicherweise müssen wir uns nicht mehr mit lebenden Exemplaren der Adelsklasse herumschlagen; renitente deutsche (!) Adelige wie Ernst August von Hannover mal ausgenommen.

Die Zeitung warnt außerdem vorm Vormarsch der Riesenzecken und Tigermücken aufgrund des Klimawandels. Dennoch ziehe ich todesmutig meine Jacke an und mache mich auf den Weg zum Einkauf meines Lieblingsgebäcks, dem Salzstangerl.

#01: Der Tag beginnt nass. Ich wache vom Regen auf (die Müllabfuhr kommt erst später). Am Weg zum Hofer (Aldi) mache ich einen kleinen Abstecher in den Innenhof meiner Wohnung, wo dieses Regenfoto entsteht.

Im Supermarkt sind um diese Zeit noch wenige Kunden. Dafür ist das Personal um so eifriger bei der Arbeit und schleppt Kisten mit Gemüse herbei.

#02: Es gibt Gurken, produziert von den Wiener Gärtnereibetrieben. Zeit für Tsatsiki, denke ich mir und nehme eine Gurke mit.

Historisches – Liebe und Verrat

In der Gegenwart gibt es inländische Gurken, Tomaten und Spargel, aber historisch gesehen, ist der 12. Mai ein Tag der Umbrüche und Neuanfänge. Auch Krönungen, Ernennungen, Rücktritte und Hochzeiten finden an diesem Tag statt.

Der Kreuzritter

Am 12. Mai 1191, d.h. vor 832 Jahren, heiraten der englische König Richard Löwenherz und Berengaria von Navarra in Limassol auf Zypern. Liebe scheint wenig im Spiel zu sein; zumindest konnte ich keine Quellen dazu finden. Der König begibt sich nach der Vermählung sofort wieder auf den Dritten Kreuzzug; von einer romantischen Hochzeitsreise ist in den historischen Dokumenten nichts vermerkt.

#03: Im Dezember 1192 will Richard von seinem dritten Kreuzzug nach England zurückkehren. Er reist inkognito durch Feindesland (= Österreich), wird aber erkannt und in einer Taverne in Erdberg gefangen genommen. Er soll Herzog Leopold V. beim Kreuzzug schwer beleidigt haben. Die Lösegeldforderung beträgt 23 Tonnen Reinsilber, was in etwa den 3-fachen Jahreseinnahmen der Krone entspricht. Es muss sprichwörtlich alles versilbert werden, damit der König wieder frei kommt.

Das Interesse Richards an seiner Gattin scheint gering. Es ist unklar, ob die Ehe überhaupt je vollzogen wurde; Kinder entstammen dieser Verbindung jedenfalls keine. Sie ist die einzige englische Königin, die England nie betreten hat. Nach dem Tod ihres Mannes 1199 (der Überlieferung zufolge stirbt er in den Armen seiner Mutter, und nicht in denen seiner Gattin), muss sich Berengaria mit den zahlungsunwilligen Engländern herumschlagen, die ihr bis 1215 die Zahlung der Pension verweigern, die ihr als ehemalige, verwitwete Königin zusteht. Die Liebe zueinander war wohl kein Thema; die finanzielle Abfindung hat sie schlussendlich aber bekommen.

Der Frauenheld

Am 12. Mai 1743, d.h. vor 280 Jahren, lässt sich Maria Theresia im Prager Veitsdom zur böhmischen Königin krönen. Ebenfalls an einem 12., nämlich dem 12. Februar 1736 heiratet sie Franz Stephan von Lothringen. Kaiserin wird sie erst 1745 als Ehefrau, denn diesen Titel überlässt sie ihrem Mann, der jedoch politisch wenig Einfluss hat.

#04: Hofburg: Arbeitsplatz von Maria Theresia. Franz Stephan hält sich lieber in Jagdschlössern auf.

Vom Wiener Hof wird er als Frauenheld abgestempelt, der außerehelichen Beziehungen ganz und gar nicht abgeneigt ist. Sehr zum Missfallen seiner Gattin, die auf einem gemeinsamen Schlafzimmer besteht, was in der damaligen höfischen Gesellschaft als sehr untypisch, ja sogar entmannend gilt!

Anstelle sich politischen Fragen zu widmen, unternimmt er lieber Jagdausflüge und Geschäftsreisen; immer von den Spitzeln seiner Gemahlin verfolgt, die – wohl nicht zu Unrecht – ehebrecherische Umtriebe vermutet.

Franz Stephans Rückzug aus dem politischen Tagesgeschäft wird ihm indes als Faulheit und Desinteresse ausgelegt. So berichtet der preußische Gesandte Graf Heinrich Podewils folgendes: „Er weiß sich mit keiner Arbeit gründlich zu befassen. Er hasst die Arbeit, ist wenig ehrgeizig und kümmert sich so wenig wie möglich um die Regierungsgeschäfte.“

Von seiner Gattin wird er dennoch innig geliebt. Immerhin entstammen der Ehe 16 Kinder.

Der Verräter

Die Liebe spielt auch eine gewisse Rolle am 12. Mai 1937, d.h. vor 86 Jahren. An diesem Tag wird George VI. in der Westminster Abbey feierlich zum britischen König gekrönt, nachdem sein Bruder Edward VIII. im Jahr davor abgedankt hat. Als Grund wird angeführt, dass sowohl die britische Regierung als auch die Church of England nicht mit der Wahl seiner künftigen Ehefrau – der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson – einverstanden sind.

Über viele Jahrzehnte hinweg arbeitet sich die Regenbogenpresse am Herz-Schmerz-Thema ab, wonach unsterbliche Liebe und starre höfische Regeln zur Abdankung von Edward VIII. geführt haben sollen. Aber ist es wirklich nur Liebe? Und vor allem Liebe zu wem? Wallis und David (wie Edward VIII von seiner Familie genannt wird) haben schon vor der Hochzeit Kontakte zu hochrangigen Nationalsozialisten und dem späteren Kurzzeitkönig wird nachgesagt, dass er ein überzeugter Anhänger von Hitler ist.

Joachim von Ribbentrop, deutscher Botschafter in London, späterer Außenminister des Dritten Reichs und hingerichteter Kriegsverbrecher, soll eine Affäre mit Wallis Simpson gehabt haben. Bereits zu Lebzeiten von George V. (Edwards Vater) hat der britische Geheimdienst die beiden überwacht. Ist es möglich, dass die obsessive Passion Edwards VIII. zur geschiedenen Wallis der Politik gerade recht kam, um ihn abdanken zu lassen? Ist es nicht viel bequemer, sich von einem Monarchen zu verabschieden, der unsterblich in die „falsche“ Frau verliebt ist, als ihn als Hochverräter vor ein Gericht zu stellen.

Wallis Simpson hat fortan die Rolle der kalten und berechnenden Femme fatale sowie der Frau, die Schuld daran trägt, dass ein König auf seine Krone verzichtet, sein Land und seine Familie im Stich lässt und fortan ein trauriges Leben im Exil verbringen muss.

Probably the biggest lie in this fable is that Wallis lured Edward from his destiny. It was Edward, then king, who forced her into this untenable position. In the name of his needy love, Wallis paid the ultimate price: entrapment by a childish narcissist who threw the largest tantrum in history when he could not have the two things he wanted most in the world: Wallis and the throne.

Anna Pasternak: The American Duchess
#05: Das Paar bekommt keine Kinder, hat aber viele Hunde, die ein Luxusleben genießen.

Dem Herzog von Windsor wird eine obsessive und besitzergreifende Leidenschaft zu Wallis nachgesagt. Wallis Freundin Constance Coolidge hat der Journalistin Helen Erskine nach Edwards Abdankung dazu folgendes gesagt:

Can you imagine a more terrible fate than to have to live up publicly to the legend of a love you don’t feel? To have to face, morning, noon and night, a middle-aged boy with no other purpose in life than a possessive passion for you?

Andrew Lownie: Traitor King

Am 3. Juni 1937 heiraten Edward und Wallis. Ihre Hochzeitsreise, die sie in Kärnten verbringen, führt sie auch nach Wien.

Noch im selben Jahr statten die beiden Deutschland eine 2-wöchige „Studienreise“ ab. Sie besuchen Fabriken und ein SS-Ausbildungslager. Sie werden von Hitler wie Staatsgäste am Obersalzberg in Berchtesgaden empfangen. Der ehemalige König scheint vom „Führer“ begeistert zu sein. Hofft er etwa, dass er als Statthalter von Hitlers Gnaden nach London zurückkehren wird?

Folgendes Zitat wird ihm nachgesagt:

After the war is over and Hitler will crush the Americans … We’ll take over … They (the British) don’t want me as their King, but I’ll be back as their leader.

Andrew Walker, BBC, 29th of January 2003: Profile Edward VIII

Glücklicherweise ist es nicht dazu gekommen.

Geburtstagsfeiern

Meine Freundin Irene hat zum Geburtstagsfrühstück bzw. Brunch eingeladen. Wir feiern ihren und meinen Geburtstag nach. Ich mache mich mit Prosecco, Orangensaft und Erdbeeren beladen auf den Weg. Es regnet. Ich gehe im Zickzack, um auf keine der vielen Weinbergschnecken zu treten, die sich „beeilen“ von der Straße wegzukommen.

#06: Hoffnungsvolle Weinbergschnecke auf dem Weg in ein Gebüsch.

Es ist schon alles bereit. Wir öffnen den Prosecco und stoßen auf unsere Freundschaft, das neue Lebensjahr und den neuen Lebensabschnitt an.

#07: Der Tisch ist reichlich gedeckt. Es gibt eine fantastische Quiche mit Mangold, Champignons und Schafkäse, leckere Salate und als Nachspeise einen wunderbaren Cheesecake mit Beeren.
#08: Eines meiner Geburtstagsgeschenke. Ich freue mich schon, mit dem Lesen zu beginnen. Seit ich mich mit dem Ausmisten beschäftige, bekomme ich Geschenke meistens mit der Bemerkung überreicht: Ich hoffe, du schmeißt es nicht gleich weg …

All-In Gänsehäufel

Ich wohne seit Jahrzehnten in Kaisermühlen, aber bisher habe ich mir noch nie eine Saisonkarte von Wiens berühmtestem und bekanntestem Sommerbad – dem Gänsehäufel – gegönnt. 2023 ist anders. Diesmal bin ich all-in. Die Wiener Bäder sind seit 1. Mai geöffnet und die Saisonkarten-Besitzerinnen konnten schon Ende April „einziehen“. Heute ist es auch bei mir so weit und ich ziehe mit meiner neu angeschafften Sonnenliege im Gänsehäufel ein. Sonne scheint zwar keine und ich nutze eine kleine Regenpause, um ins Bad zu gehen. Die Angestellten tragen dicke Jacken und erwarten offenbar keine Gäste, aber ich bekomme meine Schlüssel ausgehändigt.

Ich freue mich, dass ich nun ein 333.000 Quadratmeter großes Gelände samt Personal mein Eigen nennen kann und nehme mir vor, das Bad so oft wie möglich – selbst bei „schlechtem“ Wetter – aufzusuchen. Wellenbecken, Sportbecken oder doch lieber den wunderbaren Strand der Alten Donau? Das Gänselhäufel hat alles, was das Herz begehrt.

#09: Die Damenkästchen
#10: Es handelt sich hier nicht um eine Folterzelle in Guantanamo, sondern um die Liegenaufbewahrung aka Bettenlager.

Die luxuriöse Ausstattung gibt es anfangs nicht. Um 1900 entdeckt Florian Berndl bei Wanderungen die Insel in der Alten Donau, die er schließlich um 15 Gulden pro Jahr pachtet. Er zieht mit seiner Familie in eine Hütte. Das Luft- und Sonnenbad Gänsehäufel wird bald auch Anziehungspunkt für viele Wienerinnen und Wiener. Konservativen Kreisen ist das gemeinsame Baden von Frauen und Männern jedoch ein Dorn im Auge. Der Pachtvertrag wird 1905 unter dem Vorwand annulliert, dass Berndl keine Konzession für die Kantine im Bad besäße. 1907 wird das Strandbad schließlich von der Stadt Wien übernommen und seither von ihr geführt.

Niedergang eines Ermittlers

Für heute habe ich genug von Aktivitäten. Ich widme mich dem E-Book, das ich zuletzt via Onleihe hochgeladen habe.

#11: Shocking!

Das Buch „Ein Versprechen aus dunkler Zeit“ von Ian Rankin hätte mit einer Triggerwarnung versehen werden müssen. Seit John Rebus, Hauptprotagonist der Inspector Rebus Serie, in Pension geschickt wurde, habe ich aus Protest keinen dieser Kriminalromane mehr gelesen. Pension ist ja in Ordnung, aber dass der Autor ihn dann postwendend als sogenannten Rentner-Cop zurückkehren lässt, habe ich nie verstanden.

Im Band 23 der Serie muss ich nun erfahren, dass John Rebus an COPD erkrankt ist, und zwar so schwer, dass er die Stufen zu seiner Wohnung in den 2. Stock nicht mehr schafft und daher dabei ist, ins Erdgeschoss zu übersiedeln. Noch dazu hat er einen kurzbeinigen Hund namens Brillo (ich nehme an, es handelt sich um einen der Corgis der verstorbenen Queen), der ebenfalls keine Treppen mehr steigen kann.

Ich hoffe für Rebus, dass er künftig weniger Single-Malt, Zigaretten und vor allem kein Irn-Bru mehr konsumiert. Sonst sehe ich schwarz für den schottischen Ermittler.

Kunst

Inspiriert durch Sabine Scholze mache ich noch ein „Mecker-Selfie“. Nun muss ich doch extra wegen dieses Fotos den Selfiestick hervorholen, meckere ich. Und die Frisur könnte auch besser sein!

#12: Die Kulturmäzenin mit einem von ihr erworbenen Werk!

Wenn du bis hierher gelesen hast, dann gehörst du definitiv zu meinen Top-Fans. Hast du Lust auf mehr?

Hier kannst du meine 12-von-12-Geschichten nachlesen.

12 von 12: Mein 12. April 2023

Mittwoch, der 12. April 2023 ist der 102. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 263 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Wien ist wechselhaft. Am Vormittag gibt es viel Sonne, ab Mittag überwiegen die Wolken. Es weht leichter bis mäßiger Wind und die Temperatur erreicht 16 Grad.

#01: Die Küche: Ich freue mich immer, wenn mich in der Früh eine aufgeräumte Küche begrüßt. Es gehört zu meinem Abendritual, die Küche auf den Morgen vorzubereiten.

Der erste Weg an diesem Tag führt mich in die Apotheke. Nachdem ich vorige Woche positiv auf das Corona-Virus getestet habe, lasse ich einen weiteren PCR-Test machen. Ich fühle mich schon viel besser, möchte allerdings wissen, ob der CT-Wert schon die magische Grenze von 30 erreicht hat.

#02: Gang zur Apotheke für den PCR-Test

Heute ist ein perfekter Tag, um einen Frühlingsspaziergang zu machen. Nur ein paar Busstationen von mir entfernt liegt das Mühlwasser. Obwohl es ganz in meiner Nähe ist, komme ich dort eher selten vorbei, da mir diese Spazierrunde normalerweise zu kurz ist. Aber heute ist „kurz“ für mich „ideal“.

#03: Vormittagsspaziergang beim Mühlwasser: Es ist Frühling in Wien!

Rund ums Mühlwasser gibt es sowohl Wohnhausanlagen als auch Einfamilienhäuser und Schrebergartensiedlungen. Einige Bereiche muten richtig ländlich an. Bei dieser Laube bemerke ich ein kurioses Postkastl.

#04: Warten auf die Post!
#05: Mühlwasser mit der Donaucity im Hintergrund

Beim blauen Haus liegt Bettwäsche auf dem Gehsteig. Handelt es sich hierbei um eine radikale Ausmistaktion?

#06: Fenstersturz? Oder gefällt die Bettwäsche nicht mehr?

Ich vermute, dass es sich um einen Unfall beim Lüften handelt, aber ein älterer Herr, der gerade vorbeikommt, ist anderer Meinung. Er erzählt mir, dass im Haus ein „Verrückter“ wohnt, der öfters mal etwas einfach aus dem Fenster wirft, u.a. auch Essen, das ihm nicht schmeckt. Ich mache mich rasch auf den Weg, denn ich möchte nicht „getroffen“ werden.

#07: Der 60er-Jahre-Stil Kirchturm in Kaisermühlen: Damals dachte man, dass die Basilika unbedingt auch einen Campanile brauche.
#08: Blütenpracht bei der Kaisermühlner Kirche: Im Stadtgartenamt setzt man für den Frühling auf die Farben Violett und Gelb.

Am Nachmittag nehmen mehr und mehr die Wolken überhand. Von meinem Lieblingsplatz an der Alten Donau blicke ich auf das Gelände des Polizeisportvereins.

#09: Späterer Nachmittag an der Alten Donau: Die Mitglieder der lokalen Ruderclubs sind schon sehr aktiv.

Am Nachhauseweg geht’s noch zum Einkaufen. Da der Supermarkt in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung liegt, kann ich mir den Luxus erlauben, auch öfters als nur einmal pro Tag einkaufen zu gehen.

#10: Noch schnell zum Hofer: Mein Lieblings-Supermarkt gleich nebenan. Ich brauche Rucola für mein Abendessen und sehe, dass es schon Marchfeld-Spargel gibt.

Zum Abendessen gibt es Hühnerschnitzel und Petersilie-Kartoffel. Reste von gestern. Ich freue mich, dass ich nur aufwärmen, und nicht kochen muss.

#11: Nach fast zwei Wochen Tajine in Marokko habe ich große Lust auf österreichische Küche.

Heute habe ich das Buch: „Sohn ihres Vaters“ bekommen. Es liest sich ein wenig wie 1001 Nacht.

#12: Nachlese zur Marokkoreise: Sohn ihres Vaters

Er hatte Ärzte, Quacksalber und Wunderheiler aus dem ganzen Land aufgesucht. Er hatte mit seiner Frau sieben Tage und sieben Nächte in einem Marabut von trockenem Brot und Wasser gelebt. Sie hatte sich mit dem Urin einer Kamelstute besprenkelt und dann die Asche von siebzehn Weihrauchsträuchern ins Meer gestreut. Sie hatte aus Mekka kommende Amulette und Schriftstücke getragen. Sie hatte kostbare Kräuter aus Indien und dem Jemen hinuntergeschluckt. Sie hatte von einer alten Hexe zubereitete brackige, sehr bittere Flüssigkeit getrunken …

Alles nutzte nichts. Der marokkanische Kaufmann Hadsch Ahmed Suleiman ist verzweifelt. Sieben Geburten – sieben Töchter. Da beschließt er: Das achte Kind wird männlichen Geschlechts sein, auch wenn es wieder eine Tochter ist. Und so wächst Zahra vor der Familie, den Verwandten, der Nachbarschaft als Knabe Ahmed auf.

Du willst meine 12-von-12-Geschichten nachlesen? Hier gibt es noch viel mehr Abenteuer und Erlebnisse, jeweils am 12. des Monats niedergeschrieben.

12 von 12: Mein 12. Februar 2023 in Costa Rica

12 von 12

Sonntag, der 12. Februar ist der 43. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 322 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Samara, Costa Rica, ist heiß. Sehr heiß.

01: Ein neuer Tag in Samara, Costa Rica! Natürlicher Wecker: Die Howler-Affen, die schon sehr früh am Morgen mit ihren Meetings beginnen.
02: Egal, wo wir sind, am Sonntag gibt’s immer Scrambled Eggs – und die kocht der Chef persönlich!
03: Frühstück ist fertig – der Tisch ist gedeckt.
04: Rund ums Haus – Bambus wächst wie verrückt!
05: Rund ums Haus – Bambus
06: Rund ums Haus: Baum mit Luftwurzeln
07: Rund ums Haus: Rhapsodie in Grün
08: Rund ums Haus: Blütenpracht
09: Rund ums Haus: Blütenpracht
10: Rund ums Haus: Unser kleiner Vulkan
11: Unser Wohnzimmer
12: Abendstimmung

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12 von 12: Mein 12. Januar 2023: Das kriminelle Wien

Donnerstag, der 12. Januar 2023 ist der 12. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 353 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter in Wien ist mild, sonnig und sehr windig; mit einer Maximaltemperatur von 12°C. Ein wunderschöner Wintertag, der sich bereits frühlingshaft anfühlt. Während ich hier schreibe, höre ich draußen schon aufgeregt die Vögel zwitschern.

01: Am Weg zur Bäckerei

Frühstück ist mir wichtig. Daher mache ich mich schon im Morgengrauen (im Winter bei mir um 8:00) auf den Weg in die Bäckerei. Heute sehe ich drei Rauchfangkehrer, die eilig die Schiffmühlenstraße hinunterlaufen. Ich interpretiere diese Begegnung sofort als Glückstag für mich. Was sich später – in der Augustinerstraße – noch bewahrheiten wird.

02: Eine Wiener Institution: Der Brannweiner

Mein Weg führt an einem der wenigen verbliebenen Wiener Branntweiner-Lokalen vorbei. Das Wort „Lokal“ ist etwas hoch gegriffen; es handelt sich um eine kleine Stube, die mit einer alten Holzbank, einem schäbigen Tisch und schiefen Stühlen ausgestattet ist. Die Tür steht immer offen, aber dennoch habe ich es bisher noch nie gewagt, einzutreten. Ein typisches Tschecherl oder Tschocherl, wie wir das in Wien nennen. Mit der typischen Klientel aus Trinkern, die schon um 6:00 in der Früh ihren Schuss Schnaps brauchen. Seit ich in den 1990er Jahren nach Kaisermühlen gezogen bin, hat sich an und in diesem Lokal absolut nichts geändert. Auch das „Schaufenster“ ist gleich geblieben. Einzig der am Fensterbrett stehende Aschenbecher dürfte seit der Einführung des Rauchverbots seinen Weg nach draußen gefunden haben.

03: Lockenwickler and the City

Heute mache ich einen Ausflug in die Wiener Innenstadt und ich treffe mich zum Mittagessen mit meinem Mann und einem Freund am Naschmarkt. Da müssen selbstverständlich auch die Haare passen. Ich bin ein großer Fan von Lockenwicklern generell und von Lockenwickler-Selfies im Speziellen. Außerdem liebe ich mein Botero-Poster der Badenden, das mich schon seit mehr als 30 Jahren begleitet.

04: Der Stephansdom ist eine ewige Baustelle

Am 12. Jänner 1522 (übrigens auch ein Donnerstag) hält der ehemalige katholische Priester und evangelische Prediger Paul Speratus eine Predigt im Wiener Stephansdom, in der er das Zölibatsgelübde angreift. Daraufhin wird er als Häretiker exkommuniziert. Manche Dinge brauchen lang, sehr lang. Auch 501 Jahre später ist die katholische Kirche in der Frage des Zölibats noch nicht weitergekommen. Ob der Wind, mit dem die Bauarbeiter kämpfen, wohl ein geheimes Zeichen des Heiligen Geistes ist?

05: Selbstporträt des Dombaumeisters Anton Pilgram

Am Jahrestag dieser Predigt gehe ich in den Stephansdom. Vor 501 Jahren waren wohl mehr Gläubige in der Kirche als heute. Ich stelle mir vor, dass der Auftritt des Predigers ein Event war, bei dem auch viele Geistliche anwesend waren. Schließlich löste diese Predigt seine Exkommunikation aus. Heute tummeln sich vor allem Touristen im Dom. Wie so oft finde ich es sehr schade, dass ich keine Zeitreise machen kann.

06: Herrensauna Kaiserbründl

Am Weg zur Franziskanerkirche komme ich bei der luxuriösen und exklusiven Herrensauna „Kaiserbründl“ in der Weihburggasse vorbei. Der Eingang ist sehr schlicht und weist nicht darauf hin, dass sich in den Kellern des Hauses opulente Räumlichkeiten befinden.

Das Kaiserbründl ist auch der Schauplatz eines mysteriösen Vermisstenfalls. Am Abend des 7. Oktober 2007 rennt der damals 34-jährige Aeryn Gillern panisch und nackt aus der Sauna – und er ist bis heute vermisst. Zeugen wollen ihn am Donaukanal gesehen haben, aber dann verliert sich seine Spur. Bis heute kämpft die Mutter von Aeryn dafür, dass der Fall aufgeklärt wird. Viele Vermutungen und Gerüchte ranken sich um das Verschwinden von Aeryn. War es Mord, ein Unfall, Suizid? Waren Drogen im Spiel? Hatte er mit jemandem Streit? Wurde er bedroht? Welche prominenten Persönlichkeiten waren an diesem Tag in der Sauna? Wird etwas verschwiegen oder verdeckt?

Ich finde es jedenfalls seltsam, dass es so wenige Zeugen gibt. Ein splitterfasernackter Mann läuft an einem warmen Oktober-Abend durch die Wiener Innenstadt und niemand bemerkt etwas?

Ich verlinke hier den Kurier-Artikel sowie die absolut empfehlenswerte und akribisch recherchierte Episoden „Lauf ums Leben“ des Kurier-Podcasts „Dunkle Spuren“.

Kurier-Artikel: Der Vermisstenfall Aeryn Gillern
Podcast-Episode: Lauf ums Leben 1/2
Podcast-Episode: Lauf ums Leben 2/2

07: Franziskanerplatz

Vis-a-vis des Kaiserbründls befindet sich der malerisch gelegene Franziskanerplatz mit der Franziskanerkirche. Eine der Vermutungen ist, dass Aeyern hinter den dicken Mauern der Kirche oder des angrenzenden Hauses verschwunden sein könnte.

In der Kirche befindet sich eine spätgotische Madonna: Maria mit Kind und Axt. Auch um diese Figur ranken sich verschiedene Legenden. Meine Vermutung ist, dass der Künstler es irgendwann satthatte, weiter an der Madonna zu arbeiten und sein Werkzeug einfach zurückließ. Oder er wollte eine wehrhafte Frau und Mutter schaffen.

08: Maria mit Kind und Axt

Ich bin schon spät dran und beeile mich, zum Naschmarkt zu kommen, wo ich mich mit meinem Mann Jim und unserem Freund Don treffe. Wir wollen eigentlich ins Neni gehen, können es aber nicht finden und entscheiden uns fürs „Orient and Occident“. Ich kann nicht anders, als es Orient and Accident zu nennen.

9: Mittagessen am Naschmarkt

Ich frage mich, wozu ich Lockenwickler in meine Haare gegeben habe. Der Wind zerstört meine Frisur natürlich sofort. Das tut der guten Laune aber keinen Abbruch. Schließlich gibt es gleich etwas zum Essen. Ich entscheide mich für eine Falafel-Bowl und ein Glas Gelber Muskateller. Zugegebenermaßen werden es zwei Gläser. Mein Mann vergleicht mich mit Hemmingway, der angeblich auch seine besten Texte dann schrieb, nachdem er etwas getrunken hatte.

Gestärkt vom guten Essen gehe ich zurück in die City. Schließlich will ich noch einen historischen Kriminalschauplatz besuchen.

10: Augustinerstraße 12: Haus der Blutgräfin Elisabeth Báthory

Ich begebe mich zum Haus der 1611 als „Blutgräfin“ verurteilten Serienmörderin Elisabeth Báthory in der Augustinerstraße 12. Die Lärmbelästigung durch Schreie soll so arg gewesen sein, dass die Augustinermönche, die auf der anderen Straßenseite wohnten, Blumentöpfe auf die Fenster der reichen Gräfin warfen.

Die Prozessunterlagen schildern, dass die reiche ungarische Adelige Elisabeth Báthory viele junge Mädchen auf ihre Burgen und in ihre Häuser lockte. Dort folterte sie ihre Opfer (die Zahl schwankt von 38 bis zu 650) auf brutale und sadistische Weise zu Tode. Sie soll in deren Blut gebadet haben, um damit auf ewig jung zu bleiben. Erst als sie begann, auch adelige Frauen zu töten, wurde ihr der Prozess gemacht. Nach 4 Jahren Hausarrest (!) starb sie auf ihrer Burg in Čachtice.

Sie inspirierte Bram Stoker zu seinen Dracula-Romanen und gilt als Urmutter der weiblichen Vampire.

11: Innenhof des Hauses Augustinerstraße 12

Der Hof ist nicht für die Allgemeinheit zugänglich. Daher freue ich mich umso mehr, dass sich heute für mich zufällig das Tor öffnet und ich den wunderschönen Innenhof bestaunen kann. Dennoch könnte ich mir nicht vorstellen, hier in diesen alten Gemäuern zu wohnen.

Es wird Zeit, dass ich wieder nach Hause fahre, um den Artikel zu schreiben. In Kaisermühlen angekommen, atme ich auf. Die Kriminalschauplätze haben ein beklemmendes Gefühl hinterlassen, denn hier handelt es sich nicht um Fiktion, sondern um wahre Verbrechen. Außerdem hat das lange Gehen auf dem harten Asphalt meiner Hüfte nicht gutgetan und ich hinke.

12: Hier ist Kaisermühlens „Drogenumschlagplatz“ Nummer 1

Bevor ich endgültig nach Hause fahre, muss ich noch ein heute fälliges Buch zurückzubringen. Schon seit frühester Kindheit versorge ich mich in den Büchereien mit der für mich überlebenswichtigen Droge Buch. Diese Filiale befindet sich im Goethehof, der einer der größten Gemeindebauten in Wien ist.

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12 von 12: Mein 12. Dezember 2022

Montag, der 12. Dezember 2022 ist der 346. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 19 Tage bis zum Jahresende. In der Nacht hat es geschneit und es ist sogar ein wenig Schnee liegen geblieben. Als ich in der Früh aus dem Fenster schaue, schneit es immer noch ein bisschen. Es herrscht Dauerfrost bei -1 Grad. Ein stürmischer und eisiger Westwind treibt ausgedehnte Wolkenfelder durch. Zwischendurch zeigt sich auch immer wieder eine fahle Wintersonne.

Auch 10 Jahre nach dem angeblich im Maya-Kalender vorhergesagten Weltuntergang am 12.12.12 ist die Welt noch nicht untergegangen. In Wien war das aber sowieso kein Thema.

Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später.

sagte nämlich schon Gustav Mahler oder doch Karl Kraus?

Heute bin ich zu Hause und ich habe für den Tag nichts geplant. Ganz stimmt das natürlich nicht, denn in der Früh stehen Dehnungsübungen am Programm. Eigentlich sollten sie immer ein morgendlicher Fixpunkt sein, aber ich gebe zu, dass ich sie in den letzten Monaten sträflich vernachlässigt habe und mein Körper reagiert zunehmend mit Unmut und Frust.

#01: Am Weg in den Supermarkt

In Wien ist heute einer der extrem seltenen Tage mit Schnee. Ich mache mich auf in den Supermarkt, um mein Frühstück zu kaufen: 2 Handsemmeln, frischen Schinken und reifen Bergkäse. Dazu gibt es selbstverständlich frisch im Keramik-Handfilter aufgebrühten starken Kaffee. Und die Morgenzeitung.

#02: Ich liebe Frühstücken!

Der Vormittag ist schnell vorbei. Ich schreibe einige E-Mails und arbeite an den Fotokalendern für meinen Mann und meine Mutter. Sprich: Ich versuche, meine renitenten Verwandten davon zu überzeugen, mir sowohl sinnvolle als auch scharfe Porträtfotos in Originalgröße zu schicken, damit ich die Kalendermonate damit füllen kann. Ein Kalender ist fertig, der andere noch im Entstehen. Was das Fotografieren betrifft, kann ich meine Verwandten grob in folgende Gruppen unterteilen: Scherzbolde, Unbegabte (mit null Bock, etwas dazuzulernen), Unwillige (die mich ignorieren) und meine liebste Gruppe, die Fähig-Willigen.

#03: Ein Scherzbold-Foto; mit „scharf“ meinte ich nicht die Zähne!

Ich habe erst mal genug vom Kalender erstellen und beschließe, einen Spaziergang in der Lobau zu unternehmen. Der Naturpark Donauauen ist nicht weit von meiner Wohnung entfernt und ich mache mich auf zur Busstation.

Obwohl das Wetter sehr kalt und sehr feucht ist, sind mehrere „zu-verschenken“-Sachen an der Straße zu sehen. Heute ist nicht der optimale Tag, um Dinge nach draußen zu stellen, aber vielleicht findet sich ja schnell ein neuer Besitzer oder eine neue Besitzerin.

#04: Kinderstuhl zu verschenken
#05: Privater Bücherschrank
#06: Sneakers

Ich muss nicht lange auf den Bus warten, aber für ein Selfie reicht die Zeit.

#07: An der Busstation

Ich liebe die Lobau zu allen Jahreszeiten und bin sehr glücklich, dass ich dieses wunderbare Naturschutzgebiet in meiner Nähe habe.

#08: Wanderweg in der Lobau
#09: Die Dechantlacke
#10: Beim Josefssteg

Nachdem ich für die Rückfahrt fast 15 Minuten in eisiger Kälte auf den Bus warten musste, muss ein warmes Mittagessen/Abendessen her. Meine Vorräte sind sehr aufgebraucht und ich bin heute auch etwas fantasielos, was das Essen betrifft. Aber Spaghetti mit Tomatensauce gehen immer. Dazu habe ich Frühlingszwiebeln in Olivenöl angeschwitzt, klein geschnittene grüne Oliven und gehackte Tomaten dazugegeben, mit Oregano, Basilikum und Dill gewürzt und dann noch mit Parmesan bestreut. Sehr lecker!

#11: Spaghetti

Der Tag hat noch eine ganz besondere Überraschung parat. Ein Packerl von einer meiner Teilnehmerinnen an der Adventskalender-Aktion. Sie hat gelesen, dass ich Sudokus liebe und mir einen Sudoku-Kalender geschenkt. Damit hat sie sowohl das perfekte Geschenk für mich gefunden, als mir auch eine riesige Freude bereitet. 2023 kann kommen!

Bis zum 23.12. kannst du dich übrigens noch für die Adventskalender-Aktion anmelden. Im etwas anderen Adventskalender geht es ums Ausmisten, Ordnung schaffen, Sparen und Minimalismus (bei mir Optimalismus). Auch wenn du nicht von Anfang an dabei warst, du wirst auch jetzt noch von den Tipps profitieren! Zur Anmeldung geht’s hier: ->>> Adventskalender

#12: Ein liebes Weihnachtsgeschenk

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, schau doch bei „12-von-12“ vorbei und folge mir auf meinen bisherigen Touren. Am 12. jeden Monats dokumentiere ich den Tag in 12 Bildern. Es ist mein Augenblicks-Tagebuch.

Um die Bilder noch besser zu machen, habe ich dieses Jahr einen iPhone-Fotokurs gemacht, den ich dir sehr gerne weiterempfehle. Es ist ein Selbstlerner-Kurs und wunderbar geeignet für Anfänger*innen und leicht Fortgeschrittene. Ich war immer wieder erstaunt, was meine iPhone-Kamera so alles kann und wie man mit einfachen Hacks und Tipps soooooooo viel bessere Fotos mit dem Handy (das man sowieso meistens mit hat) machen kann.

Daher kann ich diesen Kurs aus vollem Herzen allen empfehlen, die tolle Fotos – seien es nun Urlaubsfotos oder Fotos für Blogartikel – machen wollen. Es war auch der Kurs mit dem bei weitem besten Preis-Leistung-Verhältnis!

Zusätzliches Plus: Die Foto-Locations für die Videos sind in Lettland; sowohl in der Hauptstadt Riga als auch in den wunderschönen Naturparks und Stränden.

Der Link ist ein Affiliate-Link, d.h. wenn du den Kurs über diesen Link buchst, bekomme ich eine kleine Provision. Dich kostet der Kurs keinen Cent mehr.

12 von 12: Mein 12. November 2022: Simmering Spaziergang

Wohnhaus Simmering

Heute ist Samstag, der 12. November 2022. Das ist der 316. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 49 Tage bis zum Jahresende. In Wien strahlt die Sonne ungebremst vom blauen Himmel und ich finde, es ist für die Jahreszeit zu warm. Die Prognose ist 16 Grad, aber ich denke, die Maximaltemperatur liegt eher bei 20.

Mein Mann und ich unternehmen heute einen Simmering Spaziergang und besuchen einen der ältesten Friedhöfe in Wien. Ich habe dazu ein wenig die Zahlenmystik bemüht. November ist der 11. Monat – daher geht es in den 11. Wiener Gemeindebezirk, nach Simmering. November ist mit Allerseelen auch der Monat, wo wir der Toten gedenken – daher besuchen wir heute einen Friedhof.

Der Arbeiterbezirk Simmering liegt im Südosten Wiens und ist mit einer Fläche von 23,22 km2 der achtgrößte Wiener Gemeindebezirk. Mit seinen 106.000 Einwohner*innen ist er bezogen auf die Menschen, die hier wohnen, der fünftgrößte Bezirk Wiens. Mit ca. 45% Grünfläche ist Simmering auch ein sehr grüner Bezirk.

Simmering Spaziergang:
Bild 01: Kirche am Enkplatz
#01: Verfrüht! Vor der Neusimmeringer Pfarrkirche sind schon die Mitglieder der Heiligen Familie sowie die Heiligen drei Könige zugange.

In Gedanken habe ich mir den heutigen Tag schaurig-düster und nebelverhangen vorgestellt. Wo dunkle Gestalten mit aufgestelltem Kragen an uns vorbeihuschen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Blauer Himmel, Sonnenschein, milde Temperaturen, samstäglicher Gemüsemarkt und fröhliches Treiben erwarten uns vor der Neusimmeringer Pfarrkirche am Enkplatz. Auch die Heilige Familie und die Heiligen drei Könige sind schon hier.

In Simmering gibt es eine Reihe großer Gemeindebauten. Viele von ihnen entstanden im Roten Wien in den 1920er Jahren. Sie waren purer Luxus einer Zeit, wo über 90% der Wohnungen weder über eine Toilette noch über fließendes Wasser verfügten und sogenannte Schlafgänger*innen sich oft gar keine Wohnung, sondern nur die Miete für ein Bett leisten konnten.

Simmering Spaziergang:
Bild 02: Der Gemeindebau Widholz-Hof
#02: Gebaut! Gemeindebau Widholz-Hof: Pelikan-Brunnen

Bei der Eröffnung des Karl-Marx-Hofs sagte der damalige Wiener Bürgermeister Karl Seitz: Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.
Wahre Worte! Jedes Mal, wenn ich an einem der mit Liebe und Bedacht gestalteten Gemeindebauten vorbeigehe, bin ich dankbar, dass wir Politiker und Politikerinnen mit dieser Weitsicht hatten. Denn auch heute profitieren wir noch immer von diesen Wohnungen.

Der Widholz Hof grenzt an den weitläufigen Herderpark an.

Simmering Spaziergang:
Bild 03: Herderplatz
#03: Entspannt! Im Herderpark kann man bei dem schönen Wetter noch gemütlich draußen sitzen.

Wir schlendern durch den Park und dann geht’s weiter zum Karl Höger Hof, einem weiteren riesigen Gemeindebau. Im Zuge des Februaraufstands von 1934 wurde hier der sozialdemokratische Schutzbund vom Bundesheer angegriffen. Die Kampfhandlungen forderten zwei Tote.

Die denkmalgeschützte Wohnhausanlage umfasst 17 Stiegenhäuser mit 220 Wohnungen. In der Durchfahrt ist eine Tafel angebracht, die an die Vertreibung von Klara und Jakob Datz im Jahr 1938 erinnert. Der Kündigungsgrund hieß „Nichtarier“. Im Dezember 1944 wurden hier elf Bewohner*innen bei einem Luftangriff getötet.

Simmering Spaziergang:
Bild 05: Gedenktafel am Karl-Höger-Hof:
Kündigungsgrund: Nichtarier
#05: Unvergessen! Das Leid und die Toten.

Wir spazieren weiter zur Dommesgasse, wo wir zwischen vier Wohnblöcken die von Josef Seebacher farbenfroh gestaltete Springbrunnenanlage entdecken. Leider ist sie nicht (mehr) in Betrieb.

Simmering Spaziergang:
Bild 06: Springbrunnenanlage in der Dommesgasse
#06: Bunt, aber außer Betrieb!

Von der Dommesgasse ist es nicht mehr weit zur Simmeringer Hauptstraße, wo es noch viele kleine Läden zu bewundern gibt.

Simmering Spaziergang:
Bild 07: Obst- und Gemüseladen in der Simmeringer Hauptstraße
#07: Vitaminreich!

Der Bezirk Simmering hat eine bewegte Geschichte, wie man auch an den Häusern und Fassaden sehen kann. Was früher ein Handy-Laden war, ist nun ein Obstgeschäft. In Zeiten wie diesen: Essen müssen wir alle.

Simmering Spaziergang:
Bild 08: Obst- und Gemüseladen in der Simmeringer Hauptstraße
#08: Das neue Schwarz ist Orange!
Simmering Spaziergang:
Bild 09: Obst- und Gemüseladen in der Simmeringer Hauptstraße - Detail: Kakis
#09: Orange rules!

Nach so viel Bunt sind wir gerüstet für den Simmeringer Friedhof, der schon ins 14. Jahrhundert zurückgehen soll. Die auf einer Anhöhe gelegene Kirche St. Laurenz (siehe im Bild links oben) gilt als eine der ältesten Sakralbauten in Wien. Weiter unten steht die neu renovierte Rinnböck-Kapelle, die 1880 als Grabmal für den Simmeringer Gastwirt und Hausbesitzer Josef Rinnböck (1816 – 1880) errichtet wurde.

Simmering Spaziergang:
Bild 10: Simmeringer Friedhof: Rinnböck Kapelle
#10: Renoviert!

Am Simmeringer Friedhof gibt es zwar nicht so viele Ehren- und Prominentengräber, wie am Zentralfriedhof, aber ein Grab ist dennoch so bekannt, dass es sogar mit einem Zaun gesichert ist. Es ist die letzte Ruhestätte von Josef Lang, der als Österreichs letzter Scharfrichter gilt. Er übte das Amt des Henkers von 1900 bis 1918 aus. Mit 1919, der Abschaffung der Todesstrafe, wurde er pensioniert. Ursprünglich war Josef Lang Kaffeehausbesitzer in Simmering. Zu seinen Stammgästen zählte der damalige Scharfrichter Karl Selinger, der Lang als Gehilfen anheuerte. Nach Selingers Tod übernahm Josef Lang dessen Position. Insgesamt richtete er 39 Menschen durch Erhängen hin.

Simmering Spaziergang:
Bild 11: Simmeringer Friedhof: Grabmal von Josef Lang, dem letzten Scharfrichter von Wien
#11: Hingerichtet!

Nach unserer Tour haben wir uns eine Pause verdient. Unweit des Friedhofs steht das urige Wirtshaus Pistauer, in das wir einkehren. Inzwischen sind wir auch schon hungrig. Ich entscheide mich für den Steirischen Backhendelsalat und das Bier des Monats, ein rotes Zwickl. Das Essen und die Getränke sind ausgezeichnet und wir freuen uns, ein neues Lokal entdeckt zu haben.

Simmering Spaziergang:
Bild 12: Gasthaus Pistauer
#12: Angerichtet! Ich liebe die alten, urigen Wiener Wirtshäuser.

Wie du bei Bild #01 siehst, Weihnachten steht vor der Tür – und damit auch mein Adventkalender. Wenn du gerne 24 Tipps für ein leichteres, entspannteres, sparsameres und minimalistischeres Weihnachten bekommen möchtest, dann trag dich in der Liste ein. Klick dazu auf das Bild.

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12 von 12: Mein 12. Oktober 2022 in Steyr

Mittwoch, der 12. Oktober 2022 ist der 285. Tag des gregorianischen Kalenders, somit verbleiben 80 Tage bis zum Jahresende. Das Wetter ist mild für den Monat Oktober. Sowohl für Wien als auch für Steyr gibt es die Prognose: „Wolken, Sonne und maximal 17 Grad“.

Nach dem Emmersdorf-Debakel sind wir (d.h. mein Mann und ich – er ist nun fix mit dabei bei „12von12“ – skeptisch, was den öffentlichen Verkehr außerhalb Wiens betrifft. Aber obwohl wir in St. Valentin nur sechs Minuten zum Umsteigen haben, erreichen wir den Anschlusszug ohne Probleme.

#01: Erster Blick auf Steyr; vom Bahnhof kommend

Wir sind in der oberösterreichischen Stadt Steyr, die nach Linz und Wels die drittgrößte Stadt dieses Bundeslandes ist. Die über 1000 Jahre alte Stadt ist malerisch am Zusammenfluss der Flüsse Enns und Steyr gelegen und ein wahres architektonisches Juwel. Am historischen Stadtplatz, aber auch in den Seitenstraßen reiht sich ein wunderschönes Bürgerhaus ans Nächste. Hier ist auch das Stadthotel Styria, wo wir übernachten werden.

#02: Stadtplatz Steyr – unser Hotel ist das Haus mit den Fahnen

Die Gassen sind mit Durchgängen verbunden, die manchmal so dunkel, eng und niedrig sind, dass ich mir vorstellen kann, Menschen aus ganz anderen Zeitepochen zu begegnen. Durch Steyr zu spazieren, ist wie sich auf eine Zeitreise zu begeben.

#03: Durchgang 1: Vom Stadtplatz zur Berggasse
#04: Durchgang 2: Abstieg zum Ennsufer

Ich bin begeistert von dieser Stadt, schockverliebt, und frage mich, warum es 59 Jahre gedauert hat, bis ich hier hergekommen bin.

Um uns zu orientieren, fahren wir mit dem Panoramalift hoch hinauf, zum Taborturm, wo es eine Aussichtsplattform gibt. Hier haben wir einen großartigen Ausblick über die Stadt.

#05: Blick von der Aussichtsplattform beim Taborturm

Vom Tabor folgen wir einem idyllischen Weg entlang der alten Friedhofsmauer zum Schnallentor. „Schnalle“ ist die Bezeichnung für eine alte Münze und verweist auf den ursprünglichen Zweck des Tors als Mautstelle. Wer mit dem Fuhrwerk in die Stadt wollte, musste Pflastermaut bezahlen. Das Schnallentor wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet. Der Sgraffitoschmuck am Tor stammt aus dem Jahr 1613; darauf verweist eine am Tor sichtbare Jahreszahl.

#06: Schnallentor – wir müssen glücklicherweise keine Maut bezahlen!

Weiter geht’s zum Dunklhof. Das Wohnhaus aus dem 15. Jahrhundert war Sitz der niederen Gerichtsbarkeit.
Der Arkadengang stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er hat reich verzierte Säulen und mit Ornamenten geschmückte Eckpfeiler.

Hier hat die Lyrikerin und Romanschriftstellerin Dora Dunkl gelebt. In ihrem Gedichtzyklus „Ein Haus aus Stein“ schreibt sie:
Die Worte / gespenstern / und / heulen / ums Haus / wie Wölfe / der Steppe / um / das einzige Haus / in dem / ich wohne / und / den großen Sandregen / höre: / aus / meinem Haus / rieseln / die Steine / zurück / in / das Meer

#07: Dunklhof – Kunstateliers

Steyrdorf ist einer der ältesten Stadtteile von Steyr. Hier gab es einmal viele Handwerksbetriebe und Ladengeschäfte. Heute ist es eine beliebte Wohngegend.

#08: Steyrdorf

Wir schlendern weiter in Richtung Wehrgraben, wo wir an der Skulptur Big Mama vorbeikommen, die von der Bildhauerin Ulrike Schörkl gestaltet wurde – und für globale Heimat, Liebe und Toleranz steht.

#09: Big Mama

Pünktlich zur goldenen Stunde machen wir uns auf den Weg zum Abendessen und auch die Sonne lässt sich nun blicken. Sie lässt die Michaelerkirche wunderschön in Rot und Gold erstrahlen.

#10: Blick auf die eindrucksvolle Barockkirche St. Michael

Unsere freundliche Rezeptionistin hat das Lokal „Knapp am Eck“ empfohlen. Von außen schaut es so unscheinbar aus, dass man wahrscheinlich einfach vorbeigehen würde. Innen präsentiert es sich als ein gemütliches und uriges Wirtshaus. Glücklicherweise haben wir eine Reservierung, denn kurz nach der Öffnung ist das Lokal komplett voll.

#11: Knapp am Eck

Das Essen ist vom Allerfeinsten. Ein Restaurant mit einer Qualität, wie man es nicht alle Tage findet. Das Wirtshaus-Hendl ist außen knusprig und innen zart und wird mit einer köstlichen Sauce mit Herbstgemüse serviert. Als Nachspeise gibt es Crème brûlée für meinen Mann und Schoko-Brownie mit Vanilleeis und Holler-Sauce für mich. Einfach fantastisch! Gestärkt und zufrieden spazieren wir zurück zu unserem Hotel am Stadtplatz. Es ist 20:00 Uhr und (für uns) schon fast gespenstisch ruhig auf den Straßen. Das sind wir aus Wien nicht gewöhnt.

#12: Wirtshaus-Hendl

Wir lassen diesen wunderschönen Tag in unserem gemütlichen Hotelzimmer ausklingen.

Meine Empfehlung: Wartet nicht 59 Jahre, bis ihr nach Steyr kommt! Diese Stadt ist definitiv eine Reise wert.

12 von 12: Mein 12. September 2022 in Linz

Die Stahlstadt Linz

Montag, der 12. September 2022 ist der 255. Tag des gregorianischen Kalenders, somit verbleiben 110 Tage bis zum Jahresende. Heute fahren mein Mann und ich in die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz. Das Wetter ist perfekt. Es steht uns ein sonniger Herbsttag bevor.

Linz ist der Underdog unter den österreichischen Städten und hatte lange Zeit das Flair einer kulturlosen und verpesteten Industriestadt mit immer verstopften Einfallsstraßen. So ganz hat sich Linz noch immer nicht von diesem schlechten Ruf befreit, obwohl sich die Stadt durch viele Umweltschutzmaßnahmen und Kulturinitiativen sehr gewandelt hat. Linz ist dennoch nicht das erklärte Ziel für Touristen. Dann doch lieber Wien oder Salzburg. Zeit für einen Check! Und was würde sich besser dazu eignen, als ein „12von12“-Artikel.

#01: Westbahn nach Linz an der Donau

Unser Verkehrsmittel der Wahl ist die Westbahn, die pünktlich um 8:40 den Wiener Westbahnhof verlässt und uns in 1 Stunde und 15 Minuten nach Linz an der Donau bringt. Nach all den Wirren und Problemen mit den niederösterreichischen Bussen einfach eine Wohltat!

#02: Italienisches Flair

Wir sind erst einmal erstaunt über das italienische Flair in der Innenstadt. Noch sind die Wolken dicht, aber das wird sich schon bald ändern.

#03: Blick vom Schlossberg

Wir gehen hinauf auf den Schlossberg, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat. Rechts hinten sieht man die Rauchschwaden des Voestalpine Stahlwerks, eines der größten Unternehmen Österreichs mit über 50.000 Mitarbeiter*innen.

#04: Blick auf die Donau

Hier gibt es schon deutlich mehr blauen Himmel zu sehen.

#05: Altstadt

Heute ist Montag und viele Geschäfte sind geschlossen. Etwas, das wir in Wien nicht (mehr) kennen. Die Linzer Altstadt war früher eine sehr verrufene Gegend mit berüchtigten Nachtlokalen und beherbergte den Rotlichtbezirk. Im Jahr 2022 ist davon nicht mehr viel übriggeblieben. Das Viertel mit den wunderschönen historischen Fassaden beherbergt nun Cafés, Boutiquen, Kunsthandwerk und Galerien.

#06: Grün im Grau: Die engste Gasse in Linz

Die Reichengasse ist über einen unscheinbaren Eingang begehbar. Einen Durchgang gibt es allerdings nicht mehr; sie endet als Sackgasse. Ohne unseren Tourguide Angela hätten wir sie ganz sicher nicht gefunden.

#07: Mittagessen im Gasthaus Keintzel

Nach so viel Sightseeing sind wir hungrig und gehen ins Gasthaus Keintzel. Ein traditionelles Wirtshaus mit fantastischen, frisch gemachten Speisen und ein Geheimtipp, denn viele dieser Gastwirtschaften gibt es leider nicht mehr.

#08: k.u.k. Hofbäckerei

Gleich ums Eck ist die k.u.k. Hofbäckerei. Ein sehr uriges Lokal mit ganz viel Kaiser-Lokalkolorit und mit einer wunderschön altmodisch getäfelten Außenfassade.

#09: Linzer Torte

Vielleicht hatten wir einfach Pech, vielleicht war es ein Montagsprodukt, aber die Linzer Torte hat leider gar nicht geschmeckt. Hart, kalt, bröselig – wie frisch aus dem Tiefkühlfach. Zumindest der Kaffee war gut.

#10: Glasfenster im Mariendom

Die Vormittagsmesse ist vorüber und so können wir nun ungestört den Dom besichtigen. Der Mariä-Empfängnis-Dom ist vom Fassungsvermögen die größte Kirche Österreichs. Im Kircheninneren hätten 17.000 Menschen Platz. In der Krypta nochmals 3.000. Der Turm ist mit knapp 135 m jedoch zirka 2 Meter niedriger als der Südturm des Wiener Stephansdoms. Der Legende nach durfte in der k.u.k. Monarchie kein Gebäude höher sein als der Dom zu St. Stephan.

Der Dom war vor genau 89 Jahren und 1 Tag Tatort des Mordes am damals 48-jährigen Obermesner Franz Bachbauer. Als er am 11. September 1933 gegen 12.55 Uhr die über Mittag geschlossenen Tore des Domes aufsperren wollte, fiel ihm eine Bewegung in der Taufkapelle auf. Plötzlich stand ihm ein Mann gegenüber, der ihn mit einer Pistole bedrohte und wenige Sekunden später auf ihn schoss.

Der lebensgefährlich verletzte Mesner schleppte sich mit letzter Kraft zur Sakristei. Dort brach er zusammen.

Bachbauer wurde ins nahegelegene Spital der „Barmherzigen Schwestern“ gebracht, wo er noch bei Bewusstsein war und trotz starker Schmerzen eine Beschreibung des Unbekannten geben konnte: Der Täter sei etwa 20 bis 30 Jahre alt, war etwa 175 Zentimeter groß, hatte zurückgekämmtes dunkelblondes Haar und trug einen grauen Anzug. Dann verschlechterte sich der Zustand des Mesners, das Projektil hatte die linke Lunge, die Milz, das Zwerchfell und eine Niere verletzt.

Eine erfolgreiche medizinische Behandlung dieser Verletzungen war 1933 ohne sofortige Operation, Bluttransfusion und Antibiotika nicht möglich: Franz Bachbauer starb am Nachmittag des 12. September 1933 an Blutverlust und Infektion. Der Täter konnte nie ausgeforscht werden und auch die Tatwaffe wurde nie gefunden.

Bei Franz Bachbauers Begräbnis drei Tage später wurde auch für die Seele des Täters gebetet, „dass die Gnade Gottes sie zur Reue und Einkehr bringe“. Ich hoffe, dass die katholische Kirche gut für Bachbauers Witwe und Kinder gesorgt hat, denn schließlich ist er in Ausübung seiner dienstlichen Pflichten gestorben.

Der Fall wird auch im Podcast Spur der Verbrechen behandelt, an dem auch unser Guide Angela mitgearbeitet hat. Den Podcast kann ich allen True Crime Fans sehr empfehlen.

#11: Inschrift am Hauptportal

Diese Tafel (gewidmet vom Reichsbund der katholischen deutschen Jugend Oberösterreichs) mutet befremdlich an, war es doch Dollfuß und seine Partei, die 1933 das Parlament ausgeschaltet und diktatorisch per Notverordnung regiert hatten. Dollfuß stand dem italienischen Faschismus und der katholischen Kirche nah.

Darunter ist eine Zusatztafel angebracht: Die hier angebrachte Gedenktafel für den von Nationalsozialisten ermordeten Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß spiegelt die Situation des Jahres 1934 wider. Die katholische Kirche fühlte sich damals der von Dollfuß vertretenen politischen Kraft verbunden. Die Gedenktafel ist aus heutiger Sicht keine Zustimmung zur damaligen Politik.

#12: Heimfahrt nach Wien

Linz ist die Landeshauptstadt von Oberösterreich und mit 207.247 (Stand 1.1.2022) nach Wien und Graz die drittgrößte Stadt Österreichs. Sie ist namensgebend für die Linzer Torte, deren Rezept als das älteste bekannte Tortenrezept der Welt gilt. Ich nehme mir vor, bald selbst eine Linzer Torte zu backen.